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Auch Hunde kommen an Homeschooling nicht vorbei

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Corona verändert auch den Alltag in Hundeschulen. Die Nachfrage nach Welpenkursen ist so groß wie nie. In Zeiten von Corona findet ein Großteil per Videokonferenzen statt.

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In der Hundeschule von Ramona Neidlein in Gundelsheim, hier mit ihrem Parson Russell Terrier Minja und ihrem Flat-Flat-Coated Retriever Pax, gab es in der Coronazeit viele Anfragen für Welpenkurse.
Foto: Mario Berger
In der Hundeschule von Ramona Neidlein in Gundelsheim, hier mit ihrem Parson Russell Terrier Minja und ihrem Flat-Flat-Coated Retriever Pax, gab es in der Coronazeit viele Anfragen für Welpenkurse. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Für einen Hund bin ich zu viel unterwegs. Ich habe keine Zeit für die Eingewöhnung. Wenn ich im Büro bin, wäre das Tier zu lang allein. Diese Gründe halten so manchen Hundefreund davon ab, sich einen Vierbeiner anzuschaffen. In Zeiten von Lockdown und Homeoffice sieht das jedoch anders aus.

Viele holen sich gerade in der Corona-Zeit einen neuen tierischen Mitbewohner ins Haus. Doch Hunde brauchen mehr als Betreuung und ab und zu Gassigehen. Für ein entspanntes Zusammenleben ist Erziehung das A und O, sagt Hundetrainerin Ramona Neidlein aus Gundelsheim. Dabei kommen auch die Hunde nicht am Homeschooling vorbei

Alltag verändert sich nach Corona-Zeit wieder

Ramona Neidlein betreibt die Hundeschule "Sitz, Platz, Click" seit 2015 und berichtet: "So viele Welpen-Anfragen wie 2020 hatten wir noch nie." Gerade in der Corona-Zeit sei fachmännischer Rat noch wichtiger als sonst. Denn die Hunde müssten darauf vorbereitet werden, dass es nicht immer so bleibe wie jetzt und ihre Besitzer irgendwann wieder mehr das Haus verlassen und auch wieder Besuch bekommen. Damit der Alltag dann nicht zur Belastungsprobe wird, kann vor allem das Alleinsein geübt werden, sagt Ramona Neidlein. Auch mit Hunden, die man schon länger hat. Sonst könnte es nach der Pandemie zu Trennungsstress kommen, den sie eigentlich schon überwunden hatten.

Hierzu können Hundetrainer wertvolle Tipps geben. Doch der Unterricht findet derzeit auch für Vierbeiner nicht wie gewohnt statt. Waren Gruppenkurse zuletzt im Dezember noch möglich, können jetzt nur noch Einzelkurse im Freien stattfinden, berichtet Neidlein. "Die Bestimmungen ändern sich ständig", erzählt die 33-Jährige von einem chaotischen Jahr.

Die neuen Umstände brachten aber auch Vorteile mit sich. Neidlein und ihre Kollegin Jeanette Wohlfrom haben Videoberatungen angeboten. Die Hundebesitzer filmten sich beim Üben, schickten den Trainerinnen das Video und bekamen ein Feedback. Der positive Effekt: Die Menschen sehen sich und ihre Fehler selbst und können sie per Videoanalyse besser nachvollziehen.

Trainingstipps per Video

Auch Evi Graner von der Hundeschule "grrr" in Brackenheim hat ein Online-Angebot aufgebaut. Das habe zwar nicht vorrangig etwas mit Corona zu tun, die Krise habe das Vorhaben aber beschleunigt, sagt die Hundetrainerin, die im Winter in Fuerteventura lebt. In der schulfreien Zeit stellt sie ihren Kunden nun einmal im Monat ein Video mit einem Trainingstipp zur Verfügung.

Fehlende Kontakte zu Artgenossen und fremden Menschen haben teils negative Auswirkungen auf Hunde, beobachtet Neidlein. Vor allem Welpen bräuchten Kontakt zu anderen Hunden, um soziales Verhalten etwa in einer Welpengruppe zu lernen. Auch Hunde knüpften Freundschaften, die für ihre Entwicklung wichtig seien. Ohne diese Erfahrungen komme es derzeit bei Hunden wie bei Menschen zu Unsicherheiten. Evi Graner stellt fest, dass für manche Tiere die Maske im Gesicht ein Problem ist.

Mit Hundetrainer sprechen

Solche Dinge zu beobachten und mit einem Hundetrainer zu besprechen, kann helfen. Grundsätzlich sei es aber normal, dass Hunde viel zu Hause lernen müssen - auch ohne Corona, betont Neidlein. Hundeschule sei im Normalfall nur einmal in der Woche, danach müsse das Gelernte im Alltag vertieft werden. Bis eine bestimmte Grundausbildung gelungen ist, vergehen Monate, so die Expertin. Aber auch danach lerne und entwickle sich ein Hund sein Leben lang. Da könne es auch vorkommen, dass er so manche Lektion während der Pubertät wieder vergisst und neu einüben muss.

In erster Linie sollte es darum gehen, einen Hund Alltagstauglich zu erziehen, so dass das Zusammenleben klappt und er einen im Biergarten nicht von der Bank reißt, wenn ein anderer Hund vorbeigeht, verdeutlicht Neidlein.

Tipps zum Hundekauf

Einen generellen Rat, welcher Hund für wen geeignet ist, können die Hundeexpertinnen zwar nicht geben. Ein paar Tipps haben sie dennoch: Evi Graner rät, dass sich jeder zuerst überlegen müsse, warum er einen Hund möchte: Zum Schutz? Für Aktivität im Freien? Als Familienhund? Daraus ergeben sich Rassetendenzen. Letztlich habe aber jeder Hund einen individuellen Charakter, betont sie.

Die Rasse muss aber auf jeden Fall beachtet werden, nicht nur das Aussehen, erklärt Ramona Neidlein. Hunde wurden meistens für einen bestimmten Zweck selektiert und gezüchtet und sind genetisch darauf programmiert zu jagen, aktiv zu sein oder zu hüten. Viele Hunde könnten sich nur artgerecht entwickeln, wenn man sie ihrer Neigung entsprechend fördere. Auch über das Alter des Hundes muss vor der Anschaffung nachgedacht werden, sagt Evi Graner. Mit einem Welpen hole man sich ein kleines Kind ins Haus, bei dem man vor allem im ersten Jahr viel in die Erziehung investieren müsse und der in der Pubertät noch einmal intensiver Aufmerksamkeit fordere.

Ein zwei- bis dreijähriger Hund habe diese hormonelle Umstellung schon hinter sich, bringe aber eventuell andere Probleme mit sich.

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