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Nachhaltigkeitsprojekt der Obersulmer Gymnasiasten reicht vom Baumschnitt bis zur Preisgestaltung

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Die Zehntklässler des Evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasiums Obersulm pflegen eine Streuobstwiese, ernten Äpfel und verkaufen den Saft.

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In Verlängerung des Willsbacher Steinackerwegs befindet sich am Mäusebach die Streuobstwiese, um die sich die Zehntklässler des Evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasiums kümmern.
Foto: Mario Berger
In Verlängerung des Willsbacher Steinackerwegs befindet sich am Mäusebach die Streuobstwiese, um die sich die Zehntklässler des Evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasiums kümmern. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Für den Experimentiergarten haben sie im vergangenen September 16 neue Bäume gepflanzt, um diejenigen zu ersetzen, die unter Trockenheit und Krankheiten litten. Die Zehntklässler des Evangelischen Paul-Distelbarth-Gymnasiums pflegen immer noch einmal jährlich den Obersulmer Michelbachpark, den sie 2010 mit Experimentierstationen angelegt haben. Biologie, Physik und Chemie in der Natur wurden in diesem Nachhaltigkeitsprojekt der Klassenstufe gelehrt. Ökologie und Ökonomie rücken beim Nachfolger in den Fokus: Seit sechs Jahren kümmern sich die Zehner um eine Streuobstwiese der Gemeinde, betätigen sich als Apfelbauern. Auch eine Bienen-AG ist gegründet worden.

Schulbank wird gegen Natur eingetauscht

Für drei Arbeitseinsätze pro Jahr tauschen die Jugendlichen die Schulbank gegen die Natur ein. "Es hat ein bisschen Eventcharakter", sagt Jens Brake, der als Lehrer für Erdkunde, Wirtschaftslehre und Gemeinschaftskunde das Projekt leitet. An einem Tag im Frühjahr geht es um den Baumschnitt, ein Tag im Herbst wird mit der Ernte verbracht und ein Tag mit dem Apfelsaft-Pressen.

35 Bäume stehen auf der Streuobstwiese im Autal. Es handelt sich hauptsächlich um alte Sorten von Äpfeln, aber auch zwei Birnbäume wachsen und gedeihen hier. Schüler, deren Eltern im Weinbau oder der Landwirtschaft tätig sind, weisen ihre Kameraden an, wie man den richtigen Schnitt setzt. Die Gemeinde, so erzählt Brake, stellt die Sägen.

Praktische Arbeit ein Ausgleich

"Die Schüler machen total gerne mit", ist Brakes Eindruck. "Den Preis, dass die Schule ausfällt, zahlen sie gerne", ergänzt er. 2,5 Tonnen Äpfel müssen erst einmal aufgelesen und gepflückt werden. Auch wenn 70 Schüler anrücken, ist das ganz schön anstrengend. "Es ist ein guter Ausgleich, wenn man den ganzen Tag mit dem Kopf arbeitet, mal was Praktisches machen zu können", sagt Antonie Schwarzer, die im vergangenen Jahr ihren Teil zum Erhalt einer alten Kulturlandschaft beigetragen hat. Das Nachhaltigkeitsprojekt bezeichnet sie als sinnvoll.

Diebe brachte Schüler um die Ernte

Dass Landwirtschaft viel Arbeit bereite und von der Natur abhängig sei, sei eine Erfahrung, die die Schüler machten, sagt Brake. Vor zwei Jahren fiel die Ernte mau aus, weil die Blüten im Frühjahr erfroren sind. Und im vergangenen Jahr haben die Zehntklässler eine böse Überraschung erlebt. Als sie zum Pflücken angerückt sind, sind 25 Bäume von Dieben bereits abgeerntet gewesen. "Da waren wir sehr frustriert", sagt Brake. "Nicht nur, weil wir das Pflücken schon organisiert hatten, sondern weil wir die Früchte länger hängen ließen, damit sie süßer sind."

Gespür für die Herstellung von Lebensmitteln

Da war der Anhänger voll . Nicht jedes Jahr ist die Ausbeute von der Streuobstwiese groß. Frost im Frühjahr führt zu einer mauen Ernte.
Foto: privat
Da war der Anhänger voll . Nicht jedes Jahr ist die Ausbeute von der Streuobstwiese groß. Frost im Frühjahr führt zu einer mauen Ernte. Foto: privat  Foto: privat

Mit diesem Einsatz in der Natur bekämen die Schüler auch ein Gespür dafür, was es bedeute, Lebensmittel herzustellen, sagt Brake. Und was der Unterschied zwischen einer nachhaltigen Streuobstwiese und einer Obstplantage im konventionellen Anbau ist, könnten sie auf einer Fläche oberhalb des Gymnasiums sehen.

Fünf-Liter-Boxen werden selbst designt

Entweder werden die Äpfel in eine professionelle Presse gebracht oder mit einem mobilen Gerät beim Apfelfest des Gymnasiums zu Saft gemacht. Der wird dann in Fünf-Liter-Boxen abgefüllt, die kreative Zehntklässler selbst designen. Dabei werden sie von Multi Packaging Solution beraten. Das örtliche Unternehmen der Verpackungsindustrie, neben der Gemeinde Partner im Nachhaltigkeitsprojekt, sponsert die Behältnisse.

Selbstgepresster Apfelsaft gibt es in der Mensa

Vom Baumschnitt bis zu der Preisfindung - acht Euro werden für fünf Liter verlangt - liegt alles in der Hand der Schüler, die übrigens ihr Produkt auch selbst verkosten. Der naturtrübe Apfelsaft wird in der Mensa ausgeschenkt. "Er ist super lecker und fruchtig", sagt Lehrer Brake. Weil die Schulspeisung in Coronazeiten nur selten erfolgt, ist der Vorrat noch groß. Also ist schon eine Verkaufsaktion gestartet worden, ein coronakonformer Abholservice für Eltern, quasi Apfelsaft to go. Der Erlös des Nachhaltigkeitsprojekts fließt in wohltätige Zwecke, berichtet Brake vom sozialen Aspekt.

Ökonomie und Ethos

Das Evangelische Paul-Distelbarth-Gymnasium steht für Ökonomie und Ethos. In jeder Klassenstufe gibt es dazu ein Profilprojekt. Es sind dies aufsteigend: Wirtschaft in der Region, Weinbau, Schulkiosk, Soziales, Automobil und Nachhaltigkeit. Unter "Naturerlebnis Obersulm" sind die Aktivitäten der Zehntklässler zusammengefasst. Neben der Pflege der Streuobstwiese, der Ernte und der Apfelsaftproduktion kümmern sich die Jugendlichen auf noch um den Schulpark am Michelbach und betreuen den Obersulmer Mountain-Bike-Trail, machen diesen nach dem Winter befahrbar und erneuern, wo nötig, die Beschilderung.

 
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