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Pfaffenhofens Bürgermeister geht im kommenden Jahr in den Ruhestand

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Kaum ein Bürgermeister im Land weist eine so lange Dienstzeit auf wie der Pfaffenhofener Rathauschef. Dieter Böhringer führt seit 39 Jahren die 2500-Einwohner-Kommune im Zabergäu. Im Stimme-Interview blickt er auf seine Amtszeit zurück und erklärt seinen Entschluss, in den Ruhestand zu gehen.

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Pfaffenhofens Bürgermeister Dieter Böhringer geht im kommenden Jahr in den Ruhestand.
Foto: Friedhelm Römer
Pfaffenhofens Bürgermeister Dieter Böhringer geht im kommenden Jahr in den Ruhestand. Foto: Friedhelm Römer  Foto: Römer, Friedhelm

Dieter Böhringer ist bereits seit 39 Jahren im Amt. Es ist bereits seine fünfte Amtsperiode. Nächstes Jahr ist endgültig Schluss.

 

Herr Böhringer, Sie sind nun 39 Jahre im Amt, gehen einige Monate früher in den Ruhestand als vorgesehen. haben Sie keine Lust mehr?

Dieter Böhringer: Nein, das hat nichts mit Lust zu tun, sondern mit den im nächsten Jahr anstehenden Landtags- und Bundestagswahlen. Dies ist für eine kleine Verwaltung wie unsere eine große Mehrbelastung. Daher habe ich mich nach Absprache mit meiner Familie dazu entschlossen, die Bürgermeisterwahl in die Landtagswahl im März zu integrieren.

 

Hat die Situation rund um Corona Ihren Entschluss erleichtert?

Böhringer: Das sehe ich nicht so. Allerdings bin ich in diesen Zeiten daran erinnert worden, dass ich als Risikoperson eingestuft werde, dabei ist mir erst bewusst geworden, dass ich ein gewisses Alter erreicht habe, wobei ich mich eigentlich noch recht fit und fidel fühle. Schade ist, dass viele Veranstaltungen coronabedingt nicht mehr stattfinden können. Das tut schon weh.

 

Was hat sich in der kommunalpolitischen Arbeit durch Corona verändert?

Böhringer: Das Zwischenmenschliche fehlt. Man geht auf Distanz. Das ist etwas, unter dem vor allem kleinere Gemeinden leiden, denn hier hat man den unmittelbaren Kontakt zum Bürger viel stärker als in größeren Kommunen. Es fehlen die Zusammenkünfte in den Vereinen, und es fehlt die Kultur.

 

Ende Oktober 1981 haben Sie Ihre erste Bürgermeisterwahl gewonnen, haben im Januar 1982 das Amt angetreten. Können Sie sich noch an Ihr erstes Projekt erinnern?

Böhringer: Es gab zwei laufende Projekte. Beim Gewerbe- und Industriegebiet Bruch musste der Bebauungsplan aufgestellt werden. Und in Weiler wurde ein kleines Wohngebiet "Im Schenken" erschlossen. Was sich allerdings wie ein roter Faden bis heute durchzieht, ist das Thema Umgehungsstraße.

 


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Grußwort von Bürgermeister Dieter Böhringer


 

Da braucht man einen langen Atem?

Böhringer: Daran merkt man, dass es manchmal etwas länger dauert, bis man zum Ziel kommt.

 

Wie fühlt man sich als Dinosaurier?

Böhringer: (lacht) Ich fühle mich nicht so. Mich erschreckt manchmal selber diese Zahl 39. Im Tagesgeschäft bin ich nicht dazu gekommen, daran zu denken. Ich habe immer vermieden, zu sagen, früher haben wir das so und so gemacht. Technischen Neuerungen bin ich offen begegnet. Es war ein Erfolgsrezept, mit der Zeit zu gehen.

 

War es Ihr Plan, so lange Bürgermeister in Pfaffenhofen zu bleiben?

Böhringer: Nein. Ich hatte zu Beginn geplant, in die freie Wirtschaft zu gehen oder Bürgermeister in einer größeren Stadt zu werden. Damals gab es aber Hürden, die es heute nicht mehr gibt. Man erwartete von einem Bürgermeister die Präsenzpflicht, also die Bereitschaft, in den Ort zu ziehen. Andernfalls wäre es ein Handicap gewesen. Daher haben wir uns in Pfaffenhofen niedergelassen: ein Haus gebaut, meine Mutter kam noch dazu. Außerdem waren unsere Kinder klein. Es ergab sich so. Als junger Mann konnte ich mir nicht vorstellen, 30 Jahre, wie mein Vorgänger Wilhelm Widmayer, in Pfaffenhofen zu bleiben. Jetzt habe ich ihn sogar noch überholt.

 

Was zeichnet Pfaffenhofen aus?

Böhringer: Es ist ein liebenswerter Ort zwischen Heuchelberg und Stromberg. Schön eingebettet zwischen Wald und Wiesen und hat eine optimale Lage. Pfaffenhofen war und ist entwicklungsfähig: ob auszuweisende Wohngebiete oder Sanierungsgebiete. Außerdem gibt es eine gute Gemeinschaft, die sich im Vereinsgeschehen widerspiegelt.

 

Ist die Gemeinde in diesen 39 Jahren mehr zusammengerückt?

Böhringer: Aus meiner Sicht, ja. Anfang der 1980er Jahre gab es noch Nachwehen der Kommunalreform vom Januar 1972, als Pfaffenhofen und Weiler zusammengelegt wurden. Ein Beispiel, dass wir es gut hinbekommen haben, ist die Zusammenlegung der Feuerwehren von Pfaffenhofen und Weiler. Ein weiterer Punkt sind die Kirchengemeinden, die nun zusammengeschlossen sind. Das Kirchturmdenken ist bis auf einige Ausnahmen überwunden.

 

Auf welche Projekte sind Sie besonders stolz?

Böhringer: Da gibt es eine Vielzahl. Aber stolz bin ich darauf, dass das Gemeindezentrum mit Rathaus, Halle, Schule und Kindergarten ständig weiterentwickelt wurde. Dass wir diesen großen Wurf im Jahr 2000 geschafft haben mit dem Neubau eines Feuerwehrgerätehauses, dem Umbau der Halle mit Gymnastiksaal sowie dem Rathaus, das war schon markant.

 

Kommen durch durch die Corona-Krise schwierige Themen ans Tageslicht, die vorher nicht präsent waren?

Böhringer: Gravierend ist die Vereinsarbeit, die leidet. Da geht Kultur verloren. Meine Befürchtung ist, dass Traditionen wegfallen.

 

Was haben Sie im Ruhestand vor?

Böhringer: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Allerdings gibt es nächstes Jahr Familienzuwachs bei meinen Kindern, so dass ich dann viel Zeit mit vier Enkeln verbringen werde.

Zur Person

Dieter Böhringer (66) ist gebürtiger Heilbronner, war von 1976 bis 1977 beim Landratsamt Ludwigsburg und von 1978 bis Januar 1982 Kämmerer in Ittlingen. Böhringer wurde am 25. Oktober 1981 im zweiten Wahlgang in Pfaffenhofen zum Bürgermeister gewählt, Mitte Januar 1982 ins Amt eingesetzt und ist nun in seiner fünften Amtszeit, die turnusmäßig am 6. Januar 2022 enden würde. Er war 35 Jahre im Kreistag. Böhringer hat zwei Kinder und lebt mit seiner Frau in Pfaffenhofen.

 
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