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Krisenjahr 2020 beschert der Region drei markante Kultur-Institutionen

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Auch wenn wir der Debatte überdrüssig sind: Das Jahr 2020 ist ein schwerer Schlag für Kultureinrichtungen und Kulturschaffende – und hat nichtsdestotrotz mit dem Museum Würth 2 in Künzelsau, mit dem Hölderlinhaus in Lauffen und dem Heilbronner Literaturhaus der Region drei weitere Institutionen beschert, die auf ganz unterschiedliche Weise die Künste feiern.

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Museum Würth 2 Künzelsau

Foto: Ralf Seidel
Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Keine 500 Meter trennen das Museum Würth aus den 90er Jahren im Verwaltungsgebäude in Gaisbach und das Museum Würth 2 der Moderne und Gegenwartskunst. Ende Juni öffnet mit dem Erweiterungsbau des Carmen-Würth-Forums ein neuer Gebäudekomplex, der Hauptwerke der Sammlung Würth präsentiert: ein architektonischer Hingucker von David Chipperfield Architects Berlin, von denen bereits das Carmen-Würth-Forum stammt, aber auch das Literaturmuseum der Moderne in Marbach.

Reduzierte Bauweise, Dialog mit Landschaft und Umgebung, klare Außenfassaden aus Beton und Muschelkalk, rhythmisch unterbrochen von Glas: Das sind die Merkmale dieses jüngsten Chipperfield-Projekts für 39 Millionen Euro. Auf 5500 Quadratmetern Fläche ergänzt der Erweiterungsflügel das Forum um flexibel nutzbare Konferenzräume, Foyer, Café, Museumsshop, Atrium – und das Museum Würth 2 mit einer Ausstellungsfläche von insgesamt 1137 Quadratmetern.

„Weitblick“ titelt die erste Präsentation von 150 Arbeiten aus der Sammlung Würth in den neuen Räumen: eine Quintessenz zeitgenössischer und moderner Kunst von Magdalena Abakanowicz über Anthony Caro, Christo, Max Ernst, David Hockney, Jörg Immendorff und Paul Klee zu Alex Katz, Sigmar Polke, Oskar Schlemmer und mehr. Das Who’s who internationaler Kunst ist coronabedingt für den Publikumsverkehr geschlossen. Dass es in „unübersichtlichen Zeiten“, wie C. Sylvia Weber, Direktorin der Sammlung Würth, zur Eröffnung sagt, gelungen ist, in weniger als 16 Monaten diese markante Architektur in die Hohenloher Landschaft zu setzen, ist beachtlich.

Hölderlinhaus Lauffen

Foto: dpa
Foto: dpa  Foto: Marijan Murat (dpa)

Nicht nur in Lauffen, bundesweit fallen die Feierlichkeiten und Veranstaltungen zu Friedrich Hölderlins 250. Geburtstag aus: Doch das mit Liebe zum Detail renovierte Hölderlinhaus in der Geburtsstadt des Dichters erstrahlt zum Geburtstag am 20. März in neuem Glanz. Dass es im Sommer von den Juroren des Auszeichnungsverfahrens „Beispielhaftes Bauen Stadt und Landkreis Heilbronn“ zu einem beispielhaften Objekt erkoren wird, ist das I-Tüpfelchen für das historische Gebäude in der Nordheimer Straße 5.

An das Haus, das Hölderlins Großvater 1743 in Lauffen kaufte und bis 1750 zu einem großzügigen, barocken Beamtenhaus um- und ausbauen ließ, dürfte sich Friedrich Hölderlin kaum erinnert haben. Wenngleich er in dem Gedicht „Stuttgart“ seinen „lieben Geburtsort“ erwähnt. Das Haus der Familie Hölderlin, die nie wirklich heimisch wurde in Lauffen, ist das wohl authentischste Gebäude unter den Orten, an denen der Dichter lebte, wenngleich nur zwei Jahre. Nur kurz sind der aufwendig renovierte, unter Denkmalschutz stehende Komplex und die neue Ausstellung zu Leben und Werk Hölderlins für das Publikum geöffnet.

Ganz ohne Originale kommt die Ausstellung aus, die liegen im Tresor im Hölderlin-Archiv in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart. Das Konzept stammt von Hölderlin-Haus-Leiterin Eva Ehrenfeld. In vier Themenbereiche untergliedert – Familie, Beziehungen, Autor und Weltsicht – werden Zitate aus Briefen und Gedichten gezeigt.

Die Schau illustriert Hölderlins Willen, Schriftsteller zu werden, seine politische Haltung, den Eigensinn. Der verzweifelte Schüler der Maulbronner Klosterschule kommt zu Wort, der streitbare Student in Tübingen, der Liebhaber, der stramme Wanderer, politische Schwärmer und radikal politische Kopf. Schließlich wird der Schöpfer von Wortfindungen geehrt wie „leichtanregendes Licht“, „lebenatmend“, „bleierne Zeit“, „Fremdlingin“ oder „ruhigahnend“, der die Lyrik der Moderne vorwegnimmt.

Literaturhaus Heilbronn

Foto: Mario Berger
Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Ende Juli wird das Heilbronner Literaturhaus eröffnet mit Lesungen im Deutschhof und Führungen im Trappenseeschlösschen. Dort im spätbarocken Kleinod im Heilbronner Osten ist diese neue Institution verankert. Ambitioniert fängt das Programm von Literaturhauschef Anton Knittel an mit verschiedenen Kooperationspartnern und renommierten Gästen, bis Corona es stoppt. Ambitioniert soll es 2021 weitergehen.

„Nur sieben Jahre hat es von der Vision bis zur Verwirklichung eines Literaturhauses in Heilbronn gebraucht“, feiert Oberbürgermeister Harry Mergel das neue „kulturelle Aushängeschild“ der Stadt. Worte wie Bürgerstolz und Gemeinsinn fallen, aber auch die Einsicht: „Vieles, was eine Uni-Stadt ausmacht, müssen wir uns noch erkämpfen.“

Die erste Ausstellung im Trappenseeschlösschen, das für 860.000 Euro renoviert und umgebaut wurde, hat Werkstattcharakter und thematisiert Heilbronner Anknüpfungspunkte zur Literaturgeschichte. Aus einem Wettbewerb unter regionalen Künstlern und Kulturschaffenden sind Beiträge entstanden zu Heinrich von Kleist, Justinus Kerner und Wilhelm Waiblinger, zu Ludwig Pfau, Victoria Wolff, Otto Rombach, Herbert Asmodi und Ernst Siegfried Steffen.

 

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