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Im Paddeltakt vorbei an flitzenden Eisvögeln

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Eine elf Kilometer lange Kanutour auf dem Kocher bringt interessante Einblicke. Die Idylle und die vorherrschende Ruhe entschleunigen die Paddler.

von Carsten Friese
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Urige Natur: Die Tour auf dem Kocher im Kanadier war bei leichtem Nieselregen ein Gleiten durch eine besondere grüne Oase.  Foto: Carsten Friese
Urige Natur: Die Tour auf dem Kocher im Kanadier war bei leichtem Nieselregen ein Gleiten durch eine besondere grüne Oase. Foto: Carsten Friese  Foto: Friese, Carsten

Auch das noch: Als die Paddeltour auf dem Kocher an diesem Julitag ansteht, setzt Dauer-Nieselregen ein. Egal, wir wollen auf dem Fluss erleben, wie sich die Natur von einem Kanu oder Kanadier mit Paddeln anfühlt. Elf Flusskilometer liegen vor mir und meiner Tochter (12), die zum Glück wegen des Wetters nicht groß hadert: "Bei schönem Wetter kann doch jeder."

Eine Frage des Timings

Der Anfang ist etwas wackelig, als wir von den Stufen an der Einstiegsstelle bei Öhringen-Möglingen in das schmale Kunststoff-Boot steigen. Schirmmütze und Regenjacke halten die Nässe etwas ab. "Der Kanadier verzeiht mehr Fehler als ein Kajak", erklärt Kanu+Bike-Mitarbeiter Oli bei der Einweisung. Am besten solle jeder das Paddel auf einer anderen Bootsseite einsetzen, nicht abwechselnd rechts und links. Das erfordere Timing, dann könne es passieren, "dass man im Kreis fährt".

Los geht's, wir paddeln brav versetzt, der Hintermann passt sich an die Bewegungen des Vorderen an. Ruhig gleiten wir über den Fluss, der an vielen Stellen Stehtiefe hat. Nach wenigen Minuten ergreift einen der Mix aus Grüntönen an beiden Ufern, die besondere Stille, die nur von Vogelgezwitscher und dem plätschernden Geräuschen der Paddel umrahmt wird. Wir tauchen in die Natur ein, erfreuen uns an einer Entenfamilie, kleinen Wasserstrudeln, fahren immer wieder an Bäumen vorbei, deren mächtige Äste fast waagerecht über die Wasseroberfläche ragen.

Reiher sind von Weitem öfter am Ufer zu sehen. Doch wenn das Boot ihnen etwas näherkommt, fliegen die großen Vögel vorsichtshalber von dannen. Schade. Wird die Kamera halt wieder regenfest eingepackt. Nach kurzer Zeit sind wir entspannt in der Idylle - trotz der Nieseltropfen.

Baumkunst an einem Wehr: Hier muss das Boot kurz aus dem Wasser. Foto: Friese
Baumkunst an einem Wehr: Hier muss das Boot kurz aus dem Wasser. Foto: Friese  Foto: Friese, Carsten

Kleine Seitenarme geben Blicke in Biotope frei, freche Eisvögel flitzen knapp über dem Wasserspiegel entlang. Weit und breit ist kein anderes Kanu zu sehen. Der Kocher hat uns längst berührt. Wir genießen - umgeben vom grünen Panorama - die Natur, die besondere Ruhe, Flora und Fauna.

Blick auf Neuenstadt

An zwei Wehren muss das Boot ein Stück über Land getragen werden. Bei Gochsen, wo jemand an einem Baumstamm ein riesiges Herz ins Holz geritzt hat, klappt es mit einem Mini-Bootswagen ganz ordentlich. Beim ersten Ausstieg war es indes etwas verwirrend, weil kein Hinweisschild die Stelle markiert und Steintreppen am Ufer direkt gegenüber eine falsche Fährte legen.

Der Regen hat aufgehört. Unter einer imposanten Stahl- und einer alten Steinbrücke geht es vorbei, der Blick wird auf Neuenstadt frei, ehe in Kochertürn das Ziel erreicht ist. Nach elf Kilometern bleibt ein gutes Gefühl: Drei Stunden hatten wir den Kocher quasi für uns. "Am Ende war es ein bisschen anstrengend", sagt meine Tochter nach dem Ausstieg. Aber: "Es war mega entspannend und voll schön."

Lockdown überwunden

Die Natur und die Stille machen auch für Kanu+Bike-Chef Eduard Forat den besonderen Reiz einer Kanutour auf Kocher und Jagst aus. Der Geschäftsführer der Hardthausener GmbH Stadt-Land-Fluss-Events führt die 36 Jahre alte Firma seit 2014. Der Lockdown durch Corona sei inzwischen wieder überwunden, gerade an Wochenenden sei die Nachfrage im normalen Bereich. Da kann es auch mal enger und etwas lauter werden in der Idylle.

Einige durch die Luft fliegende Eisvögel waren auf der Tour zu bestaunen. Foto: dpa
Einige durch die Luft fliegende Eisvögel waren auf der Tour zu bestaunen. Foto: dpa  Foto: Julian Stratenschulte

20 verschiedene Tagestouren hat Forat im Angebot - wobei 20 Kilometer "schon sportlich" seien. Mitarbeiter Oli hat erzählt, dass man Kunden durchaus auch mal ein paar Kilometer vor der vereinbarten Endstelle mit dem Transporter abholen müsse, da sie sich etwas übernommen haben. Inzwischen buchen Kanufans auch ganz bewusst unter der Woche, berichtet Eduard Forat, um viel Ruhe in der Natur zu genießen. Ein Erlebnis, das auch bei Nieselregen sehr entschleunigen kann.

 

Wasserqualität
Der Kocher ist vom Wasserpegel für Kanutouren geeigneter als die Jagst. Der von der Wasserführung zweitgrößte Nebenfluss des Neckars entspringt am Fuß der Schwäbischen Alb. Er ist 168 Kilometer lang. Die Wasserqualität wird bei den Lebensverhältnissen für Kleinlebewesen derzeit mit gut eingestuft, bei der Nährstoffbelastung mit mäßig. Die oft braune Wasserfärbung liegt am mitgeführten Schlamm. 

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