Slow Food hat in Hohenlohe eine große Bedeutung
Zahlreiche regionale Produkte aus Hohenlohe und Tauberfranken lassen sich mit der Slow Food-Bewegung in Verbindung bringen. Wir begeben uns auf Spurensuche und klären die Frage, wie diese Verbindung entstanden ist.

Hohenlohe war schon früh eine Landschaft wie geschaffen für die Erzeugung hochwertiger landwirtschaftlicher Produkte. Schon im ausgehenden 18. Jahrhundert machte das Hohenloher Weiderind als "Bœuf de Hohenlohe" in den Küchen Frankreichs Karriere. Das Schwäbisch-Hällische-Schwein besticht durch seine hohe Fleischqualität und wurde in den 1980er-Jahren als Rasse wiederbelebt. Seither schrieben die Tiere aus Hohenlohe eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
Heute zählt die Hausschweinrasse, die wegen ihrer speziellen Färbung auch Mohrenköpfle genannt wird, zu den speziellen Delikatessen aus dem Landstrich, genauso wie der Hohenloher Landgockel und die Schafe, die an Kocher und Jagst weiden.
Dichte an Biohöfen und Sterneköchen
"Hohenlohe ist eben das Gegenteil von Disneyland", sagt Otto Geisel, gelernter Koch und langjähriger Gastronom aus Bad Mergentheim. "Das ist keine Kulisse, es ist wie es ist", so der Genussexperte und Weinsachverständige.
Bernulf Schlauch, der heutige Regionalbetreuer von Slow Food, hat eine andere Erklärung dafür, warum die Bewegung, die sich weltweit für bewusstes und regionales Essen einsetzt, in Hohenlohe eine besonders große Bedeutung gewonnen hat. "Wir hatten schon früh eine große Dichte an Biohöfen und Sterneköchen. Das ist auch der Grund, warum es hier so viele gute landwirtschaftliche Produkte gibt", betont der Langenburger, der selbst Holundersekt in seiner Heimat herstellt.

Tatsächlich fielen die Ideen, die der Gründer der internationalen Slow Food-Bewegung, Carlos Petrini, 2006 als Grundlagen einer neuen Gastronomie mit den Worten "gut, sauber und fair" definierte in Hohenlohe auf besonders fruchtbaren Boden. "Ich habe Petrini Ende der 80er-Jahre in Piemont getroffen und er hat mir einen ganz anderen Blick auf die Landwirtschaft gelehrt", schildert Otto Geisel sein Schlüsselerlebnis.
Geisel wurde einer der Pioniere für Slow Food in der Region. "Diese Begegnung hat mein Leben verändert", bekennt Geisel, der auf der Suche nach guten Produkten in der Region viele Mitstreiter fand.
"Slow Food ist eine Geisteshaltung"
"Wir haben dann das Convivum Hohenlohe/Tauber/Mainfranken gegründet, das Ende der 90er Jahre über 1000 Mitglieder hatte", so Geisel. Damit war der regionale Ableger der zweitgrößte in Deutschland. Von 2006 bis 2010 war Geisel sogar Vorsitzender von Slow Food Deutschland. "Slow Food ist nicht nur eine Bewegung, sondern auch eine Geisteshaltung, die sich dem Thema Verantwortung und Genuss verschrieben hat und viele Menschen länderübergreifend verbindet", betont Geisel. Mit dem Markt des Guten Geschmacks, der Slow Food Messe in Stuttgart, wurde eine Veranstaltung geschaffen, zu der jährlich 70.000 Menschen kommen.

Verantwortung und Genuss ist auch das Leitmotiv von Markus Reinauer. "Ich bin 2006 zur Slow Food Bewegung gestoßen", sagt der Jagstberger, der von 2006 bis 2019 Küchenchef in der Jagstmühle in Heimhausen war. "Ich wollte immer die Geisteshaltung, die hinter Slow Food steckt, in den Alltag übernehmen", betont Reinauer. Er begann für seine Küche ganze Limpurger Rinder von regionalen Bauern einzukaufen. "Ich habe im Jahr drei bis fünf Tiere gekauft und festgestellt, das man alle Teile kulinarisch hochwertig verarbeiten kann", erklärt er. Das Konzept setzt er heute bei Edeka Ueltzhöfer in Heilbronn um.
Dass es noch viel zu tun gibt, sieht Otto Geisel auch in aktuellen Entwicklungen. "Dass wir in der Breite noch nicht angekommen sind, zeigt sich an der Situation in den Schlachthöfen", kritisiert er. "Die einzige Reaktion, die ich höre, ist, dass die Menschen Angst haben, dass der Wurstpreis steigt", ärgert sich der heutige Geschäftsführer im Münchener Institut für Lebensmittelkultur. Auch Bernulf Schlauch will den Focus von Slow Food stärker auf aktuelle Probleme legen. "Wir müssen weg von der Plastikverpackung kommen. Ich hoffe, die Menschen denken jetzt um, durch die Fleischskandale", betont der Langenburger. "Wenn das gelingt, haben wir schon viel erreicht."
Zahlreiche regionale Produkte aus Hohenlohe und Tauberfranken lassen sich heute mit der Slow Food-Bewegung verbinden. Dazu zählen das Limpurger Rind, Landgeflügel aus Mäusdorf und das Schwäbisch-Hällische-Landschwein, das die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft in Schwäbisch Hall vermarktet. Auch die Produkte der Dorfkäserei Geifertshofen und der Schafskäse vom Biohof Jauernick in Bretzfeld-Weißlensburg sind besondere Spezialitäten. Hinzu kommen Weine wie der Tauberschwarz aus Röttingen.