Braten, Tinte und Arznei: Was der Wald außer Holz sonst noch alles hergibt
Holz ist das wichtigste Produkt aus dem Wald. Doch es gibt viel mehr, was die grüne Lunge an Verwertbarem abwirft. Ernteprodukte aus heimischen Forsten sind vielfältig, und es gibt sogar ein paar Überraschungen.

Bei der Frage, was der Wald eigentlich für Produkte hervorbringt, drängt sich einem natürlich zuerst das Holz auf. Es wird als Baumaterial sowie als Rohstoff für weiterverarbeitete Produkte benötigt, etwa für Spanplatten. Auch die Heilbronner Stimme ist in gedruckter Form letztlich ein Produkt aus dem Wald.
Das Produktspektrum ist jedoch wesentlich größer. Da gibt es Waldkräuter, wie Bärlauch, die man laut dem Waldgesetz für den privaten Genuss einsammeln darf. An den Waldsäumen finden Sammler Haselnüsse, Holunderbeeren und -blüten sowie Hagebutten. "Aus Bärlauch kann man ein Prima-Pesto machen", weiß Immanuel Schmutz, Revierförster im Heilbronner Stadtwald, zu berichten. Aus Brennnessel könne man sehr gut Spinat gewinnen. "Auch Esskastanien gibt es, ich verrate aber nicht, wo", so der Forstmann mit einem verschmitzten Lächeln.
Wie viele Pilze man mit nach Hause nehmen darf

Wahre Klassiker aus dem Wald sind Pilze. Zulässig ist eine haushaltsübliche Menge, das bedeutet etwa einen Korb pro Sammler und Tag, mit nach Hause zu nehmen. Laut dem Landeswaldgesetz darf jedermann Waldfrüchte, Streu und Leseholz in ortsüblichem Umfang aneignen und Waldpflanzen, insbesondere Blumen und Kräuter, die nicht über einen Handstrauß hinausgehen, entnehmen. Die Entnahme hat demnach pfleglich zu erfolgen.
Pilze bieten überraschende Nutzungsmöglichkeiten. Douglas Hackett, Zweiter Vorsitzender der Pilzfreunde Heilbronn, kennt so manches Geheimnis. So ist der Zimtfarbene Weichporling zwar sehr giftig. Er erzeugt jedoch einen edlen, violetten Farbton, der Purpur tendiert. "Das kann man sehr gut zum Wollefärben verwenden", so der Pilzkenner. Bei Ötzi, der legendären Gletschermumie, haben Wissenschaftler aufgefädelte Scheiben des Birkenporlings gefunden. "Den verwendet man gegen Magenverstimmungen, man kann aber auch ganz gutes Papier daraus machen", so Hackett. Aus dem Schöpftintling, der sich ebenso wie der Birkenporling in den Löwensteiner Bergen finden lässt, könne man Schreibfarbe herstellen.
Wie Trüffel entstehen

Revierförster Schmutz kennt zahlreiche aktuelle und historische Waldnutzungen. So wird im Wald zertifiziertes Saatgut für Baumschulen zur Nachzucht eingesammelt. Bis heute gebe es den Beruf des Zapfenlesers, der bis in die Spitzen der Nadelbäume emporklettert, um Saatgut einzusammeln. "Wir haben hier im Stadtwald einen ausgewiesenen Erntebestand für Saatgut der Roteiche", berichtet Schmutz. "Die Baumschulen kommen zu uns und ernten". Saatgut werde je nach Baumart mit Netzen eingefangen oder durch Baumsteiger gewonnen. Wald eigne sich auch für die Gewinnung von Trüffel, so der Forstmann weiter.
"Man kann das Wurzelgeflecht von Eichen mit den Sporen des Pilzes impfen, so entstehen Trüffeleichen", berichtet der Förster. Blickt man nur ein, zwei, Generationen zurück, kommen weitere Waldnutzungen in den Blick. So seien Buchäcker nach Kriegen und anderen Notzeiten als Nahrungsmittel und Kaffeeersatz genutzt worden, erinnert Schmutz. Die Eicheln dienten bis vor wenigen Jahrzehnten der Schweineweide. "Der Schweinsberg hier in Heilbronn hat daher seinen Namen." Wer früher keine Ackerflächen besaß, besorgte sich Laubstreu aus dem Wald für die Nutztiere.
Warum man mit dem Verzehr von Wildgerichten gleichzeitig etwas Gutes tut
Ähnlich wie Pilze ist auch Wildbret ein klassisches Waldprodukt. Dies liegt laut dem Leiter des Forstamts im Landkreis Heilbronn, Martin Rüter, voll im Trend: "Mehr ökologisch geht nicht", so der Forstmann, der selbst regelmäßig auf die Jagd geht. Wer Rehfleisch erwirbt, könne nebenbei die natürliche Waldverjüngung unterstützen. Denn die Rehe, laut Rüter absolute Feinschmecker, äsen bevorzugt die Gipfelknospen, die die Haupttriebachse der Bäume sind und sorgen so dafür, dass Jungbäumen verkrüppelt oder im Wachstum gehemmt werden. Mit dem Verzehr von Schwarzwild können Konsumenten die Eingrenzung der Afrikanischen Schweinepest unterstützen. Schließlich gelten Wildschweine gelten als die natürlichen Überträger der Tierseuche.