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Roigheim
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Roigheim und die besondere Geologie im Seckachtal

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Muschelkalk, Sandstein, Schwefel, Gips liegen in den Erdschichten und haben die Wirtschaft von Roigheim bestimmt.

Von Rudolf Landauer
Über der Erde hat Roigheim eine reizvolle Landschaft zu bieten, unter der Erde eine hoch interessante Geologie.
Grafik: Rudolf Landauer

 

Intakt und reizvoll präsentiert sich dem Betrachter die Landschaft des Seckachtals um Roigheim. Im Erdreich darunter befinden sich ebenfalls ausgesprochen interessante geologische Formationen, die anderswo so kaum vorkommen.

Muschelkalk, Gips, Sandstein, Torf und eine schwefelhaltige Quelle liegen in den Erdschichten. Alles fand auf unterschiedliche Weise Verwendung und führte zu Berufen. Steinbrecher und Steinmetze bearbeiteten Sandsteine, Bergleute holten das Mineral Gips aus Stollen, Torfstecher bargen Torf und aus Steinbrüchen wurde Muschelkalk für das Baugewerbe gebrochen. Wo Muschelkalk ansteht, ist oft auch Gips anzutreffen und den gibt es auf der Gemarkung.

Bedarf nach Gips

Aktuell rückt das Gipsvorkommen in den Blickpunkt, es besteht offenbar Bedarf. In jüngster Zeit wurden ausgiebige Sondierungsbohrungen im Osten der Gemarkung vorgenommen. Wie Bürgermeister Michael Grimm mitteilte, wurde in den 1970er Jahren umfangreich nach Gips gebohrt, dann aber wieder eingestellt: "Wir waren überrascht, dass die Firma Regips, die Abbaurechte für zwei Lagerstätten besitzt, aktuell Aktivitäten entfaltet, ebenso ist ein Sondergebiet Gipswerk eingetragen", bemerkte Grimm. Weitere Informationen habe er derzeit nicht, fügte er an.

Bereits seit 1834 kennt man die Gipslagerstätte Roigheim und man leitete den bergmännischen Abbau für den Dünger der Landwirtschaft ein. Eine Gipsmühle wurde gebaut, aus der dann eine Gipsdielenfabrik für das Bauhandwerk entstand. 1948 und 1955 wurde erneut gebohrt. Fossilien liefern Geologen Hinweise zur Erdgeschichte ebenso auch die Horizonte Unterer-, Mittlerer und Oberer Muschelkalk. Nach dem Bad Friedrichshaller Geologen Friedrich von Alberti wird der Verbund Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper als Trias beschrieben.

Zahlreiche Fossilien

In Roigheim kommt Muschelkalk ausgeprägt vor und so finden sich in den Flanken des Seckachtals auch zahlreich Fossilien, versteinerte Überreste von Pflanzen oder Tieren. In dem Naturschutzgebiet "Essigberg/Hörnle" treten Ceratiten (Muscheln) häufig auf. Wengerter haben Steine aufgelesen und Steinriegel gebildet, sichtbare Zeichen des Muschelkalks.

Der Geologe Walter Carlé hat die Geologie Roigheims beschrieben und Karlheinz Englert hat sie in seinem Roigheimer Heimatbuchs wiedergeben. Der vor rund 240 Millionen Jahren entstandene harte Obere Muschelkalk ist mit einer Mächtigkeit von 90 Meter landschaftsprägend.

Wie es zu Bad Roigheim kam

Torf wurde in der Seckachaue gestochen und dort wurde auch 1476 die Schwefelquelle erschlossen. Hofmedikus Dr. Faber nannte 1669 die Quelle "Wild oder Heil-Brunnen Bethesda Roeghemiana" und als "Wunder von Roigheim".

Ein reger Badebetrieb mit Übernachtungsmöglichkeiten setzte ein, was zum Prädikat "Bad Roigheim" hätte führen können. Sogar Herzog Friedrich kam als "Kurgast" nach Roigheim. Der Chemiker Dieter Wollmann aus Roigheim hat die Geschichte und die Analysen der Schwefelquelle erforscht und in einem Aufsatz aufgearbeitet.

Als geologische Spezialität Roigheims galt das Sandsteinvorkommen im Steinbruch im "Hemmrichsholz" am Korber Weg. Im Königreich Württemberg wurden die Sandsteine als "mit die Besten" bezeichnet und waren lange ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor. Der Bruch ist stillgelegt.

 
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