Was Schokolade so beliebt macht
Diesen Monat dreht sich alles um Genuss in der Region. In diesem Beitrag verraten Experten, was im Kakao steckt, wovon die Deutschen jährlich am meisten verzehren und wie das perfekte Mousse au Chocolat gelingt.

Kann man es treffender auf den Punkt bringen als "Peanuts"-Schöpfer Charles M. Schulz? "Alles, was ich brauche, ist Liebe. Aber ein bisschen Schokolade hin und wieder schadet nicht", ließ der um Lebensweisheiten nie verlegene Comiczeichner seine Figur Lucy einst sagen.
Doch woran erkennt man eine gute Schokolade? Was steckt drin? Wie viel davon verzehren die Deutschen jährlich und wozu greifen sie am liebsten? Nicht weniger wichtig: Wie passen unsere Gelüste auf Süßes mit einem nachhaltigen Anbau und einem fairen Handel zusammen? Unter anderem eine Ernährungswissenschaftlerin, eine Verbraucherschützerin sowie ein Chocolatier geben Auskunft. Und eine Konditormeisterin verrät ein schokoladiges Rezept.
Woran man gute Qualität erkennt
Woran man eine gute Schokolade erkennt? "Man sollte auf jeden Fall Kakao riechen, auch bei einer Milchschokolade", sagt Chocolatier Eberhard Schell, "und sie sollte so schmecken wie sie riecht." Der Inhaber der Schokoladenmanufaktur Schell in Gundelsheim empfiehlt, sich bei der Beurteilung der Qualität generell auf seine fünf Sinne zu verlassen.
Wer etwa bei Raumtemperatur eine Tafel entzweibricht, sollte ein helles Knacken hören und dann eine Bruchkante sehen, die sauber und glatt ist und nicht ausgefranst oder porös. "Eine Schokolade, die gleich schmilzt, wenn man sie in der Hand hält, wurde meist mit Fremdfetten hergestellt", führt der Experte als Merkmal für eine mindere Qualität an. "Reibt man nach dem Anfassen außerdem die Finger aneinander und es bilden sich Krümel, ist das auch ein untrügliches Zeichen dafür, dass man eine schlechte Schokolade mit viel Molkepulver hat." Ganz wichtig sei zudem ein sauberer Abgang. "Das bedeutet, wenn die Schokolade im Mund geschmolzen ist, darf sie keinen schmierigen, schleimigen Belag am Gaumen oder an der Zunge hinterlassen", so Schell. Ein guter Produzent schreibe überdies auf die Packung, woher der Kakao komme und welche Sorte verwendet worden sei.
Aufbewahrt wird Schokolade idealerweise übrigens nicht im Kühlschrank, sondern in einer verschließbaren Box an einem dunklen Ort bei zwölf bis 18 Grad. Nur in einem sehr heißen Sommer darf diese Box ausnahmsweise auch mal ins Gemüsefach des Kühlschranks, erklärt der Chocolatier.
Schokolade nur in Maßen genießen
Schokolade ist Nervennahrung, heißt es. Tatsächlich finden sich im darin enthaltenen Kakao neben einigen Mineralstoffen sowie dem Vitamin Niacin auch die Vitamine B2 und B6. "Die sind wichtig für die Nerven, das Immunsystem und die Eiweißbildung", weiß Ernährungswissenschaftlerin Katja Lotz. Gleichzeitig wirkt Kakao anregend und stimmungsaufhellend - ähnlich wie Kaffee. "Die Wirkung ist aber nicht ganz so stark", sagt die Professorin für BWL Food Management an der DHBW Heilbronn. Schokolade liefert im Vergleich zu ihrem hohen Energiegehalt nur wenige wichtige Nährstoffe. Auch sollen das im Kakao vorhandene Alkaloid Salsolin eine süchtigmachende Wirkung haben und sich die vielen langkettigen gesättigten Fettsäuren der Kakaobutter negativ auf den Cholesterinspiegel auswirken, wie Katja Lotz zusammenfasst. Schokolade gilt darum als Genussmittel, das maßvoll verzehrt werden sollte.
Wie viel darf man also essen? Die Expertin verweist auf Grenzwerte, die sich auf den Zuckerkonsum beziehen. Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sollte ein Erwachsener maximal 50 Gramm freien Zucker am Tag zu sich nehmen, wozu man Mono- und Disaccharide zählt, die Lebensmitteln zugesetzt wurden, sowie natürlichen Zucker in Honig, Sirup und Fruchtsäften.
Nachhaltige Produktion und fairer Handel: Zugreifen ohne Reue
Wem Genuss ohne Reue wichtig ist, der kann auch gezielt zu fair gehandelter und nachhaltig produzierter Schokolade greifen. Entsprechende Label etwa von Gepa oder Fairtrade bieten Orientierungshilfe. Aber: "Der Begriff fair ist gesetzlich nicht geschützt", stellt Alexandria Geiselmann von der Verbrauchzentrale Baden-Württemberg klar, "es gibt eine große Label-Vielfalt. Jede Organisation hat dafür ihre eigenen Kriterien."
Verbraucher müssten sich gegebenenfalls selbst schlau machen, welche Anforderungen an ein Label geknüpft seien. "Nachhaltig produzierte Schokolade kann zudem über ein Bio-Siegel ausgewiesen sein", so die Expertin für Lebensmittel und Ernährung, die in den vergangenen Jahren eine deutliche Zunahme entsprechender Artikel beobachtet hat, im Dritte-Welt-Laden ebenso wie im Discounter. 100 Gramm bekomme man inzwischen schon für unter einem Euro, wie Jürgen Konzelmann, Sprecher der Fairtrade-Steuerungsgruppe aus Marbach, weiß. "Wobei man sagen muss: In diesen Schokoladen ist dann halt nur der Kakao fair." Sind auch die anderen Zutaten fair und bio-zertifiziert, sei der Preis höher.
Vollmilchschokolade ist Spitzenreiter im Beliebtheits-Ranking
9,2 Kilo Schokolade hat jeder Deutsche im vergangenen Jahr durchschnittlich verzehrt. Damit lagen die Bundesbürger europaweit schon ziemlich weit vorne. Getoppt wurden sie lediglich von den Schweizern: Mit 9,7 Kilo pro Kopf haben die Eidgenossen am meisten Schokolade konsumiert. Die Esten stehen mit jeweils 8 Kilo an dritter Stelle. Das geht aus einer Statista-Grafik hervor, die sich auf aktuelle Daten von Caobisco und Chocosuisse beruft.
Für viele Menschen gehören Naschereien zum Alltag. 61 Prozent der Deutschen essen regelmäßig Süßigkeiten und Schokolade. Ähnlich viele Russen (60 Prozent) und Briten (59 Prozent) greifen ebenso gewohnheitsmäßig zu. Das hat die Statista Global Consumer Survey 2020 ergeben.
Die beliebteste Sorte der Deutschen ist die Milch- beziehungsweise Vollmilchschokolade, die fast jeder Zweite bevorzugt (47 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgt die Nougat-Schokolade, die bei 29,6 Prozent das Rennen macht. Zu Bitter- und Zartbitterschokolade sagen immerhin 28,5 Prozent ja. Nur gut jeder achte Deutsche entscheidet sich für Pfefferminzschokolade. Das zeigt eine Aufstellung des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie, die auf eine Umfrage der Respondi AG zurückgeht.
Mousse au Chocolat: So gelingt der Dessert-Klassiker aus Frankreich
Nach einem schokoladigen Rezept gefragt, hat sich Konditormeisterin Elke Doll-Gottstein für einen Dessert-Klassiker aus der französischen Küche entschieden: Mousse au Chocolat. Als Pâtissière in der Hotellerie habe sie die cremige Nachspeise früher oft zubereitet. "Heute mache ich auch Torten damit", erklärt die Inhaberin von Die süße Fee in Heilbronn. Für ihr Mousse-Rezept schlägt man zunächst 100 Gramm Eigelb zusammen mit 50 Gramm Zucker schaumig. Dann gibt man 70 Gramm flüssige Gelatine und 300 Gramm aufgelöste Zartbitterkuvertüre dazu. Anschließend werden noch 600 Gramm leicht geschlagene Sahne untergehoben. Zum Schluss kann man die Masse in Gläser abfüllen, ehe man sie im Kühlschrank erkalten lässt.
"Statt dunkler Kuvertüre kann man auch weiße oder Vollmilchkuvertüre verwenden, dann braucht man für die Bindung aber mehr Gelatine", erklärt Doll-Gottstein, die zudem betont, dass Gelatine und Kuvertüre ausreichend warm und flüssig sein müssen, damit keine Klümpchen entstehen. Im Gegensatz zu heute sei früher übrigens noch ein Schuss Weinbrand gang und gäbe gewesen.

