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Diese spektakulären Erntemaschinen sind in der Region im Einsatz

  
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Zuckerrüben-Vollernter, Trauben-Vollernter, Zuckerrübenverlademaschine oder Mähdrescher: alle Maschinen haben eines gemeinsam. Sie haben irre viel Technik, sehr viel PS und noch mehr Gewicht. Wir stellen die "Erntehelfer" vor.

  
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    Verlade-Maus


    Wenn die Zuckerrüben geerntet werden, gibt es keine Pause. Denn: Das Werk in Offenau braucht dringend Nachschub. Und so wird auf den Feldern rund um die Uhr gearbeitet, auch mitten in der Nacht. Eine Ausnahme gibt es: den Sonntag. Dann ist tatsächlich auch während der Zuckerrübenkampagne für die Männer ein freier Tag. Ansonsten heißt es aber: die Maschine läuft an 110 Tagen 24 Stunden lang. Der Motor wird nicht ausgemacht, erklärt Karl Müller (Untermünkheim).

    Die Verlademaus (Foto: Tscherwitschke) gehört der LMZ-Franken. Darin organisieren sich rund 740 Bauern, die gemeinsam 4800 Hektar Zuckerrüben anbauen. Ganz korrekt arbeitet die LMZ mit zwei Lademäusen, der Ost-Maus und der West-Maus. Die Ostmaus ist hier in der Region in insgesamt fünf Landkreisen für 370 Landwirte unterwegs und verlädt die Ernte von 5000 Hektar Zuckerrübenfeldern. Mit 32 Tonnen Leergewicht auf drei Achsen ist die Verlademaus alles andere als niedlich. Sie reinigt und verlädt 200 Tonnen Rüben in der Stunde. Auf einen Lastwagen passen etwa 26 Tonnen. Das macht die Maus in sechs bis acht Minuten. Deshalb stehen immer mehrere Laster bereit, um die Zuckerrüben dann nach Offenau zu transportieren. Der Ost-Maus sind neun Laster zugeordnet.

    Zehn Meter breit frisst sich die Verlademaus in den Berg der auf dem Feld aufgeschütteten Rüben. 13 Meter Überladeweite hat das Fahrzeug, kann locker eine drei Meter hohe Hecke überragen. Mit 14,99 Metern Länge ist die Maschine knapp unter 15 Meter lang und kann damit auf der Straße von Feld zu Feld fahren. Dafür muss sie eingeklappt werden. Das geht wohl vollautomatisch, ist aber ein Akt. Die Transportgröße ist dann direkt handlich mit vier Metern Höhe und drei Metern Breite. Beeindruckend ist für Karl Müller, dass die Maschine trotz  der vielen elektronischen Ventile und der vielen Ketten viel aushalten kann: Sie läuft bei Schnee, Regen, Frost und Wind, bei Temperaturen von 25 Grad in der Sonne und auch eisigen minus 15 Grad. Denn die Zuckerrübenkampagne beginnt derzeit im Herbst und geht bis etwa 10. Januar. Wettertechnisch gibt es in dieser Zeit alles.

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    Zuckerrüben-Vollernter


    Stark wie ein Tiger ist der Zuckerrüben-Vollernter (Foto: Tscherwitschke). Deshalb heißt er auch Euro-Tiger. Karl Müller (Untermünkheim) ist beeindruckt von dem großen gelben Fahrzeug, das ein wenig an einen Mähdrescher erinnert, aber deutlich leistungsstärker ist. 800 PS treiben die Maschine an, die in einer Stunde ein Hektar Rübenfeld rodet. Früher sei man dafür einen Tag gefahren, erklärt Müller. Ein Feld bringt den Ertrag von 80 bis 100 Tonnen Rüben, je nach Größe. Dieses Jahr sind die Rüben groß und schwer, da ihnen der Regen gut getan hat.

    Auf drei Achsen und Reifen, die einen Meter breit sind, fährt der Euro-Tiger über den Acker. Das ist deshalb so, damit sich das Gewicht möglichst bodenschonend verteilt. Denn schon im Leerzustand wiegt das Gerät knapp 40 Tonnen. In den Bunker passen 26 Tonnen Rüben. Das ist deshalb so viel, damit ein etwa 800 Meter langer Acker in einem abgeerntet werden kann, der Vollernter nicht nach der Hälfte zum Laster zurück muss. Die Schnittbreite ist so, dass sechs Reihen Rüben erfasst werden. Die Rüben stehen 45 bis 50 Zentimeter auseinander. Die Einstellung erfolgt automatisch. Das Fahrerhaus ist klimatisiert.

    Im Einsatz ist die Maschine ab etwa 10. September bis 20. November. Dann versuchen die Landwirte, die Zuckerrüben aus der Erde zu haben. Die Berge werden dann mit Vlies abgedeckt, bis die Verlademaus kommt und sie holt.

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    Mähdrescher


    Der Kupferzeller Landwirt Jürgen Maurer hat einen neuen Mähdrescher (Foto: privat). Dessen Fahrerstand ähnelt mehr dem eines Flugzeugs denn eines Traktors: Mehrere Rechner sind darauf verbaut, Touchscreen-Bedienfelder und ein klimatisierter Fahrerstand gehören dazu. 380 PS hat die gelbe Maschine, die 16 Tonnen Leergewicht auf das Feld bringt. Damit der Drescher auf dem Feld nicht einsinkt, sind großvolumige Reifen Pflicht, um das Gewicht gleichmäßig zu verteilen. Denn ist der Kornspeicher voll, dann erhöht sich das Gewicht um sechs bis zwölf Tonnen. So viel Getreide passt in den Kornbunker.

    Feuchtigkeit des Korns und andere Daten mehr werden dem Landwirt gleich angezeigt. Auch die Anpassung an das Gelände erfolgt automatisch. Das 6,20 Meter breite Schnittwerk kann vertikal und horizontal verstellt werden, damit Korn und nicht Erde geerntet werden. Es gibt Drescher, die mit Rotoren arbeiten wie der von Jürgen Maurer, es gibt aber auch Rüttler. Zwei bis drei Hektar Korn erntet die Maschine pro Stunde. 9,60 Meter lang und vier Meter hoch sieht man sie schon von weitem auf dem Feld. Vor allem dann, wenn die Staubwolke über dem Drescher aufsteigt. Der Staub ist gefährlich. Denn bei 35 Grad im Schatten hat es zur Ernte im Hochsommer gut und gern um die 90 Grad beim Motor. Ist der staubig, kann es zum Brand kommen. Deshalb müssen auch die Leitungen und Schläuche auf Lecke kontrolliert werden.

    So ein moderner Drescher kostet viel Geld. Deshalb arbeiten hier die Landwirte entweder im Ort zusammen oder sind über Maschinenringe zu einer Gemeinschaft verbunden. Oder aber die Felder werden von Lohndreschern geerntet. Bis zu 300 Hektar pro Jahr drischt so ein moderner Hochleistungsdrescher. Das kann er zehn bis 15 Jahre lang. Ein Fahrer ist übrigens nur sicherheitshalber an Bord: Die Maschine könnte GPS-gesteuert auch alleine ernten.

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    Kartoffel-Vollernter

    Mit der Zuckerrüben-Verlademaus kann dieses Gerät größentechnisch nicht mithalten. Doch mit einer Länge von acht Metern, einer Breite von 3,20 Metern und einem Leergewicht von neun Tonnen ist der Kartoffel-Vollernter (Foto: Kühl) der Familie Muth aus Schwaigern auch nicht von schlechten Eltern.

    Mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von drei bis vier Kilometern pro Stunde und einer Arbeitsbreite von 1,5 Metern ist die „AVR zweireihig“ in der Lage, jeden Tag etwa drei Hektar Kartoffeln aus dem Acker zu holen. „Mit der Vorgängertechnik, dem einreihigen Kartoffelroder, hat man vielleicht 30 Ar pro Tag geschafft“, überschlägt Samuel Muth, der den Betrieb „Kartoffelhof Muth“ gemeinsam mit seinem Vater Alfred führt.

    Der Kartoffel-Vollernter verfügt über keinen eignen Antrieb, er wird von Muth mit einem 240 PS starken Traktor gezogen. Und zwar so, dass die Erntemaschine in der Spur neben dem Traktor hinterherläuft. Die Kartoffeln werden mit einer Schar samt Erde angehoben und auf ein Rüttelsieb gesetzt, das gleichzeitig als Transportband nach oben in Richtung Kartoffelbunker führt. Oben auf der Plattform befreien die polnischen Erntehelfern Agnieszka, Christoph und Kuba die Kartoffeln von haftengebliebener Erde und von hängengebliebenen Teilen der oberirdischen Pflanze. Acht Tonnen fasst der Bunker, dann muss er in einen am Feldrand stehenden Lkw-Hänger entleert werden. Um die nötige Fallhöhe zu erzielen, ist der Kartoffel_Vollernter in der Lage, seinen Bunker hydraulisch mehrere Meter in die Höhe zu hieven.

    Nach jeder Zeile wird gewendet. Ist das Gespann erstmal in der neuen Spur angelangt, kann Muth die Hände vom Lenkrad nehmen: „Wir haben die Kartoffeln per GPS gelegt, und genauso werden sie auch geerntet.“ Heißt im Klartext: Der Autopilot übernimmt dann das Kommando.

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    Trauben-Vollernter

    Etwas kleiner, aber nicht minder spektakulär ist der Trauben-Vollernter (Foto: Kühl), den Jürgen Kachel und Georg Kümmerle aus Stetten am Heuchelberg gemeinsam betreiben. Dabei handelt es sich um eine Maschine, die etwas Ähnlichkeit hat mit einem Portalladekran im Containerhafen, nur kleiner. „Klein“ ist bei einer Höhe von 3,70 Metern, einer Länge von sechs Metern und einer Spurbreite (vorn) von 2,80 Metern allerdings relativ. Mit Kraft versorgt wird die Maschine von einem Sechszylinder, der 160 PS leistet.

    Alle vier Räder werden einzeln per Hydraulikmotor angetrieben, das Gerät kann sich per dreidimensionalem Niveauausgleich an jedes Gelände anpassen. Der starke Motor wird benötigt, denn es geht bergauf, manchmal sogar ziemlich steil: Der Vollernter fährt über die Rebzeilen und schüttelt mit Hilfe von Fiberglasstangen die reifen Trauben von den Reben. Zurück bleiben die leeren Rispen. Die Trauben indes werden von einem Becherband, aufgefangen und in zwei seitlich montierten Bunkern gesammelt. Wenn die Bunker voll sind, können sie um 90 Grad nach oben geklappt werden, sodass die Trauben in einen darunter stehenden Fassanhänger purzeln können. Damit der Ernter auf die dafür notwendige Höhe kommt, kann er sich ähnlich einer Giraffe hydraulisch in die Höhe strecken.

    Ob die Ernte besser maschinell oder wie gehabt händisch erfolgt? Für Weinbergbesitzer Daniel Kümmerle stellt sich die Frage gar nicht: Das Problem ist, für die Ernte überhaupt noch ausreichend Manpower zu bekommen.“ Der biologisch arbeitende Winzer sieht auch kein Anstrich in der Qualität des Leseguts, im Gegenteil. Er sieht einen Vorteil aufgrund der sehr viel schnelleren Verarbeitungszeit. „Für eine Maschinenstunde müssten Sie 15 Leute acht Stunden lang arbeiten lassen, so der Stettener“

 

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