Corona in Hohenlohe: Wenn sich Rückblick und Ausblick ähneln
Vor einem Jahr wurde in Hohenlohe das Kreisimpfzentrum aufgebaut - 62,7 Prozent der Landkreis-Bevölkerung sind zwischenzeitlich vollständig geimpft. Jetzt wurde Omikron festgestellt.

Die Szenen ähneln sich. Rückblick: Am 23. Dezember vor einem Jahr sind Landrat Matthias Neth und Kreisbrandmeister Torsten Rönisch stolz, das Kreisimpfzentrum in der Öhringer Großsporthalle noch vor dem Jahreswechsel fertig zu haben. Auch die Mannschaft steht. Allein: Es fehlt verlässlich Impfstoff.
In den ersten Wochen des neuen Jahres stehen die Menschen vor dem KIZ Schlange, um den begehrten ersten Piks zu bekommen. Große Sonder-Impfaktionen durch einzelne Hausärzte und Unternehmen in der Region erfahren großen Zulauf. Die Menschen nehmen lange Wege in Kauf, um immun gegen das Virus zu werden.
Schnell und vorausschauend
Dank des schnellen Handelns der Hohenloher Kreisimpfbeauftragten Dr. Susanne Bublitz sind die Hohenloher Pflegeheime früh durchgeimpft. Und auch im Kreisimpfzentrum steigen die Impfzahlen auf über 6000 Dosen an sechs Tagen im Juli an. Am 12. September wird der Betrieb eingestellt.
Aktuell: Wieder stehen die Menschen Schlange für die Corona-Impfung. Zwischenzeitlich ist es für viele die dritte Impfung, Booster genannt. Wieder ist der begehrte Biontech-Impfstoff knapp. Immer noch überschlagen sich Bund und Land mit immer neuen Verordnungen. Immer noch scheint aus Fehlern nicht gelernt worden zu sein. Die Kommunikation ist nach wie vor verbesserungswürdig. Allein: Es gibt kein KIZ mehr.
Tempo gemacht
Dafür hat die Hohenloher Kreisimpfbeauftragte mit anderen niedergelassenen Ärzten und dem Landkreis wieder Tempo gemacht und mit zwei Impfstationen in Pfedelbach und Künzelsau dezentrale Möglichkeiten geschaffen. Dazu kommen Mobile Impfteams in die Städte und Gemeinden. Die Hausärzte impfen nun fleißig mit. Und so meldet die Kassenärztliche Vereinigung kurz vor Jahresende, dass allein von den Hohenloher Hausärzten über 100.000 Dosen verimpft wurden. Es scheint zu laufen.
Inzidenz schwindelerregend
Auch mit Blick auf die Inzidenz, die zwischenzeitlich bei weit über 400 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner lag und nach Weihnachten auf 189 gesunken ist. Trotzdem rollt die vierte Welle mit Macht. Omikron ist in der Region angekommen: erst im Landkreis Heilbronn, dann in der Stadt Heilbronn, jetzt auch im Hohenlohekreis. Die Spaltung der Gesellschaft auch. Davon zeugen nicht nur bitterböse Diskussionen in den sozialen Medien und sogenannte Spaziergänge in einigen Städten und Gemeinden. Auch die Querdenker sind in Hohenlohe sehr aktiv.
Wie geht es weiter?
Wie kann ein - möglicherweise sogar Hoffnung machender - Ausblick aussehen? Schwierig zu sagen. Gewiss ist: Der Hohenlohekreis hat mit Landrat Neth und seinem Team Menschen in Schlüsselpositionen, die mutig sind, Entscheidungen zu treffen und die sie schnell treffen. Dezentrale Impfungen in einem Flächen-Landkreis sind ein guter Weg, möglichst viele Menschen möglichst schnell zu erreichen. Die Zahlen sprechen für sich. Dazu kommen die nahezu täglichen Angebote der Mobilen Impfteams mit je um die 150 Impfungen pro Tag.
Es zeigt sich: All jene, die sich zu Beginn der Kampagne haben impfen lassen, lassen sich auch boostern. Dazu kommen einige wenige, die das niederschwellige Angebot nutzen, um sich ebenfalls nun impfen zu lassen. Noch aber fehlen die letzten Prozente, um von einem Impferfolg sprechen zu können.
Wer geimpft werden wollte, hatte die Chance
Und trotzdem muss der Blick auf die Corona-Lage nicht zu pessimistisch sein. Denn fest steht auch: Wer geimpft werden wollte, der hatte nun die Chance dazu. In Zahlen: Von den 112 765 zum Jahresende 2020 in Hohenlohe gezählten Menschen sind Ende 2021 immerhin 74 447 wenigstens einmal geimpft. Das entspricht einer Impfquote von 66 Prozent. 62,7 Prozent sind vollständig immunisiert und immerhin 30,6 Prozent haben schon ihre dritte Impfung erhalten.
In den nächsten Wochen und Monate gilt es deshalb, nicht nur den Klink-Neubau im Auge zu haben, sondern vor allem die Arbeitsbedingungen der Menschen in der Pflege, sowohl in den Arztpraxen wie auch in den Altenheimen und auf den Krankenhaus-Stationen, damit die Versorgung der nicht nur an Corona erkrankten Hohenloher jederzeit gewährleistet ist.
Neuigkeiten ab Januar
Nach der Schließung der Kreisimpfzentren in diesem Herbst haben Mobile Impfteams (MIT) ihre Arbeit aufgenommen. Das für den Hohenlohekreis zuständige MIT wurde bei den Heilbronner SLK-Klinken angegliedert. Dort waren zuletzt fünf MITs zusammengefasst.
Zum 1. Januar 2022 übernimmt das Landratsamt Hohenlohekreis die Zuständigkeit für das MIT: Da die Planung der Einsätze des MIT bereits seit 1. Dezember durch den Landkreis erfolgt, gibt es keine organisatorischen Änderungen mit Blick auf Standorte und Räumlichkeiten, Verpflegung des Teams, Unterweisung und anderes, erklärt Mathea Weinstock, Sprecherin des Hohenlohekreises. Auch das Prozedere der Anforderungen ändere sich nicht: Nach wie vor können sich die Bürgermeisterämter bei Interesse an die MIT-Koordination im Landratsamt wenden, um einen Einsatztermin zu vereinbaren. Menschen, die sich vom MIT impfen lassen wollen, müssen sich weiterhin nicht anmelden. Terminvereinbarungen seien bei den Einsätzen des MIT nicht vorgesehen, um in der Fläche ein möglichst niederschwelliges Impfangebot anzubieten, sagt Weinstock. Für den Landkreis komme nur neu hinzu, dass er die Impfstoffbestellung und die Material- und Personalverwaltung übernehme. Ein MIT besteht aus fünf Personen: ein Arzt, zwei Medizinische Fachangestellte, zwei aus der Verwaltung.



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