Nicht nur Corona macht Vereinen zu schaffen
Nachwuchsmangel, finanzielle Not und unbesetzte Ämter sorgen für herausfordernde Zeiten in den Vereinen. Wir haben mit Vereinsvertretern in der Region über ihre drängendsten Sorgen gesprochen.

In einem aktiven Vereinsleben steht vor allem das Gemeinschaftsgefühl im Fokus. Man könnte sagen, es ist das Band, das alles zusammenhält, Krisen und Problemen trotzt. Corona hat jenes Band vor eine Zerreißprobe gestellt. Treffen waren von heute auf morgen nicht mehr möglich - das Leben in den Vereinen stand still.
Wegen Corona war lange Zeit Funkstille
Torsten Eberhardt, Vorstand vom Bezirksimkervein Heilbronn, gibt zu: "Mir hat der Austausch mit den anderen Imkern gefehlt." Nicht nur Veranstaltungen, auch Kurse für Jungimker sind während des Lockdowns im Frühjahr weggebrochen. Eine kreative Lösung für den Nachwuchs musste her. Die hat Torsten Eberhardt in den sozialen Medien gefunden: "Zu Beginn der Pandemie haben wir Erklärvideos gedreht und sie auf Youtube online gestellt."
Als die Kontaktsperren gelockert wurden, fanden die Schulungen wie gewohnt draußen auf dem Vereinsgelände nahe Klingenberg statt. "Die digitale Welt ist zwar schön und gut, aber nicht mit persönlichen Begegnungen zu vergleichen", räumt der Vorsitzende ein und ergänzt: "Bienenstöcke in natura statt auf dem Bildschirm zu sehen, das ist etwas anderes."
Immer weniger Mitglieder engagieren sich aktiv
Unabhängig von Corona macht dem Vorsitzenden noch zu schaffen, dass sich immer weniger Mitglieder aktiv im Verein engagieren: "Viele zahlen ihre Beiträge und denken, damit hat es sich erledigt." Zu einer Vereinsmitgliedschaft gehöre aber auch Verantwortung. "Wer übernimmt das Amt des Schriftführers, schenkt bei Festen Getränke aus oder pflegt unser Vereinsgelände?" Diese Fragen halten den Vorstand sprichwörtlich auf Trab. "Oft gehe ich auf unsere Mitglieder zu und bitte sie um Hilfe."
In Hinblick auf Corona ist der Deutsche Alpenverein (DAV), Sektion Heilbronn, "mit einem blauen Auge davongekommen", so das Fazit von Thomas Pfäffle. Der Geschäftsführer erinnert sich noch gut, wie die Pandemie "das Leben im Verein von 100 auf 0 zum Erliegen gebracht" hat. Alle 60 Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit. Auch die Kletterarena, laut Pfäffle eines der Herzstücke des Vereins, war für 57 Tage geschlossen. Neue Mitglieder ließen trotz erster Lockerungen auf sich warten. "Verständlich. In einer Krise denkt jeder erst mal an sein Wohlergehen."
Corona hinterlässt Spuren
So langsam geht es zwar bergauf, doch Corona hinterlässt Spuren. Der Verein rechnet laut Thomas Pfäffle gegen Ende des Jahres mit Einbußen von bis zu 20 Prozent. "Das Schlimmste, das uns passieren könnte, ist ein zweiter Lockdown. Die Folgen wären fatal."
Im Heilbronner Zigarre Kunst- und Kulturwerkhaus beschäftigt den Vorstand Klaus Schaeffer vor allem die Frage, wer die Führung übernimmt und den Verein am Leben hält, wenn die alten Mitglieder mal nicht mehr sind. Sollte sich keine Antwort darauf finden, "ist irgendwann Schluss".
Klaus Schaeffer weiß, dass viele junge Menschen ein Atelier im Künstlerhaus mieten. Das sei zwar schön, "aber parallel dazu will kaum einer Verantwortung übernehmen".
Nachwuchs bleibt aus
Nicht nur der ausbleibende Nachwuchs, auch Corona bereitet dem Kunst- und Kulturwerkhaus Sorgen. Jam-Sessions sind abgesagt, Ausstellungen werden bis Ende des Jahres nicht stattfinden können und Tanzkurse unterliegen strengen Hygieneregeln. "Unsere Einnahmen sind drastisch zurückgegangen. Wir halten uns nur mit Rücklagen über Wasser."
Einen Lichtblick für die Künstler gibt es laut Klaus Schaeffer in diesen herausfordernenden Zeiten aber trotzdem. In den Fenstern des Fabrikgebäudes vom Verein sind Werke und Plastiken ausgestellt, die "von draußen jederzeit begutachtet werden können".