Ein Besuch bei den Sanierern der Ortsdurchfahrt
Seit April gleicht der Teilort Obersteinbach einer Großbaustelle: Noch rund ein Jahr lang wird dort die Landesstraße 1046 auf Vordermann gebracht - und auch ihr Innenleben.

Drei Millionen - für mindestens 30 Jahre: Das ist die Rechnung, die gegenwärtig in Obersteinbach aufgemacht wird. Denn wenigstens für die kommenden drei Dekaden soll die neue Ortsdurchfahrt ausgelegt sein. Aufgemacht indes wird in dem 200-Einwohner-Teilort aktuell zwischen Ortseingang und Friedhof so ziemlich alles: Nicht nur 700 Meter Straßenbelag werden dort erneuert - sondern rund 3000 Meter Entwässerungskanäle, 1500 Meter Wasserleitungen und ganze sechs Kilometer Kabel-Rohre verlegt: auch zur späteren Installation von Breitband-Internet, das in Obersteinbach bis heute noch nicht verfügbar ist.
Dass die Arbeiten nun laufen, hat durchaus einen gewissen Vorlauf: Denn bereits 2015 hat das Land angekündigt, dass wegen massiver Fahrbahn-Schäden die Straßendecke erneuert werden muss. "Bei genauer Prüfung haben wir erkannt, dass im Kanalnetz umfangreiche Sanierungsarbeiten notwendig sind", sagt Bürgermeister Markus Knobel, der die feinen Schuhe gegen Wanderstiefel getauscht hat.
Das ist auch nötig, denn der Regen hat die Baustelle heute partiell in eine graue Schlammwüste verwandelt. Nach etwas Gehüpfe also schnell rein in den Container, wo die verantwortlichen Planer die HZ denn auch schon erwarten. Erste Info: Dieser Weg durchs Erdreich - er wird kein leichter sein, sondern steinig und schwer: Denn "ab zwei Metern Tiefe gibt es hier richtig knackigen Fels", berichtet Polier Ulrich Krämer. Und das ist durchaus ein Problem - denn manchmal müssen Krämer und Kollegen bis zu fünf Meter tief graben.

Noch ein ganzes Jahr lang werden er und ein Dutzend Mitarbeiter in Obersteinbach werkeln. Wer da alles mittut? Baugeräteführer, Straßenbauer, Baufachwerker, Vorarbeiter, Ingenieure. Deutsche, Syrer, Mazedonier, Polen. "Sogar einen Bayer haben wir", wird im mobilen Baustellen-Büro gescherzt. Und auch exakt eine Frau - "man muss schon Sprüche drauf haben" - gibt es. Alle sind aufeinander eingespielt. Deswegen wird im August dann auch kollektiv Pause gemacht.
Anwohner haben sich arrangiert
Wie reagieren die Anwohner auf die Ein-Jahr-Baustelle? "Es ist ein gutes Miteinander, die Leute haben Verständnis", ist Bürgermeister Knobel überzeugt. Und Bauleiter Gregor Held sekundiert: "Wir freuen uns, dass die Leute uns auch mal einen Kaffee bringen. Das ist nicht mehr selbstverständlich." Das gute Klima zwischen Bauleuten und Bürgern könnte nicht zuletzt daran liegen, dass letztere bereits seit 2016 intensiv in die Planungen einbezogen wurden: unter anderem per Fragebogen-Aktion und Info-Veranstaltung im Franz-Gehweiler-Haus.

Da aber grau nicht nur der Beton, sondern bekanntlich alle Theorie ist, geht es nun hinaus. Polier Krämer hat die Führung übernommen. Erster Eindruck? Es wird mächtig gegraben. Vier Bagger sind im Einsatz, um Platz für die neuen Rohre zu schaffen, die mittels eines "überdimensionierten Laserpointers" millimetergenau ihren Platz in der Erde finden, wie Krämer erläutert.
Erdaushub wird wiederverwendet
Einige Meter weiter Richtung Friedhof rollt auch schon der Betonmischer an: Ebendieser kippt aber keinen Zement ab - sondern die Erde, die für die Arbeiter ein alter Bekannter ist. Denn: "Der Erdaushub wird auf dem Friedhof zwischengelagert, aufbereitet und wieder eingebaut", erklärt Markus Knobel. Das dient der Umwelt und minimiert Erschütterungen für die Anwohner. Die dicksten Rohre, die damit wieder bedeckt werden, messen fast einen Meter im Durchmesser.

Und die Sanierung der Landesstraße samt ihres Innenlebens ist noch gar nicht alles: Denn im selben Atemzug werden gleich auch noch acht Bauplätze im zweiten Abschnitt des Neubaugebiets "Hofwiesen" erschlossen, ein neuer Fußweg zum Friedhof geschaffen und das Regenüberlaufbecken "Streithof" im Hauptort erneuert, was zusätzlich nochmals rund eine Million Euro verschlingen wird.
Apropos verschlingen: Wie verköstigt sich denn die Mannschaft? "Meistens gibt es Brotzeit, manchmal wird gegrillt", berichtet Krämer. Stärkung braucht es auch - denn die hält Leib und Seele zusammen. Ist Arbeit auf dem Bau wirklich so ein Knochenjob? Krämer: "Muskelkater habe ich schon lange nicht mehr, aber ab 30 fängt es im Rücken an zu ziehen."
Finanzierung und Verkehrsbehinderung
Den Löwenanteil der Kosten für die Sanierung muss die Stadt selbst stemmen: Denn von den insgesamt rund vier Millionen Euro, welche die Vielzahl der im Haupttext genannten Maßnahmen kosten werden, übernimmt das Land lediglich jene 400 000 Euro für die neue Fahrbahn-Oberfläche der Landesstraße. Für den Rest gibt es keine Fördergelder. Die finanziellen Mittel sind im laufenden Haushalt der Kommune berücksichtigt.
Die Verkehrsteilnehmer, die auf der L 1046 unterwegs sind, müssen sich indes noch rund ein Jahr lang umorientieren: Denn die Straße wird voraussichtlich bis kurz vor Abschluss der Arbeiten im Sommer kommenden Jahres gesperrt bleiben. Die Stadtverwaltung weist darauf hin, dass in dieser Zeit von allen Verkehrsteilnehmern Umwege in Kauf genommen werden müssen.
Die Stadt appelliert, die offiziell ausgewiesenen Umleitungsstrecken zu beachten. Die privaten angrenzenden Waldwege sind gesperrt. Das Befahrungs-Verbot wird durch den Eigentümer, die Fürstliche Forstverwaltung Hohenlohe-Oehringen, kontrolliert.

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