Tripsdrill-Geschäftsführer: "Im Moment ist alles trostlos"
Im Cleebronner Erlebnispark Tripsdrill wurden im Jahr 2020 gleich zwei Achterbahnen eröffnet - die größe Investition. Im Interview spricht Geschäftsführer Helmut Fischer darüber, was die Einschnitte durch die Corona-Krise für den Park, das Wildparadies und das Naturressort bedeuten.

Ein Frühjahr wie aus dem Bilderbuch, aber die Fahrgeschäfte im Cleebronner Erlebnispark stehen still. Verspäteter Saisonbeginn, aber die gewohnten Busladungen voller Besucher bleiben aus. Jetzt der zweite Lockdown: Das Wildparadies menschenleer, keine Tierweihnacht, wieder keine Übernachtungen im Naturresort. Tripsdrill-Geschäftsführer Helmut Fischer spricht mit Claudia Kostner darüber, wie das Familienunternehmen durch die Krise kommt.
Herr Fischer, die 2020 eröffneten Achterbahnen "Hals über Kopf" und "Volldampf" sind die größte Investition in der Geschichte von Tripsdrill. Bereiten Ihnen die Einschnitte durch Corona Existenzsorgen?
Helmut Fischer: Existenzsorgen nicht, aber die eine oder andere schlaflose Nacht. Zwei Attraktionen gleichzeitig zu eröffnen - das war ein Meilenstein in unserer Geschichte. Das gab es noch nie. Wir haben uns im März gleich mit unserer Bank in Verbindung gesetzt, damit es weitergeht. Insgesamt sind wir gut über die Runden gekommen. Positiv für uns ist, dass wir nach wie vor gesund sind.
Wie haben Sie selbst die Zeit des ersten Lockdown erlebt?
Fischer: Für mich persönlich war es eine ganz neue Erfahrung, Feiertage nicht im Park zu verbringen. An Himmelfahrt habe ich mit meinen beiden Söhnen eine Radtour gemacht. Das hätte es früher nie gegeben. Ich bin ja von klein auf im Betrieb beschäftigt gewesen.

Ab Freitag vor Pfingsten bis zu seinem regulären Saisonende am 1. November war der Erlebnispark geöffnet. Wie viele Besucher durften unter Corona-Bedingungen noch rein?
Fischer: Etwa 50 Prozent der Leute, die wir sonst reinlassen und ausschließlich mit Online-Tickets. Den Sommer über sind wir mit angezogener Handbremse gefahren. Wir haben das ganze Jahr über keine Werbung gemacht, damit nicht zu viele, die kommen wollen, enttäuscht sind. Und es war nur eine Handvoll Busgruppen da. Die machen normalerweise 20 Prozent unserer Besucherzahlen aus.
Wie groß war der Aufwand, um die Hygieneregeln umzusetzen?
Fischer: Wir hatten Ausgaben in Höhe einer sechsstelligen Summe. Securitypersonal hat darauf geachtet, dass die Regeln eingehalten werden. Es gab Lautsprecherdurchsagen und Markierungen am Boden. Wir erhielten auch E-Mails von Besuchern, die auf Verstöße anderer Gäste hingewiesen haben. Allerdings müssen wir trotz der von uns getroffenen Maßnahmen auch an die Eigenverantwortung der Besucher appellieren. Maskenverweigerer gab es auch. Wir mussten vereinzelt Leute des Parks verweisen.
Für viele Familien gehört die Tierweihnacht in Tripsdrill zum festen Programm im Advent Dieses Jahr musste das Wildparadies aber schon zum "Lockdown light" dichtmachen.
Fischer: Seit 2. November bis zum voraussichtlichen Ende des Lockdown am 10. Januar haben wir 70 Schließtage. Zurzeit sind wir damit beschäftigt, 350 Buchungen zu stornieren. Dabei lassen sich unsere Schäferwagen und Baumhäuser nicht mit Hotels vergleichen, weil sie autark sind. Für den Wildpark hätten wir weiterhin Online-Tickets ausgestellt, um die Besucherzahl zu begrenzen. Und die Wälder sind doch auch nicht gesperrt.
Zur Person
Helmut Fischer führt den Erlebnispark Tripsdrill zusammen mit seinem Bruder Roland in der dritten Generation. Ihr Bruder Dieter hat sich vor einigen Jahren aus der Geschäftsleitung zurückgezogen. Helmut Fischer wohnt in Bönnigheim, ist 66 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
In diesem Punkt fehlt Ihnen das Verständnis für die Maßnahmen?
Fischer: Die Gesundheit der Besucher und Mitarbeiter hat höchste Priorität. Dennoch sind für uns einzelne Maßnahmen schwer nachvollziehbar. Wir haben deswegen Sozialminister Manne Lucha angeschrieben, aber keine Antwort bekommen. Im Moment ist alles trostlos. Immerhin hat sich unser Tourismusminister Guido Wolf zweimal telefonisch um uns gekümmert.
Trotzdem mussten Sie Ihre Mitarbeiter jetzt nicht wie im Frühjahr in Kurzarbeit schicken?
Fischer: Wir beschäftigen ja viele Saisonarbeitskräfte, die sind jetzt sowieso nicht da. 100 Mitarbeiter sind noch im Park, zum Beispiel Gärtner, Maler, Lackierer. Für die normalen Winterarbeiten ebenso wie für den Ausbau des Bahnhofs von "Hals über Kopf", der die Geschichte der "Sieben Schwaben" erzählen soll.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an 2021 denken?
Fischer: Ich sehe es nicht ganz so pessimistisch. Die Saisoneröffnung im Erlebnispark ist für eine Woche vor Ostern am 27. März geplant. Wir glauben, dass das Wildparadies vorher öffnen darf. Im ersten Halbjahr wird es sicher noch Beschränkungen geben. Aber ich hoffe auf die Impfungen, und darauf, dass bald wieder Besucher ohne Maske in Tripsdrill sein dürfen.