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Bürgermeister : "Die Herzlichkeit ist typisch für Talheim"

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Bürgermeister Rainer Gräßle setzt auch weiter auf eine behutsame Entwicklung in Talheim. Ein Naturkindergarten soll 2021 öffnen. Barrierefreies Wohnen gehört mit zu den künftigen Aufgaben.

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Bürgermeister Rainer Gräßle beim Jahreszeiten-Brunnen vor dem Rathaus. Dass die Gemeinde rund ums Dienstleistungszentrum eine Ortsmitte mit hoher Aufenhaltsqualität hat, ist für den 51-Jährigen wichtig.
Foto: Mario Berger
Bürgermeister Rainer Gräßle beim Jahreszeiten-Brunnen vor dem Rathaus. Dass die Gemeinde rund ums Dienstleistungszentrum eine Ortsmitte mit hoher Aufenhaltsqualität hat, ist für den 51-Jährigen wichtig. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Was macht Talheim mit seinen fast 5000 Einwohnern aus? Wohin soll die Entwicklung gehen? Was sind die Aufgaben der Zukunft? Darüber sprach Redakteurin Sabine Friedrich mit Bürgermeister Rainer Gräßle.

Herr Gräßle: Als Sie 1999 nach Talheim kamen: Was ist Ihnen, abgesehen von der Burg, ins Auge gefallen?

Rainer Gräßle: Das Schöne an Talheim ist, dass es eine echte Ortsmitte gibt. Hier sind Geschäfte ansässig. Wir haben eine hohe Aufenthaltsqualität. Das charakterisiert Talheim stark.

 

Wenn Sie heute den Ort betrachten: Wie hat er sich verändert?

Gräßle: Wir haben Talheim behutsam entwickelt. Die Gemeinde ist in den vergangenen 20 Jahren um rund 200 bis 250 Einwohner gewachsen. Wohngebiete sind nur in geringer Zahl erschlossen worden. Es gibt einen zusätzlichen Sportplatz in der Hänfe, der Talheimer Hof ist zum Golfplatz geworden. Wir haben damit auch Angebote zur Freizeitgestaltung dazugewonnen.

 

Was ist typisch für Talheim?

Gräßle: Die Herzlichkeit. So lautet auch der Slogan aus der Gemeindeentwicklungsplanung: Talheim, Herzlichkeit erleben.

 

In "Jungen" haben auch junge Familien von auswärts gebaut. Wie hat sich dieses frische Blut aufs Zusammenleben ausgewirkt?

Gräßle: Wenn man nach Talheim zieht und möchte am Gemeindeleben teilnehmen, ist man sofort mittendrin. "Jungen" ist ein schönes Beispiel: Viele junge Familien sind in den Vereinen. Über die Kinder finden sie schnell Anschluss und nehmen am Ortsgeschehen teil.

 

Wie wertvoll sind Vereine und Kirchen bei dieser Integration?

Gräßle: Das Vereinsleben, das Angebot der Kirchengemeinden, die Arbeitskreise, die Freiwillige Feuerwehr bilden die Grundlage dafür, dass sich Neubürger hier sehr schnell zu Hause fühlen.

 

Im neuen Baugebiet "Graben/Vorderer Tiefer Graben" gingen die kommunalen Bauplätze weg wie warme Semmeln. Die Nachfrage konnte nicht gedeckt werden. Ist aber nicht die Grenze des Wachstums erreicht?

Gräßle: Ein Ort kann nicht irgendwann sagen, es gibt keine Entwicklung mehr. Wir sind verantwortlich dafür, dass es diese auch in Zukunft gibt. Es werden auch weiterhin mit Augenmaß Baugebiete entwickelt.

 

Weitere Versieglung frisst Landschaft − bisher ein Pluspunkt Talheims.

Gräßle: In die Landschaft eingebettet zu sein, macht den Reiz aus. Aber die Attraktivität des Wohnens beschränkt sich nicht auf die Hanglagen. Aufgabe der Zukunft wird es sein, sich noch mehr um die Innenverdichtung zu kümmern. Wir konnten Grundstücke in der Bahnhof- und der Bergstraße sowie am Kelterplatz erwerben. Es wird die ganz große Kunst sein, die Balance zu finden zwischen Innenentwicklung und neuen Baugebieten.

 

Vor 15 Jahren wurde der Aufstellungsbeschluss für ein Gewerbegebiet "Gschrei" gefasst. Jetzt wird die Erschließung des 13,5 Hektar großen Areals geprüft. Gibt es Bauwillige?

Gräßle: Augenblicklich nicht. Die Entwicklung steckt noch in den Kinderschuhen. Für uns ist die Herangehensweise wichtig. Da es für die betroffenen Flächen auf Talheimer Gemarkung noch keinerlei Erschließung gibt, wird deren Vorfinanzierung sehr teuer.

 

Talheim musste vor Jahren seine Hauptschule schließen. Wie macht sich das im Alltag bemerkbar?

Gräßle: Die Verbindung zu Kindern in weiterführenden Schulen ist sicher nicht mehr in der Intensität vorhanden. Deshalb versuchen wir, Kinder ab der vierten Klasse in die Jugendkulturarbeit einzubeziehen und so für ihre Heimatgemeinde zu interessieren.

 

Aber das Jugendhaus ist seit fast einem Jahr verwaist. Wie soll es da weitergehen?

Gräßle: Unsere Vereine leisten eine tolle Kinder- und Jugendarbeit. Jetzt fehlt die offene Jugendarbeit. Und die verwaist, wenn kein Jugendreferent da ist. Die Chance ist sehr gering, dass wir einen neuen mit dem seitherigen Arbeitsumfang finden, weil der Arbeitsmarkt leer gefegt ist. Aber vielleicht können wir stundenweise jemanden bekommen.

 

Durch das neue Wohnbaugebiet braucht Talheim einen neuen Kindergarten. Wie viele Plätze wird es im Naturkindergarten geben, der 2021 schon starten soll?

Gräßle: Eine Gruppe reicht aus. Unsere Vorstellung ist, dass der Naturkindergarten in Verlängerung der Soultzmatter Straße angesiedelt wird. Dort gibt es bereits die erforderliche Infrastruktur.

 

Das nervenaufreibendste Projekt Ihrer Amtszeit ist das Pflege- und Seniorenheim, ist doch der Standort vor allem bei den Anwohnern heftig umstritten. Wie groß ist die Erleichterung über den baldigen Spatenstich?

Gräßle: Das ist natürlich eine besondere Freude. Es ist die wichtigste Einrichtung, die unserer Gemeinde noch fehlt. Ich bin überzeugt, dass wird an dem Standort eine gute Einrichtung schaffen können.

 

Auch in Talheim altert die Bevölkerung. Wie muss die Kommunalpolitik darauf reagieren? Mit Bürgerbus und Bänklestour ist es sicher nicht getan.

Gräßle: Es wird Aufgabe der baulichen Veränderung nahe der Ortsmitte sein, barrierefreie Wohnungen zu schaffen, von denen aus alles für den täglichen Bedarf zu Fuß erreichbar ist. Überlegenswert wäre auch, einen Seniorenbeauftragten anzustellen.

 

Gibt es Handlungsbedarf bei der medizinischen Versorgung?

Gräßle: Wir sind froh, dass wir das Thema des ärztlichen Notstands nicht haben. Wir sind gerade mit dem Medizinischen Versorgungszentrum gut versorgt.

 
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