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Teuer Tanken an Autobahn-Raststätten

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Warum Autofahrer fürs Tanken an den Raststätten so viel mehr bezahlen müssen und wer davon profitiert.

von Alexander Klug
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An der A6 bei Sinsheim stehen Tankstelle, Raststätte und Parkplätze zur Verfügung − wie auch bei den Anlagen Wunnenstein, Hohenlohe und Jagsttal.
Foto: Matthias Bitsch
An der A6 bei Sinsheim stehen Tankstelle, Raststätte und Parkplätze zur Verfügung − wie auch bei den Anlagen Wunnenstein, Hohenlohe und Jagsttal. Foto: Matthias Bitsch  Foto: Matthias Bitsch

Montagvormittag, 11 Uhr. An einer der vier Raststätten in der Region kostet ein Liter Dieselkraftstoff knapp 1,40 Euro. An den Tankstellen abseits der Autobahn liegt der Literpreis für denselben Sprit bei knapp über einem Euro - der günstigste Preis sind 94,9 Cent. Eis oder Energydrink schlagen mächtig zu Buche. Auch, wer aufs Klo will, muss zahlen: Gab es lange Zeit für die 50-Cent-Gebühr noch einen Verzehrgutschein in derselben Höhe, ist der Preis mittlerweile auf 70 Cent gestiegen.

Und das, wo kaum ein Weg an dem Unternehmen mit Sitz in Bonn vorbeiführt, ihm gehören über 90 Prozent aller Raststätten seit fünf Jahren: Tank und Rast. Insbesondere Verbraucherschützer kritisieren die Zustände - Unternehmen und Bundesregierung haben hingegen kein Problem mit diesem System. Zu Tank und Rast gehören ungefähr 360 Tankstellen, 400 Raststätten und 50 Hotels.

"Der Rest ist mir zu teuer"

"Ich kaufe hier nur Zigaretten. Der Rest ist mir zu teuer", sagt Helga Drehner vor der Tür der Rastanlage Jagsttal. Jeden Tag fahre sie aus Möckmühl in den Stuttgarter Raum zur Arbeit. Manfred Weller aus Öhringen denkt an Urlaubszeiten, während er in der Raststätte Hohenlohe in sein Salamibrötchen beißt. "Mit Kindern auf dem Weg an die Nordsee ist es schwierig, nach einer billigen Tankstelle zu suchen. Da nimmt man eben den hohen Preis in Kauf."

Solche Situationen seien es, die ihn ärgerten, sagt Gregor Kolbe. Er ist Verkehrsreferent beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. "So nutzt ein Monopolist die Situation vieler Menschen aus." Es gebe kaum ein Entkommen. Das Unternehmen habe nicht nur den größten Teil der Konzessionen für die Autobahn-Raststätten inne. "Auch ins Geschäft mit Autohöfen ist Tank und Rast eingestiegen."

Bundesregierung sieht Wettbewerb gegeben

Man sei Eigentümer der Raststätten und Tankstellen - betrieben würden sie aber von einer großen Zahl an Pächtern, teilt eine Sprecherin von Tank und Rast mit. Diese legten die Preise für Sprit und sonstige Angebote fest. "Wir haben da keinen Einfluss darauf."

Und nicht nur das Unternehmen, sondern auch die Bundesregierung sehen keine Probleme mit Preisen und Wettbewerb. Die Konzessionen für Bau und Betrieb von Raststätten werde europaweit ausgeschrieben, teilt das Bundesverkehrsministerium mit. "So können sich alle interessierten Unternehmen um die Erteilung der Konzessionen bewerben." Auch bei Pacht oder Ankauf von Autohöfen stehe Tank und Rast im Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmern."

Die Verbraucherschützer sehen das kritisch. Um die Mieten der Tank-und-Rast-Eigentümer zu erwirtschaften, seien die Pächter gezwungen, Mondpreise zu verlangen. "Aber das Ziel der Privatisierung war doch, ein Angebot zugunsten der Autofahrer zu erreichen. Nicht, Privatunternehmen die Taschen zu füllen", sagt Kolbe. Auch von dem einst beteuerten Bemühen, den Autofahrern kostenlose Toiletten anzubieten, sei keine Spur mehr. "Der Schritt, nur 50 von 70 Cent per Gutschein zu erstatten, ist getan.

Kritik: Steuergeld kommt Privatunternehmen zugute

Trotz hoher Preise trage sich das Geschäftsmodell nicht selbst, sagt Kolbe: Den rund 16 Millionen an Konzessionsabgabe, die der Bund jährlich einnimmt, stehe ein Vielfaches an Kosten gegenüber, die Bau und Unterhalt der Infrastruktur von Gebäude bis E-Ladesäule kosten. "Es fließt viel Steuergeld und Tank und Rast profitiert davon." Man sei nicht für die Verstaatlichung, wie es manche fordern. "Aber ein kritischer Blick auf dieses System ist angebracht." Fehler, die bei der Privatisierung 1998 gemacht wurden, müssten korrigiert werden. "Mehr Wettbewerb ist notwendig."

In der Tat könne man von einem Quasi-Monopol durch Tank und Rast sprechen, teilt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) mit. Ein Nachteil seien die vergleichsweise hohen Preise von Sprit über Shop bis Restaurant. Andererseits sei der Standard auf den Raststätten in den vergangenen Jahren besser geworden. Wichtig sei, dass Autofahrer über Angebot und Preisniveau informiert sind und Alternativen kennen. "Dann ist jeder frei in seiner Entscheidung, wo er tankt und wo er Pause macht."

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