Ein bisschen vegan sind jetzt viele Restaurants
In der Region finden sich immer mehr Restaurants, die Speisen ohne Fleisch bereithalten. Rein vegane Restaurants dagegen bleiben die Ausnahme. Wo kommen Veganer auf ihre Kosten?

Als Tanja Calce 2012 das Velo in der Eichgasse öffnete, haben sie manche für verrückt erklärt. Ein veganes Restaurant in Schwaben? Das läuft doch nicht, hieß es. Die Skeptiker wurden eines Besseren belehrt. Das Velo ist längst eine beliebte Adresse mit vielen Stammgästen und bis heute das einzige, rein vegane Restaurant in Heilbronn.
Den moralischen Hintergrund, der für eine Ernährung ohne tierische Produkte spricht, hält die 49-Jährige außen vor. "Ich möchte die positiven Aspekte der veganen Ernährung in den Vordergrund stellen und nicht die negativen des Fleischessens." Wer sich in dem kleinen Lokal an den Tisch setzt, erhält auf dem Teller das ganze, farbenfrohe Spektrum der pflanzlichen Lebensmittel serviert: Salat, Karotten, Hülsenfrüchte, Obst, Kerne und Nüsse.
Gäste sind offen für Veganes
Rund 120 Gerichte umfasst das Spektrum der Köchin, je nach Saison dominieren Gemüsesorten wie Spargel oder Kürbis. Verarbeitete Produkte – ein oft genannter Kritikpunkt bei veganer Ernährung – gibt es in ihrer acht Quadratmeter großen Küche kaum. Dafür Quinoa-Salat, Kräuter-Couscous mit Cashewparmesan, Rote-Bete-Hummus, gefüllte Süßkartoffeln oder Schokokuchen ohne Eier. Bislang hat sie nur zwei, drei Mal erlebt, dass ein Gast wieder ging, weil er nichts Veganes probieren wollte. Dagegen habe sich hundertfach der Zweifel in Begeisterung verwandelt.
Dass mit den vielen Franchisekonzepten in Heilbronn häufiger vegane Gerichte auf Speisekarten zu finden sind, darüber freut sich Tanja Calce: "Steter Tropfen höhlt den Stein."
Auch in manchen Traditionslokalen haben Gerichte ohne Fleisch Einzug gehalten. "Vegetarisches gehört schon lange dazu", sagt Rainer Mosthaf vom Heilbronner Ratskeller. Etwas Veganes hat es allerdings noch nicht auf die Karte geschafft. "Dafür ist die Nachfrage zu gering." Allerdings bekommen Gäste auf Wunsch Essen ohne tierische Inhalte zubereitet: Zucchini-Spaghetti mit Kartoffelrösti oder ein Nudelgericht. "Wir machen auch Veganer glücklich. Unsere Köche können das", betont Mosthaf. Vegan kochen sei inzwischen auch Bestandteil der Ausbildung.
Angebote ohne Fleisch
Selbst viele Besenwirtschaften und Biergärten halten – meist in geringem Umfang – Speisen ohne Fleisch bereit. Ausflugslokale wie die Heuchelberger Warte in Leingarten haben neben Wurst, Schnitzel und Hähnchen vegane Salate und Sandwiches im Angebot – sogar einen veganen Erdbeerbecher. Das Hörnle in Dürrenzimmern verweist für Veganer auf den extra Aushang. Wer als Veganer sicher gehen will, sollte vorab im Internet einen Blick auf die Speisekarten werfen.
In asiatischen Restaurants spielen Gerichte ohne Fleisch traditionell eine wichtige Rolle. Es gibt aber große Unterschiede. Die indische Küche bietet viel Vegetarisches, für das sich 20 Prozent der Gäste von Daljeet Braich Singh im Heilbronner Restaurant Ganesha entscheiden. Vegan sind üblicherweise aber nur typische Vorspeisen wie Pakora. Für fast alles andere kommt reichlich das indische Butterschmalz, genannt Ghee, in den Topf.

Das vietnamesische Mysapa hat die Zielgruppe der Veganer fest im Blick. Auf der Speisekarte des Lokals in der Kirchbrunnenstraße gibt es viele Gemüsegerichte mit Kokosmilch, ergänzt durch Tofu und Tempeh, ebenfalls ein Sojaprodukt.
Dass Veganer in Heilbronner Imbiss-Lokalen auf ihre Kosten kommen, liegt an der wachsenden Zahl an Menschen aus arabischen Ländern. Syrer und Libanesen, die oft als Flüchtlinge an den Neckar gekommen sind, betreiben Lokale. Im Falafel Beirut in der Dammstraße sind drei Viertel der Gerichte, wie Falafel, Hummus und Linsensuppe mit einer grünen Palme markiert: das Zeichen für vegan.
Pionierin Tanja Calce hofft, dass die angestoßene Entwicklung weitergeht: "Lieber ganz viele, die ab und zu vegan essen als nur ein paar wenige, die es immer tun."