Wie ein perfektes Ehepaar
Die Weltmeister Serafin Schefold und Max Hanselmann sind Freunde, langjährige Trainingspartner und Brüder im Geiste. Dabei sind sie beiden Kunstradfahrer ganz unterschiedliche Typen.

Lange genug kennt er sie, um die zwei jungen Männer zu beschreiben. Erst als Landestrainer, seit Jahren als Bundestrainer erlebt Dieter Maute nun seinen Elite-Zweier Serafin Schefold und Max Hanselmann. Weltmeister sind die Zwei vom RV Öhringen geworden. Vier Mal in Folge. Weltrekord sind sie gefahren. Zwei Mal. Sie eint eine besondere Beziehung. Sich kennenlernen, mit all den Ecken und Kanten, das haben sie längst. Im Sport - und darüber hinaus im Alltag. Wie auf Lehrgängen oder am Rande der Wettkampffläche. Ausnahmesituationen im In- und Ausland inklusive.
"Es sind schon unterschiedliche Typen, die sich aber extrem gut verstehen, super kennen und perfekt miteinander zurechtkommen", sagt Dieter Maute. "Bei den Beiden hat man tatsächlich das Gefühl, dass jeder vom Anderen genau weiß, wie er denkt. Das ist ihr Kennzeichen." Als Kunstradfahrer macht in der Vorbereitung jeder sein Ding - um sich auf der Fläche wieder als eine (künstlerische) Einheit zu präsentieren. Glücksfaktor Beziehungen in seiner sportlichsten Form.
Wie ein perfektes Ehepaar
Brüder im Geiste oder eine sportive Symbiose. "Ich wüsste nicht, dass es mal größere Unstimmigkeiten gab. Die raufen sich immer zusammen, jeder geht auf den anderen ein", sagt Dieter Maute. Wie ein perfektes Ehepaar.
Die Beziehung von Serafin Schefold und Max Hanselmann ist gewachsen. Über Jahre. Gemeinsam gehen sie nun in ihre 17. Saison. Als Brüder im Geiste. Dabei gehen sie manche Sachen anders an. Doch der 25-jährige Serafin Schefold ergänzt schnell: "Früher waren das größere Extreme. Ich war häufiger nervös und angespannt, Max war schon immer der lockerere Typ." Im Laufe der Zeit hat sich dies jedoch angeglichen. "Wir wissen genau, wie der andere tickt", meint Schefold, "da kommt selten was Neues. Wir verstehen uns blind." Keine Frage nach all den ungezählten gemeinsamen Erlebnissen.
Diese tiefe freundschaftliche Verbindung ist auch für die Zuschauer spürbar. Ob jeder auf seinem Rad Höchstleistungen präsentiert oder bei den Übungen auf einem Arbeitsgerät - das Duo harmoniert, jede Bewegung ist bei den gemeinsamen Einheiten in Hohenlohe oder in Böhl-Iggelheim - Schefold wohnt in Mannheim, Hanselmann in Neustadt - tausendfach einstudiert. Die Kondition für das kräftezehrende Programm erarbeiten sich die Männer individuell. Der Student aus Neuenstein und der Angestellte sind ohnehin selbstständige Typen, "keine Sportler, die groß auf Zuspruch vom Trainer angewiesen sind", wie Serafin Schefold sagt.
Ein leidenschaftlicher Typ, der für das Kunstradfahren brennt - und für den VfB Stuttgart
Ihre Abläufe sind längst automatisiert. Auch jene mit ihrem Heimtrainer Jürgen Wieland. Mental sind sie ohnehin stark. Häufig genug haben sie bewiesen, dass sie auch unter großem Druck Leistung bringen, eben Weltklasse sind. "Als Trainer geht es eher darum zu bestärken und Kleinigkeiten zu sehen, die eventuell zu Fehlern führen könnten", meint Dieter Maute.
Und was für ein Kerl ist Schefolds Pendant Max Hanselmann? "Ein leidenschaftlicher, er brennt fürs Kunstradradfahren, aber auch für den VfB Stuttgart." Ansonsten sei er unkompliziert.
Beim Packen sind sich die Freunde am ähnlichsten
Der 24-Jährige aus Öhringen sieht den größten Vorteil in ihrem langjährigen gemeinsamen Tun, "dass wir immer versuchen, das Training sachlich zu analysieren - und nicht den Fehler beim Anderen suchen, sondern zuerst bei uns selbst." Neben ihrer Akribie eine immense Stärke und zugleich ein Grund, warum bei Schefold/Hanselmann keine Räder durch die Halle fliegen oder sie sich lautstark fetzen. "Da gibt es ganz andere Zweier", meint Max Hanselmann, "aber das bringt einen nicht weiter."
Noch etwas eint die Freunde. "Beim Packen sind wir uns am ähnlichsten", verrät Max Hanselmann und liefert die Begründung gleich mit: "Das bekommt man von zu Hause mit - und wird durch den Sport verstärkt. Das haben wir voneinander übernommen. Wenn wir diese Präzision nicht an den Tag legen, kommt man auch nicht auf das Niveau." Gemeinsame Sache beschert gemeinsame Erfolge.
Saisonplan
Anfang April beginnt für das Kunstrad-Duo Schefold/Hanselmann der Weltcup in Komarno an der slowakisch-ungarischen Grenze, danach gilt der Fokus der EM-Qualifikation. Doch ob die kontinentalen Meisterschaften am 17./18. Juni im ostungarischen Nyiregyháza stattfinden, ist schwer vorherzusehen - die Grenze zur Ukraine ist nur 66 Kilometer entfernt. Saisonhöhepunkt ist die WM im Herbst in Gent/Belgien.