Scheue Schafe pflegen das Gelände unter einer Photovoltaik-Anlage
Der Pfedelbacher Schäfer Markus Basel betreibt seit 30 Jahren Landschaftspflege mit seinen Schafen. Derzeit laben sie sich am Gras auf der Freiflächenanlage einer Photovoltaik-Anlage im Öhringer Westen.

"Hochspannung - Lebensgefahr" steht auf dem Schild am Gatter der Freiflächen-Photovoltaikanlage im Öhringer Westen. Eine Warnung, die sich an ungebetene Besucher richtet. Was sich hier auf weiter grüner Flur zwischen Streuobstwiesen, Getreide- und Kartoffelfeld so bedrohlich liest, lässt die scheuen Gäste innerhalb des Sicherheitszauns völlig unbeeindruckt.
Die elf Schafe, die hier irgendwo unterhalb der aufgeständerten Solarmodule weiden, haben nichts anderes im Sinn, als sich den lieben langen Tag an üppigem Gras und würzigen Wiesenkräutern zu laben. Und falls es mal nichts mehr zu fressen gibt, steht eine überdachte Futterkrippe für die Tiere bereit.
Bis Markus Basel jedoch die Krippe füllen muss, da ist noch weit hin. Das frische, sommerliche Grünfutter der vier bis fünf Hektar großen Wiese steht den Tieren Tag und Nacht zur Verfügung. Und wenn hier gar kein Futter mehr zu finden ist, dann bedeckt eine Schneedecke das Weideland.
Medienscheue Schafe
Dass eine Freiflächen-Photovoltaikanlage einen optimalen Weidegrund für Schafe wie auch für den Schäfer bietet, möchte man gern glauben. Schließlich erübrigt sich für den Tierhalter die Errichtung eines Weidezauns. Wo aber sind die Schafe? Trotz Basels Lockrufen lässt sich keines der wolligen Tiere blicken. Der Besuch der HZ-Mitarbeiterin scheint die Tiere eingeschüchtert zu haben. Sind sie etwa medienscheu? "Auf Fremde reagieren die Schafe ängstlich, das sind keine Streicheltiere, sondern Tiere mit natürlichen Instinkten." Anders sehe es jedoch aus, wenn er alleine das Gelände betrete. "Wenn ich die Tiere rufe, dann wissen sie, dass ich trockenes Brot oder andere Leckereien dabei habe", erklärt der Schäfer im Nebenerwerb.
Um die Schafe jedoch vor die Kameralinse zu bekommen, muss Hütehund Don ganze Arbeit leisten. Die Befehle seines Herrn führt der siebenjährige Border-Collie-Rüde nur zu gerne aus. Nur ein paar Sekunden später ist die Herde bei der Futterkrippe versammelt.
Mehrere Kurse zur Schäfer-Ausbildung besucht
Seit 30 Jahren betreibt Basel die Schäferei. Seine Liebe zu Herdentieren habe er wohl von seinen Eltern, meint er. Diese hielten sich gleich sieben Isländer als Freizeitpferde. Angefangen habe er mit Heidschnucken, danach auf Rhönschafe umgesattelt, erzählt der gelernte Bauschlosser und Schmied.

Das Wissen über artgerechte Schafhaltung habe er sich durch verschiedene Kurse, davon zahlreiche an der Universität Hohenheim, angeeignet. "Darunter auch ein Schlachtkurs", berichtet der Vorstand des Vereins Hohenloher Schäfer. Denn Basel begleitet seine Tiere von ihrer Geburt bis zur Schlachtbank. Die Innereien sowie das Fleisch seiner Tiere gehen direkt an seine Kundschaft. Die Schaffelle lässt er biologisch gerben. Ein Teil des Fleisches wird zu Spezialitäten verarbeitet, wie zu Hackbraten oder Pfefferbeißer.
Arbeit für das Wohl der Tiere
Ein wichtiger Aspekt der Schäferei ist für den Pfedelbacher die Landschaftspflege. "Bei Streuobstwiesen, die nicht zur Heugewinnung genutzt werden, ist es doch schade um die Maat. Die Kleinflächenpflege ist dazu für die Erhaltung der Artenvielfalt wichtig. Besonders, wenn es sich um Hänge und Böschungen handelt, die mit großem Arbeitsgerät nicht zu erreichen sind", findet der 58-Jährige. Die Landschaftspflege mittels Schafbeweidung bedeutet vor allem aber harte Arbeit.
Rund 20 Stunden pro Woche investiert Basel in das Wohl seiner Tiere. Den Zaun aufbauen, den Zaun abbauen, die Tränke füllen, täglich nach den Tieren schauen, heißt es für den Schafhalter. Das mit der Arbeit sieht Border Collie Don dagegen nicht so eng: Sichtlich genießt es der Hund, beim Zusammentreiben der Schafe gefordert zu werden. "Ein richtiger Workaholic ist er", weiß Basel.
Beweidung mit Schafen dient Artenvielfalt
Schafbeweidung bietet für die Landschaftspflege und den Artenschutz viele Vorteile: Sie eignet sich für fast alle Grünflächen, insbesondere für schwer zugängliche. Intensive Schafbeweidung verhindert die Versteppung und Verbuschung der Weidelandschaft. Die durch die Beweidung kurzrasig gewordener Grünflächen sind für viele Insekten- und Vogelarten attraktiv. Weiter fördert der Schafsdung die Vielfalt kotfressender Insekten, was die Ernährungsgrundlage von Vögeln und Fledermäusen verbessert.
In ihrer Wolle transportieren Schafe vielerlei Samen und kleine Insekten: Damit sorgen sie für deren Ausbreitung. Die Tritte der relativ leichten Weidetiere fördern die Grünlandnarbe, indem sie für eine Verdichtung des Bodenbewuchses sorgen; das wiederum schützt den Boden vor Erosion. Durch Schafe beweidete Grünflächen dienen ebenso dem Klimaschutz: Sie binden auch im Winter das klimaschädliche Kohlendioxid.