Welche Bauten in der Region als beispielhaft gelten
Das Auszeichnungsverfahren "Beispielhaftes Bauen in Stadt und Landkreis Heilbronn" hatte vergangenen Sommer 18 Objekte ausgewählt. Die Prämierung und eine begleitende Ausstellung wurden coronabedingt mehrfach verschoben und sollen jetzt im Juli stattfinden. Wir präsentieren bereits heute alle ausgewählten Bauten.
"Wie wollen wir zusammen leben" - "How will we live together", lautet das Motto der Architekturbiennale Venedig, der wichtigsten Architekturausstellung der Welt, die mit einem Jahr Verspätung nun doch in diesem Sommer und bis Ende November stattfindet. Eine existenzielle Frage, die auch unsere Region beschäftigt. Denn Architektur sind wir ausgesetzt, dauerhaft und täglich. Anders als einem Buch, das man weglegen kann, wenn es einem nicht gefällt, oder einem Theater- oder Konzertabend, den man vorzeitig verlässt.
Gute Architektur schafft Lebensqualität
Neben der natürlichen Umwelt bestimmt bebaute Umwelt unseren Lebensraum. Gute Architektur schafft Lebensqualität. Vergangenes Jahr führte die Architektenkammer Baden-Württemberg mit der Stadt und dem Landkreis Heilbronn das Auszeichnungsverfahren "Beispielhaftes Bauen in Stadt und Landkreis Heilbronn 2015-2020" durch. Zum fünften Mal seit 1990 ging es darum, gut und nachhaltig gestaltete Architektur aus allen Lebensbereichen aufzufinden. Und Impulse zu geben für die Entwicklung der Baukultur. Mehrfach wurde die Preisverleihung coronabedingt verschoben, die geplante Begleit-Ausstellung auf der Landesgartenschau in Eppingen abgesagt.
Die Frage, wie wir wohnen und leben wollen, betrifft alle
Nun ist, je nach Pandemieverlauf, die Prämierung für den Juli geplant. Wir präsentieren die 18 Objekte, die eine siebenköpfige Jury aus 67 eingereichten Arbeiten ausgewählt hat, in unserem Wochenthema, sprechen mit dem Vorsitzenden der Kammergruppe Heilbronn, dem Architekten Christoph Herzog, präsentieren architektonische Kleinode in der Region und widmen uns weiteren Aspekten der Architektur. Die Frage, wie wir (zusammen) leben wollen und wohnen, betrifft uns alle. Sie ist mit Corona zur entscheidenden Frage der Gegenwart geworden. Werden die Städte grüner, weil wir während der Pandemie erfahren haben, wie es sich anfühlt, in Betonbauten eingesperrt zu sein? Wie gestalten wir unser privates Umfeld, das durch Homeoffice verstärkt auch zu unserm beruflichen Umfeld wird?
Kein Luxus im Sinne schöner Wohnen
Gemeinschaftsflächen, öffentliche Plätze und Veranstaltungsorte der Kultur verändern sich. Das zeigen auch die 18 ausgezeichneten Beispiele: fünf Wohngebäude, fünf öffentliche Bauten, vier Objekte in der Rubrik Bauen im Bestand, zwei städtegestalterische Planungen, ein Industrie- und Gewerbebau sowie ein landwirtschaftliches Objekt. Ein Drittel der als beispielhaft geadelten Bauten wurde von Büros aus Heilbronn und dem Landkreis realisiert. Ob Wohnhäuser, Kindergärten, das Probenzentrum des Heilbronner Theaters, das sich erfrischend ins einst soziale Brennpunktviertel Hawaii einfügt, ob die Revitalisierung des Eppinger Bahnhofs zu einem zentralen Treffpunkt der Stadt, der Sanierungs- und Erweiterungsbau der Mehrzweckhalle Massenbachhausen zur grünen Mitte der Gemeinde, das Stadtquartier im Neckarbogen Heilbronn oder der Bildungscampus: Ausgezeichnet wurden innovative Bauten. Kein Luxus im Sinne schöner Wohnen.
Ökologische, ökonomische und sozio-kulturelle Aspekte
Guter Architektur geht es um Haltung und Angemessenheit, um mehr geistigen Aufwand, also Zeitlosigkeit ohne Schnickschnack. Und immer um städtebauliche und landschaftliche Einbindung. Ohne Nachhaltigkeit ist Bauen nicht beispielhaft. Was braucht der Einzelne, was die Gesellschaft? Die als beispielhaft prämierte Architektur in der Region folgt ökologischen, ökonomischen und sozio-kulturellen Aspekten und reicht vom zeitlos-eleganten, fünfgeschossigen Holzhybridhaus mit barrierearmem Standard auf dem Buga-Gelände in Heilbronn über das sanierte Hölderlinhaus in Lauffen, das Trainingszentrum des Polizeipräsidiums Heilbronn bis hin zur Erweiterung des Weinguts Albrecht-Kiessling im Dialog mit den umgebenden Weinbergen.