Gleis-1-Chef: Existenz der Kulturkneipe noch nicht gefährdet
Mindestens bis Anfang September gibt es wegen der Pandemie keine Konzerte und Veranstaltungen im Künstlercafe: Dennoch gibt Macher Hans A. Graef Entwarnung - zumindest vorerst.

Seit über zwei Jahrzehnten lassen Hans A. Graef und seine Mitstreiter vom Verein Kulturkneipe mittlerweile das künstlerische Leben in der ehemaligen Waldenburger Bahnhofsgaststätte erblühen. Hunderte Veranstaltungen von Künstlern jedweder Couleur und Kragenweite haben sie dort auf die Schiene gesetzt und die Akteure auf der Bühne ins rechte Licht gerückt.
Keine Veranstaltungen bis Anfang September
Bis Corona kam. Seit dem 13. März nun ist die Gleis- 1-Bühne verwaist - und das bleibt noch länger so: Bis mindestens Anfang September finden keinerlei Veranstaltungen in den engen Räumlichkeiten statt. Und auch zwei avisierte Open-Air-Konzerte auf dem Bahnsteig kamen nicht zustande. Doch während sich im ganzen Land bei vielen Kulturschaffenden und Kulturermöglichern langsam schiere Existenzangst in die Knochen schleicht, bleibt der Vorstand des unabhängigen Basiskulturvereins auf HZ-Nachfrage noch recht entspannt: Was ist, wenn im Spätsommer eventuell neue Restriktionen Veranstaltungen mit Publikum weiter verunmöglichen sollten?
"Ich glaube nicht an eine zweite Welle", sagt Graef. Und wenn doch? Auch dann sei der 130-Mitglieder-Verein durchaus gerüstet, betont der Vorsitzende: "Wir haben über die Jahre glücklicherweise einige finanzielle Rücklagen bilden können, so dass unser Verein nicht daran zugrundegehen würde, wenn in diesem Jahr gar keine Veranstaltung mehr im Gleis 1 möglich wäre."
Graefs Optimismus speist sich wie die Finanzierung seines Vereins aus mehreren Quellen: "Wir haben von der Bundesregierung 1200 Euro Soforthilfe bekommen, und die Stadt Waldenburg hat uns - zusätzlich zum üblichen Zuschuss von 400 Euro - bis August auch für vier Monate die Kaltmiete erlassen", berichtet Graef.
Stadt hat auf Miete verzichtet

Und: Zwar fällt mit den Erträgen aus den Konzert-Eintritten und aus der Gastronomie der Löwenanteil des Jahresumsatzes in Höhe von jährlich rund 32 000 Euro weg - die Mitgliedsbeiträge indes fließen weiter. "Wir haben auch eine Reihe von Sponsoren, wie Volksbank und Sparkasse, die uns unterstützen", freut sich Graef. Und auch die Haftpflicht-Versicherung hat ebenfalls für vier Monate auf die Beiträge verzichtet.
Der 71-Jährige weiß, dass sein Basiskulturverein damit in einer glücklicheren Lage ist als viele andere kleinere Kulturbetriebe im Bundesgebiet: "Wir sind glücklich, dass wir die Sponsoren haben: Es sind keine großen Beträge, aber es läppert sich so zusammen", sagt der pensionierte Lehrer, der zusammen mit den Mitgliedern des Kulturvereins alles ehrenamtlich stemmt. "Und auch von der Stadtverwaltung fühlen wir uns gut unterstützt."
Macher sind Sponsoren dankbar
Dafür sind er und seine Vereinskollegen dankbar: "Das Gleis 1 ist mein und unser gemeinsames Kind, und mittlerweile sind wir im lokalen Kulturbetrieb glücklicherweise ja auch eine feste Größe", sagt Hans A. Graef. Und es sieht gegenwärtig so aus, als sollte die Waldenburger Kulturkneipe ebendies auch nach Corona weiterhin bleiben können.

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