Zwei Klassiker von hier
Heilbronner Leibgericht und Böckinger Feldgschrei sind auf vielen Speisekarten in regionalen Lokalen zu finden. Wir erklären, wie die Gerichte entstanden sind und wo die Namen eigentlich herkommen.

Regionale Gerichte sind bei den Menschen in der Region immer ein Renner - egal, ob sie selbst kochen oder essen gehen. Ein gutes Beispiel für einen leckeren Genuss aus der Heimat ist das Heilbronner Leibgericht, bei dem man versucht hat, das vermeintlich Beste aus der schwäbischen Küche auf einem Teller unterzubringen. Das Gericht besteht aus Medaillons vom Schweinefilet, einer Champignonrahmsoße, Maultaschen, Schupfnudeln, hausgemachten Spätzle und einem kleinen Salatteller.
So oder so ähnlich fast in jedem schwäbischen Lokal in Heilbronn zu haben. In einer etwas abgewandelten, feineren Version kann das Heilbronner Leibgericht aus Medaillons von Schweinefilet, Rinderfilet und Pute mit einer Sahne-/Pfifferlingsoße bestehen. Statt Salat wird marktfrisches Gemüse gereicht. Spätzle, Maultaschen und Schupfnudeln sind aber natürlich in jedem Fall Pflicht.
1983 wurde das Gericht entwickelt
Die Idee für das Gericht reicht bis ins Jahr 1983 zurück. Es wurde auf Vorschlag des damaligen Heilbronner Verkehrsdirektors Bernhard Winkler zusammen mit Heilbronner Gastronomen unter der Federführung von Heiner Götz für die Heilbronner Gastronomie kreiert. Damals hatte der Verkehrsverein einen Ideenwettbewerb ausgelobt. Unter den insgesamt mehr als 100 Vorschlägen hatte die Jury den von der Böckingerin Gertrud Peter vorgeschlagenen Namen "Leibgericht" ausgewählt.
Markenzeichen der Stadt
Ein Genuss über Jahrzehnte, der nicht umsonst zwischenzeitlich zu einem Markenzeichen der Stadt Heilbronn geworden ist. Und nicht nur dort. Im Umland steht das Gericht ohnehin auf der Speisekarte, mitunter ist es aber sogar zwischen Ostfriesland und Allgäu in Restaurants zu finden. Zudem gibt es zahlreiche Städte in Deutschland, die diese Telleridee aufgegriffen haben und in selber Form oder abgewandelt anbieten.
Kräftiger Fleischeintopf

Bekannt ist deftige schwäbische Küche auch für ihre Eintöpfe, allen voran für den Gaisburger Marsch. Der Name soll daher rühren, dass im 19. Jahrhundert Stuttgarter Offiziersanwärter eine Vorliebe für einen kräftigen Ochsenfleischeintopf mit Spätzle und Kartoffeln entwickelten. Dieser Eintopf wurde in der im nahen Gaisburg befindlichen Gaststätte Bäckerschmide serviert. Da die Offiziersanwärter auf dem Weg von der Berger Kaserne in dieses Wirtshaus eine gewisse militärische Marschordnung einhalten mussten, trug das Gericht letztlich den Namen Gaisburger Marsch, heißt es. Im Stuttgarter Stadtteil Gaisburg wird die Geschichte dieses beliebten Gerichts einmal jährlich in den Sommermonaten mit einem mehrtägigen Fest gefeiert.
Ein Gericht, viele verschiedene Namen
Das ist aber nur eine Variante. Um die Entstehung des Namens ranken sich verschiedene Legenden. Vielleicht stimmt auch eher folgende Geschichte: Die Gaisburger Männer gerieten in einem Krieg in Gefangenschaft, und damit sie nicht verhungerten, wurde es den Ehefrauen gestattet, einmal am Tag eine Schüssel mit Essen zu bringen. Die Frauen kochten also einen Eintopf, der alles enthielt, was nahrhaft war und gut schmeckte, und mit diesem marschierten sie täglich zu ihren hungrigen Männern. Ähnliches könnte sich im Heilbronner Stadtteil Böckingen zugetragen haben. So schreibt es Andreas Kohlberger im Buch "Kartoffelschnitz und Spätzle".
Kartoffelschnitz mit Spätzle
Gaisburger Marsch ist sicher der geläufigste Begriff, doch dieser Name wird nicht überall in Baden-Württemberg benutzt. Denn, um es mit einem Augenzwinkern zu sagen, der Heilbronner Schwabe, der eigentlich gar kein echter Schwabe ist, will nicht mit den Stuttgarter Schwaben oder erst recht nicht mit den Schwaben von der Alb in einen Suppentopf geworfen werden. Weshalb er jenen weithin bekannten Eintopf nicht als Gaisburger Marsch bezeichnet, sondern westlich des Neckars als Böckinger Feldgschrei und östlich, oder wie der Heilbronner sagt, diesseits des Neckars, als Kartoffelschnitz mit Spätzle.
Böckinger Feldgschrei: Rezept der Gemeinschaft Heilbronner Land
Zutaten:
- 500 g Spätzle
- 750 g Kartoffeln
- 750 g Rinderbeinscheibe
- 1 Karotte
- 1 Zwiebel
- 2 Stängel Peterling
- etwas Schnittlauch
- Salz, Pfeffer, Muskat
Zubereitung:
Rinderbeinscheibe in vier Litern Wasser mit der Zwiebel, der kleingeschnittenen Karotte und Salz gar kochen. Fleisch in kleine Würfel schneiden. Kartoffeln in Salzwasser gar kochen und in Scheiben oder Würfel schneiden. Spätzle, Kartoffeln, Fleisch mit der Fleischbrühe in einem Topf vermischen und erwärmen. Kleingehackten Peterling und Schnittlauch zufügen und mit Muskat und Pfeffer abschmecken. In einer großen Suppenterrine servieren.