Stimme+
Neckarsulm
Lesezeichen setzen Merken

Obstbäumchen im Topf machen Hobbygärtnern nicht viel Arbeit

   | 
Lesezeit  4 Min
Erfolgreich kopiert!

Wer möchte jetzt nicht auf dem Balkon sitzen und eine Handvoll Beeren naschen? Obst gedeiht nicht nur im großen Garten, sondern auch im Topf. Der Neckarsulmer Gärtnermeister Florian Leiensetter erklärt für Einsteiger, was zu beachten ist.

   | 
Lesezeit  4 Min
Äpfel eignen sich ganz besonders für die Anpflanzung in Kübeln. "Rondo" und "Sonate" sind zwei der Sorten, die Gärtnermeister Florian Leiensetter empfiehlt.  Foto: Hans Reinhard
Äpfel eignen sich ganz besonders für die Anpflanzung in Kübeln. "Rondo" und "Sonate" sind zwei der Sorten, die Gärtnermeister Florian Leiensetter empfiehlt. Foto: Hans Reinhard  Foto: Hans Reinhard

"Hhm – das schmeckt." Egal wie viele Sorten Obst im Lebensmittelhandel auch angeboten werden – Himbeere, Apfel und Co. aus dem eigenen Garten sind geschmacklich nicht zu toppen. Klar, werden jetzt viele sagen, wenn man einen großen Garten hat, ist das alles kein Problem. Ist es aber auch dann nicht, wenn man nur über Balkon oder Terrasse verfügt. Schließlich gibt es genau für diese Fälle eine große Auswahl an Zwerg- und Säulenobst.

Einer, der sich bestens mit dem Thema auskennt, ist Gärtnermeister Florian Leiensetter, der im Neckarsulmer Familienbetrieb, der Baumschule Schimmele, genau diesen Bereich beackert. Sein Spezialgebiet sind Obst, Sträucher und Stauden. Er versucht, Anfängern unter den Hobbygärtnern die Angst zu nehmen. "Wer ein paar Regeln beherzigt", so der Experte, "kommt mit den Bäumchen, die angeboten werden, gut zurecht.".

Nein, antwortet er auf die entsprechende Frage, viel Arbeit sei das Obstgärtnern im Kübel nicht – und der Erfolg stelle sich fast automatisch ein. "Es ist doch klasse, wenn man im Vorbeigehen eine Handvoll Heidelbeeren naschen oder einen schmackhaften Apfel ernten kann."

Welche Sorten für Anfänger geeignet sind

Was immer gehe seien Heidel- und Himbeeren, weiß Leiensetter. "Die tragen gut und sind im Topf relativ pflegeleicht." Auch Säulenäpfel funktionierten gut, "weil die nur etwa 20 bis 30 Zentimeter im Jahr wachsen." Säulenobst allgemein sei mit etwas Vorsicht zu betrachten, "weil das generell nämlich richtig groß wird", erklärt Florian Leiensetter.

Deshalb rät er zum Kauf "eines richtigen Obstbaums, der auf eine schwach wachsende Grundlage gesetzt wird". Heißt was? Experten wie die der Baumschule Schimmele veredeln Obstbäume auf der Wurzel. "Dabei entscheiden wir auch darüber, wie groß der Baum dann werden soll."

Zwei Meter hoch und etwa eineinhalb Meter breit – "das ist für eine Kübelpflanze noch okay", befindet der Gärtnermeister. Und welche Sorten kann er empfehlen? "Rondo und Sonate bei Äpfeln. Die sind gesund, aromatisch und lassen sich sogar eine Zeitlang lagern."

Säulenäpfel, so betont Florian Leiensetter, "sind sehr unkompliziert. Die muss man ab und zu ein bisschen schneiden, um den Wuchs zu korrigieren. Ansonsten funktionieren sie, ohne dass man viel macht." Durch die Veredelung vom Profi sei aber grundsätzlich das ganze Programm möglich. "Birne, Quitte, Zwetschge, Kirsche – alles geht", weiß der Experte.

Paprika, Peperoni und Chili gedeihen im Topf. Foto: Hans Reinhard
Paprika, Peperoni und Chili gedeihen im Topf. Foto: Hans Reinhard  Foto: Hans Reinhard/djv bildportal

Was kann man wann ernten?

Er selbst findet aber, dass sich Himbeeren und Heidelbeeren – "da herrscht bei uns auch die größte Nachfrage" – auf Balkon und Terrasse noch besser machen. "Ich bin da ganz begeistert. Da kann man im Sommer jeden Tag davon naschen." Für Himbeeren gelte: "Man braucht immer zwei Sorten – Sommertragende und Herbsttragende – und saure Erde, also Rhododendron- oder Kübelpflanzerde". Erntezeit ist dann von Juli bis Oktober.

Herbsttragende Sorten sind beispielsweise Aroma Queen und Autumn Bliss. Im Herbst, nach der Ernte, werden sie komplett abgeschnitten. Sommertragende verfügen immer über zwei Triebe. "Einen, der dieses Jahr trägt und einen fürs nächste Jahr." Der tragende Trieb wird nach der Ernte ebenfalls komplett entfernt.

Ebenfalls für kleine Flächen geeignet sind Johannis- und Stachelbeeren. "Deren Stämmchen muss man aber gut anbinden, sonst brechen die ab." Ein bisschen exotisch kommen Sorten wie Apfelbeeren und Kiwibeeren daher. Die sind ebenfalls sehr aromatisch und liegen derzeit ganz besonders im Trend – wie das Urban Gardening überhaupt.

"Auch die Städter wollen gerne ihr eigenes Obst haben", betont Leiensetter. Ganz besonders schön findet es der Fachmann, wenn man in die Kübel noch Erdbeeren pflanze. "Hinten ein Bäumchen, vorne mehrmals tragende Erdbeeren als Kombipflanze. Das sieht gut aus, macht richtig Spaß und verspricht eine lange Ernte." Um den geeigneten Standort muss man sich übrigens bei keiner Sorte große Gedanken machen. "Alles außer Quitte und Birne kann von halbschattig bis sonnig stehen und fühlt sich dort wohl", betont der Gärtnermeister.

Durch Veredelung können Profis über die Größe der Obstbäume bestimmen.
Durch Veredelung können Profis über die Größe der Obstbäume bestimmen.  Foto: Hans Reinhard

Und wie soll man die Obstbäumchen überwintern?

Überwintern lassen sich die Obstbäumchen alle völlig unproblematisch – und zwar draußen, sofern man einige Vorkehrungen trifft. "Bis minus zehn Grad Celsius halten die Obstpflanzen das gut aus", sagt der Gärtnermeister. "Dafür muss das Pflanzgefäß aber immer wesentlich größer sein als das Bäumchen. Nur so kann das auch im Winter genügend Wasser aufnehmen." Die Gefahr des Vertrocknens sinkt. Und er rät dazu, erstens den Topf gut einzupacken und zweitens die Pflanze mit Tannenreisig abzudecken. "Dann dürfte nix passieren."

Allen Obstbäumchen gemeinsam ist: Sie wollen regelmäßig gegossen werden – und zwar "einmal richtig. Dann die Pflanze abtrocknen lassen." Das ist im Sommer in der Regel jeden zweiten oder dritten Tag der Fall. "Pflanzen brauchen Luft und Wasser, das stimmt. Aber wenn sie im Wasser stehen, bekommen sie keinen Sauerstoff und gehen ein. Jeden Tag zu gießen, das ist einer größten Fehler, die man machen kann", warnt der Gärtnermeister und fügt hinzu: "Bei Obstbäumchen braucht man deshalb im Urlaub halt jemanden, der den Gießdienst übernimmt."

Und er rät dringend dazu, zu düngen. "Am besten im Frühjahr mit einem organischen Langzeitdünger beginnen und im Sommer vor der Ernte – möglichst ein bis zwei Wochen, bevor die Früchte richtig reif sind, mit Flüssigdünger ein bisschen nachhelfen." Was gar nicht gehe, sei hauseigener Kompost. "Da muss man wirklich ganz, ganz vorsichtig sein. weil der sehr viel Salz enthält, was der Pflanze das Wasser entzieht." Kompost, gibt Leiensetter zu bedenken, sei kein Erstatz für gute Pflanzerde. "Den kann man im besten Fall in gute Erde einarbeiten wie Dünger."

Für Einsteiger gilt: Nur Mut!

Neulinge auf dem Gebiet des Nutzobsts ermutigt der Gärtnermeister: "Auch wer noch keine Erfahrung damit hat, kann sich ganz beruhigt an Nutzobst wagen", sagt er. Wer unsicher ist, sollte sich in einer Gärtnerei oder Baumschule informieren. Die Experten von Schimmele stehen ihren Kunden jedenfalls gerne mit Rat und Tat zur Seite. "Wir erklären ihnen ausführlich, was zu tun ist und dann funktioniert das alles auch sehr, sehr gut." Sollten später noch Fragen auftauchen, sei das auch kein Problem: "Wir stehen den Kunden bei Problemen immer zur Verfügung und versuchen, sie zu lösen."

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben