Wüstenroter Luca-Sandro Trefz macht Motorsport-Karriere
Der Wüstenroter Luca-Sandro Trefz investiert viel, um sich seinen Traum vom Werksfahrer zu erfüllen. Dass er Talent hat, ist unbestritten. Die Frage ist nur, ob es für ihn am Ende reicht.

Viel Platz ist hier nicht mehr. Obwohl das Zimmer in Wüstenrot durchaus geräumig wäre. Stünde mittendrin nicht ein großer Renn-Simulator neben Bett und Schreibtisch. Ein schmaler Schrank und ein kurzes Sideboard passen gerade noch an die Wand, sehr viel mehr Pokale aber nicht mehr hinein und darauf.
Zuhause ist hier Luca-Sandro Trefz. Ein junger Mann mit beachtlichen Passion für den Motorsport. Das fällt auch vor der Haustür auf. Denn dort steht ein Wohnmobil mit markanter Beklebung auf dem Heck. Sie zeigt den Dienstwagen des 19-Jährigen: einen 585 PS starken Audi R8 LMS mit neongelber Schlangenoptik. Daneben prangt sein Name, der des Teamkollegen Christopher Haase und so mancher Sponsor. Ein Abbild dessen, was Trefz bereits jetzt gelungen ist.
Die Frage ist, ob es für ihn reicht
Sein Talent und Tatendrang haben ihn bis ins begehrte GT Masters gebracht. Dort fährt er für Montaplast by Land-Motorsport seine erste Saison. Zu Ende soll sein Weg aber noch nicht sein. "Ich muss weiter an mir arbeiten. Erst, wenn ich regelmäßig in die Top Ten fahre, bin ich ein Toptalent. Ich denke schon, dass ich talentiert bin. Die Frage ist aber immer, ob es reicht? Ich glaube an mich", sagt der strebsame, aber bescheidene Youngster.
Mit zehn Jahren beginnt Luca-Sandro Trefz, den damals wie heute alle nur Luci nennen, im Kart-Sport. Und beweist früh seine Veranlagung. Top-Platzierungen bei Europameisterschaftsläufen und die Vizemeisterschaft beim ADAC Kart Masters bleiben in der Motorsportszene nicht unbemerkt. Die Aufmerksamkeit eines Altmeisters ist schnell geweckt. Bei einem Trainingstag entdeckt der fünfmalige deutsche Tourenwagenmeister Bernd Schneider den Youngster - und nimmt ihn als sein Manager unter Vertrag. Die beiden telefonieren noch heute "mindestens einmal die Woche - er gibt mir wichtige Tipps und stellt Kontakte her". Mentor Schneider ist es auch, der Luci Trefz den frühen Umstieg in den GT4-Sport empfiehlt - ein Scheideweg.
Die Sommerferien kommen dem Abiturienten entgegen
Nach dem Abschluss der Mittleren Reife hat Luci Trefz 2019 bereits eine Zusage für einen Ausbildungsplatz als Bankkaufmann. Doch der Motorsport und sein Traum, eines Tages Werksfahrer zu werden, bekommen Vorfahrt. "Es war nicht leicht, bei der Bank abzusagen", erinnert sich Trefz, der seither abseits der Strecke ein Wirtschaftsgymnasium in Sinsheim besucht.
Die Sommerferien kommen dem Abiturienten nicht ungelegen. Dann kann er wieder etwas weniger am Schreibtisch und sehr viel mehr im Rennsimulator sitzen. "Zwei, drei Stunden kommen jeden Tag ziemlich schnell zusammen", sagt der detailversessene Rennfahrer schmunzelnd.
Aktuell hilft Luci Trefz ein Pool an Sponsoren
Der Schulabschluss ist für Luci Trefz dennoch essenziell: "Den Sport kann man - wen es gut läuft - bis 40, 45 betreiben. Dann ist meistens Schluss, das Leben geht aber noch eine Weile weiter. Um einen Anschlussjob im Motorsport zu kriegen, hilft es, dann ein Abi vorzeigen zu können. Bisher läuft es in der Schule überraschend gut. Ich bin gewappnet - auch, wenn Motorsport-Englisch nicht wirklich beim Schulenglisch hilft." Klappt es mit dem angestrebten Abschluss im nächsten Jahr, wird Trefz aber dennoch kein Studium neben dem Motorsport beginnen: "Das würde für mich nicht gehen."
Aktuell hilfreich für den Motorsport ist für Luca-Sandro Trefz ein tiefer Pool an Sponsoren. Denn ein echtes Gehalt bekommt er für seine Leidenschaft aktuell noch nicht. Viel mehr muss der GT-Masters-Newcomer einen gewissen Betrag für sein Audi-Cockpit mitbringen. Dabei unterstützen Sponsoren und eine Sportstiftung. "Nur Werksfahrer werden im Motorsport bezahlt", betont der Wüstenroter: "Natürlich nicht wie im Fußball mit 100 Millionen im Jahr - aber man kann sicher ganz gut davon leben."
Solange er einen Rennsimulator in unmittelbarer Reichweite hat, lebt es sich für Trefz so oder so ganz gut.
Schwierige Zeit
Luca-Sandro Trefz ist ein sehr optimistischer Typ. Trotzdem muss der 19-Jährige zugeben: "Das letzte Jahr war wirklich schwierig - sportlich und privat." Seine Eltern sind Betreiber des Raitelberg Resort in Wüstenrot und haben noch immer mit den Folgen der Corona-Einschränkungen zu kämpfen. "Hoffentlich wird es im September besser", sagt Trefz. Auch bei der Suche nach Sponsorenpaketen für seine Motorsport-Karriere hat er zuletzt klar gemerkt, dass die Bereitschaft zur Unterstützung durch die Pandemie deutlich zurückgegangen ist.