Bei richtiger Bepflanzung finden Bienen auf dem Balkon und im Garten ausreichend Nektar
Eigentlich weiß es jeder: Mit Steinen und Beton werden Insekten abgeschreckt. Weil ihnen immer mehr Lebensraum genommen wird, ist es wichtig, Gärten und Balkone natürlich zu gestalten. Doch Pflanzen sind nicht gleich Pflanzen.

"Besonders Bienen brauchen offene Blüten, keine gefüllten", sagt Adrienne Schmezer. Die Vorsitzende des Nabu Östlicher Kraichgau kümmert sich gemeinsam mit ihrem Mann Adalbert Schmezer um den Bad Rappenauer Naturgarten.
Kälte hindert Pflanzen am Blühen
Dort blüht es momentan verhältnismäßig wenig, was vor allem an der kalten Witterung liege, so Schmezer. "Im Februar haben wir in kurzen Ärmeln gearbeitet, im März kam dann wieder Schnee", erinnert sie an das wechselhafte Wetter. Einige Wochen habe es richtig geblüht, die Pflanzen trieben aus. Jetzt liegt die große grüne Wiese wie im Winterschlaf, denn für die nächsten Blumen sei es einfach viel zu kalt.
Ähnlich sieht es in vielen Gärten und auf zahlreichen Balkonen aus. Dabei sei es ganz einfach, eine insektengerechte Umgebung zu gestalten, zumindest sobald das Wetter mitspielt. "Wildformen sind meistens am besten", sagt Adrienne Schmezer. "Und alles, was früh blüht."
Zu den Vorboten des Frühlings gehören neben Tulpen, Schneeglöckchen oder Narzissen auch Schneeglöckchen und Hyazinthen. Besonders letztere werden von Bienen heiß geliebt. Ab Mai ziehen dann auch Dahlien Insekten an. "Die machen eine sehr gute Schau und sind auch für Töpfe auf dem Balkon geeignet", erklärt Schmezer.
Im Herbst könne man die Knollen ausgraben, von der Erde befreien und im Keller lagern. Bis zu drei Jahre können die Pflanzen so alt werden. Dabei sollte der Hobbygärtner allerdings wieder darauf achten, dass die Blüten nicht gefüllt sind, denn dort finden die Bienen und Hummeln weder Pollen noch Nektar.
Nicht-gezüchtete Arten eignen sich besser
Bei vielen Pflanzen ist es züchterisch so gewollt, dass die Staubblätter auch Blütenblätter sind, sie bieten also lediglich Farbe. "Deshalb ist es so wichtig, auf nicht-gezüchtete Arten zurückzugreifen", sagt die Nabu-Vorsitzende, die auch Löwenmäulchen für den heimischen Garten empfiehlt. "Die werden von den Bienen auch sehr geliebt", so Schmezer.
Besonders für Honigbienen sei es momentan aber noch viel zu kalt, nur wenige trauen sich aus dem Stock. "Mein Sohn lebt in Augsburg und hat sich extra zwei Wochen Urlaub genommen, weil sie jetzt anfangen auszuschwärmen", so die Vorsitzende. Stattdessen müsse er jetzt zufüttern, da die Insekten kaum Blüten mit Nektar finden.
Im Nabu-Naturgarten, den Interessierte das ganze Jahr über besuchen können, kann man sich zu jeder Jahreszeit weitere Inspiration holen. Auch Beerenbüsche sind dort zu finden. "Die kann man auch in großen Töpfen auf dem Balkon pflanzen", erzählt die gebürtige Engländerin. Weiße oder Rote Johannisbeere würden auch gut ohne viel Sonne wachsen, Bienen anziehen und gleichzeitig auch einen Nutzen für Menschen haben. Schließlich könne man die Beeren entweder naschen oder Marmelade daraus herstellen.
Auch Bärlauch gehört zu den Pflanzen, die nicht nur gut für Insekten sind. Solange er noch nicht blüht, kann Bärlauch gegessen werden. Ebenso eignen sich Minze, Dill oder Salbei für Mensch und Insekten.
Mehr Duldung auch von Wildkräutern
Dr. Paul Westrich erklärt auf seiner Website www.wildbienen.info, wie man auf dem eigenen Balkon oder im Garten das Nahrungsangebot für Bienen verbessern kann. Dazu zählen ausdrücklich auch Wildkräuter, die oft aus optischen Gründen aus dem Boden gerissen und weggeworfen werden. Wildpflanzen, die sich - wie die Rote Taubnessel oder der Rainfarn - rund ums Haus von selbst verbreiten, sollten laut Westrich mehr geduldet werden.
"Bringen wir der spontan auftretenden Vegetation wieder mehr Toleranz entgegen", appelliert Westrich, der auch dazu aufruft, Samen selbst zu sammeln oder zu tauschen. Ausgraben sollte man die Pflanzen aber nicht.