Stimme+
Region
Lesezeichen setzen Merken

Krankheitsrisiken dank Sport und Bewegung minimieren

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Immer öfter werden Kinder in der Region ärztlich behandelt, weil sie zu dick sind und deshalb unter gesundheitlichen Problemen leiden. Eine der Hauptursachen für Übergewicht ist Bewegungsmangel - und dieser kann langfristige Folgen für die Gesundheit haben.

   | 
Lesezeit  3 Min
Faszientraining im kleinen (Corona-)Kreis und unter freiem Himmel bei der TSG Heilbronn: Sport und Bewegung fördern die Gesundheit. Die  Pandemie führt zu kreativen Angeboten. Foto: Ralf Seidel
Faszientraining im kleinen (Corona-)Kreis und unter freiem Himmel bei der TSG Heilbronn: Sport und Bewegung fördern die Gesundheit. Die Pandemie führt zu kreativen Angeboten. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Plötzlich wurde es voll auf den Radwegen in der Umgebung, und im Wald wimmelte es von Spaziergängern: Vor allem während des coronabedingten Lockdowns zog es die Menschen vermehrt ins Freie – mangels Alternativen und wohl auch, weil vielen im wochenlangen Homeoffice die Decke auf den Kopf fiel. Bewegung, das war instinktiv zu spüren, funktionierte als Ventil. Joggen, radfahren, einfach spazieren gehen, rauskommen, durchatmen. Zum Abreagieren, zum Abschalten, zum Auspowern.

Was Bewegung von Sport unterscheidet

Bewegung tut gut. Das ist wissenschaftlich längst belegt: Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, kann damit das allgemeine Wohlbefinden und die körperliche, psychische und soziale Gesundheit stärken, hat das Robert-Koch-Institut festgestellt. Körperliche Aktivität ist definiert als „durch die Skelettmuskulatur hervorgebrachte Bewegung, die den Energieverbrauch über den Grundumsatz anhebt“.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Das kann Gartenarbeit ebenso sein wie Fensterputzen oder die Fahrt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Um von Sport sprechen zu können, braucht es darüber hinaus die Komponenten Spaß, Leistung und Wettkampf. 

Sport setzt immer neue Trends

An Gelegenheiten dafür mangelt es in normalen Zeiten nicht. Vom Baseball und Softball Club Heilbronn Fireballs bis zum Württembergischen Motorbootclub listet allein der Stadtverband für Sport Heilbronn auf seiner Homepage Vereine und Gruppierungen auf, die zusammen mehr als 130 verschiedene Sportarten anbieten – da müsste doch für jeden etwas dabei sein.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Sport setzt auch Trends: Immer wieder gibt es neue Ideen, die den Weg in die breite Gesellschaft finden. Das muss nicht über einen Verein geschehen: Viele Menschen haben für sich selbst kreative Ideen entwickelt, um ihren Bewegungsdrang auszuleben. Ein Tipp vom Profi: „Am besten lässt man sich nicht aus dem Rhythmus bringen, denn sonst ist es schwer, wieder reinzufinden“, sagt der ehemalige Weltklasse-Kanute Rudolf Blass (72). 

Doch im Allgemeinen bewegen sich die Deutschen viel zu wenig. Laut einer AOK-Umfrage treibt gut jeder dritte Baden-Württemberger (36 Prozent) seltener als einmal pro Woche oder nie aktiv Sport. „Durch Bewegungsmangel entstehen in Europa jährlich wirtschaftliche Kosten von über 80 Milliarden Euro“, klagte Professor Herbert Hartmann, ehemaliger Vize-Präsident der International Sport and Culture Association (ISCA), in einem Aufsatz für die Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. „Im Hinblick auf Deutschland waren 2012 zirka 65.000 Todesfälle durch körperliche Inaktivität zu verzeichnen sowie 9,4 Milliarden direkte und indirekte Gesundheitskosten.“

Schon Kinder haben gesundheitliche Probleme durch Übergewicht

Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für Übergewicht bis hin zur Adipositas. Zwei Drittel der Männer und etwas mehr als die Hälfte der Frauen in Deutschland sind zu dick. In einer repräsentativen Studie hat das Robert-Koch-Institut festgestellt, dass 15,4 Prozent der Drei- bis 15-Jährigen erheblich übergewichtig sind. Und der Anteil der adipös Erkrankten wird immer größer.

Externer Inhalt

Dieser externe Inhalt wird von einem Drittanbieter bereit gestellt. Aufgrund einer möglichen Datenübermittlung wird dieser Inhalt nicht dargestellt. Mehr Informationen finden Sie hierzu in der Datenschutzerklärung.

Laut AOK Heilbronn-Franken stieg im Landkreis Heilbronn die Zahl der Arztbesuche von Kindern, die wegen Gesundheitsproblemen aufgrund ihres Übergewichts behandelt wurden, von 221 im Jahr 2014 auf 281 im Jahr 2018. Im Stadtkreis Heilbronn im gleichen Zeitraum von 200 auf 273. Dies bedeutet im Fünfjahresschnitt eine Steigerungsrate von 3,4 Prozent pro Jahr für den Landkreis und von 5,2 Prozent für den Stadtkreis Heilbronn. Im Hohenlohekreis wurden 2015 Kinder genau 149 mal deswegen behandelt, 2018 waren es 164 Arztbesuche.

Bewegung hält auch die grauen Zellen fit

Übergewicht begünstigt die Entstehung von Diabetes mellitus ebenso wie Herzkrankheiten und Infektanfälligkeit. Sport bei und nach Krebs wird dringend empfohlen: „Wer regelmäßig Sport treibt, baut einer Krebserkrankung vor. Man geht heute davon aus, dass sportlich aktive Menschen ihr Risiko, an Krebs zu erkranken, durchschnittlich um 20 bis 30 Prozent reduzieren können“, heißt es beim Onko-Internetportal. In vielen Studien zeigen sich darüber hinaus positive Effekte bei depressiven Erkrankungen.

Und Sport bringt auch das Gehirn auf Trab: „Wir wissen heute, dass Sport und Bewegung in der Lage sind, das Entstehen einer Demenzerkrankung deutlich nach hinten rauszuschieben“, so Professor Stefan Schneider vom Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln gegenüber der Heilbronner Stimme. Auch die Jungen profitieren: „Kinder lernen leichter und erworbenes Wissen wird im Gehirn besser gefestigt, wenn sie sich regelmäßig bewegen“, sagt Sportlehrer Marco Haaf, Schulleiter des Neckarsulmer Albert-Schweitzer-Gymnasiums (ASG). 

Auf regelmäßige Bewegung kommt es an

Wichtig für die Gesundheit ist, sich nicht nur ab und zu, sondern regelmäßig zu bewegen. „Natürlich macht es Sinn, im Alltag allgemein die Bewegung zu steigern“, hat der Heilbronner Hausarzt Dr. Tobias Armbruster schon mehrfach gegenüber der Heilbronner Stimme erklärt. „Training ist ein permanenter Prozess“, sagt auch der Sport- und Physiotherapeut Volker Sutor, der mehrere Praxen in der Stadt und dem Landkreis Heilbronn betreibt. Er weiß: „Der Mensch ist sehr effektiv, wenn es darum geht, möglichst wenig Energie zu verbrauchen.“

Wer vor dem inneren Schweinehund kapituliert, gerät leicht in einen Teufelskreis: Die Muskulatur baut ab und die Gelenke leiden umso mehr, wenn sie dann mal gefordert sind. Bewegung ist auch dann hilfreich, wenn Verschleiß den Knien zugesetzt hat. Allerdings benötigen Betroffene häufig begleitende Therapien. Im akuten Fall können Medikamente helfen. Gezielte Physiotherapie sei ebenso vonnöten, erklärt Sutor.

Eine alternative Therapie setzt der Heilbronner Orthopäde Dr. Jan Bachmann ein: Mittels Akupunktur lindert er Schmerzen und Entzündungen.
Und wenn nichts mehr geht? Dann bleibt als letzte Option ein künstliches Gelenk, eine sogenannte Endoprothese, etwa für Knie und Hüfte. Die Erfolgsaussichten einer solchen Operation sind sehr gut, jedoch ist auch hier deutlich im Vorteil, wer bislang seinen Körper fit gehalten hat, betont Professor Michael Clarius, Chefarzt der Vulpius-Klinik in Bad Rappenau: „Motivation, Körpergefühl und Muskulatur kann ich nicht hinoperieren.“

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben