Seine Wohnung ist der Trafoturm
Lukas Vohmann lebt seit einem Jahr in einem ehemaligen Trafoturm in Weißbach. Der Student hat es sich in seinem außergewöhnlichen Zuhause gemütlich gemacht. Auf 27 Quadratmetern Wohnfläche muss der Platz gut genutzt werden.

Studieren neben der Waschmaschine? Das ist für Lukas Vohmann Alltag. Denn der Student für Energiemanagement lebt auf engem Raum. Dafür geht es aber ordentlich in die Höhe. Die etwa 27 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf drei Stockwerke. Dazu kommen noch zwei Balkone. Seit einem Jahr lebt der 26-Jährige in einem ehemaligen Trafoturm mitten in Weißbach.
Dem Abriss entkommen
Der Weißbacher Bauunternehmer Karl-Heinz Dorfi hat das Haus entworfen. Er kaufte der Elektrizitätsgesellschaft EnBW den alten stillgelegten Trafoturm ab. Eigentlich sollte der von Dorfis Unternehmen abgerissen werden. "Ich wollte einfach mal was Anderes daraus machen", sagt Dorfi. Und der Unternehmer wagte sich an ein "Experiment": Er machte sich ans Werk, um der Trafostation ein zweites Leben als Wohnhaus einzuhauchen. Ein Jahr lang dauerte es, bis die Verwandlung vollzogen war: Böden, Treppen und Fenster wurden eingebaut. Eine Holzfassade wurde angebracht und zwei Balkone angebaut. "Die Originalmauer habe ich stehen lassen", erklärt Dorfi.

Ein begehrtes Liebhaberstück
Das Haus sei gedämmt und energetisch auf dem "neusten Stand", betont der Bauunternehmer. W-Lan, eine Satellitenschüssel und eine Fußbodenheizung gehören ebenfalls zur Ausstattung. Und es gibt einen Parkplatz vor der Tür. Im Frühjahr 2018 war sein Liebhaberstück bezugsfertig. Interesse hat es überregional geweckt. Als Dorfi vor einem Jahr einen neuen Mieter suchte, musste er nicht einmal inserieren. "Es kamen 50 Anfragen", sagt er. Auch der SWR hat schon gedreht.
Wenn man ihn von außen sieht, glaubt man gar nicht, was alles in seinen, Powertower, wie Dorfi ihn nennt, hineinpasst: Im Erdgeschoss stehen ein Schreibtisch, im Rücken hat man gleich den Waschtrockner. Da muss Lukas Vohmann schon überlegen, wann er die Maschine einschaltet: Denn wenn sie laut rumort, stört das beim Studieren. Hinter einer Schiebetür sind die Toilette und die Dusche. Ein kleines Fenster sorgt für Frischlufzufuhr.
Auf den Zentimeter abgestimmt
Die Treppe nach oben ist sehr eng und sehr steil. Da muss man schon genau aufpassen, wo man seinen Fuß hinsetzt. Ein Stockwerk darüber ist der Küchenbereich, inklusive Spülmaschine, Backofen und Kaffeemaschine: alles ist in einer Ecke untergebracht. Einen kleinen Esstisch kann man ausklappen. Alles passt Zentimetergenau, die Einrichtung ist eine Sonderanfertigung.
Ausblick auf Weißbacher Kirche
Die Wände sind hell, es gibt viele Fenster, aber trotzdem: wenn mehrere Menschen im Raum sind, ist es schon ziemlich beengt. Aber die Weite ist ganz nah. Der Ausblick auf dem Balkon schweift über die Weißbacher Kirche hinaus in die grüne idyllische Landschaft. Das ist dann schon ein Stückchen Luxus. Im oberen Stock ist praktisch nur Platz für die Matratze, mit einer Breite von 1,60 Meter. Ein schmaler Balkon, führt um das ganze Haus herum. "Hier trockne ich meine Wasche", sagt Vohmann. In Boxen lagert er Kleidung und seine Habseligkeiten. Shopping ist nicht drin. Denn wenn die Boxen voll sind, gibt es keinen weiteren Platz.
Bei den 28 Treppenstufen hat Vohmann einiges zu tun. Das Putzen sei für ihn kein Problem. Da brauche er nur den Handstaubsauger. "Viele glauben es mir erst gar nicht, dass ich in einem ehemaligen Trafoturm wohne", sagt Lukas Vohmann. "Dann staunen sie aber und würden am liebsten selber gleich einziehen." Zunächst sei auch er skeptisch gewesen, ob er denn überhaupt Platz für seinen Schreibtisch findet. Genauestens habe er alles vermessen, und am Computer eine 3D-Simulation erstellt, wie er denn die Wohnung einrichten könne. "Das gefällt mir alles sehr gut", lobt Karl-Heinz Dorfi seinen Mieter. Im Wohnturm waren übrigens schon knapp zehn Besucher gleichzeitig zu Besuch. "Das verteilt sich aber", meint Vohmann.
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