Schillernde Facetten einer Stadt herausstellen
Der Heimatverein Neudenau bereichert mit seinem Engagement das Leben im Ort.

Im Eingangsbereich des Josefine- Weihrauch-Museums in Neudenau stehen meterweise graue Ordner. "Das sind Dokumentationen zur Stadtgeschichte, die wir gerade aus Stuttgart bekommen haben, das muss mal digitalisiert werden", meint Elisabeth Straßer mit einem kleinen Seufzer in der Stimme. Hier ein paar Reste der gerade abgebauten Eisenbahnausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Unteren Jagstbahn, dort historische Kostüme. Schon bei einem kurzen Blick zeigt sich, dass der Heimatverein stetig beschäftigt ist, schließlich ist das Museum nur ein Aspekt der Arbeit.
Darum geht es dem Verein
Heimatpflege und Heimatkunde, so steht es in der Satzung, sind der Zweck des 1977 gegründeten Vereins. "Wir versuchen, alles abzudecken, was in die Richtung geht", betont Elisabeth Straßer, die als Kassiererin des achtköpfigen Vorstands fungiert. Heimatmuseum ist nicht Museum, da legt auch ihr Mann Wilfried Wert drauf, auch wenn er der ehrenamtliche Leiter der ungewöhnlich geräumigen Einrichtung im Schloss ist. Das Museum gibt es aber schon länger als den Verein, und zunächst hatte der nichts damit zu tun. Bis zum Herbst 1999 gab es nämlich eine hauptamtliche Museumsleitung.
Ende der 1980er entwickelten vier studierte Heimatkundler ein Konzept für die 8000 Stücke umfassende Sammlung der Gründerin, das bis heute besteht. Auch dank des Heimatvereins, der 1999 in Person von Wilfried Straßer (84) und der inzwischen verstorbenen Dr. Margarete Hendel die Verantwortung übernahm. Von April bis Oktober ist das Museum jeden Sonntag geöffnet, den Startschuss gibt ein Konzert mit einem kleinen Salonorchester im Musiksaal. Zumindest in normalen Jahren.
Zusätzlich werden im Erdgeschoss Sonderausstellungen mit Kunst oder zu besonderen Themen organisiert, während der Rest des Hauses der umfangreichen und doch übersichtlichen Dauerausstellung gewidmet ist. So befinden sich hier zum Beispiel die Originalfiguren aus der Gangolfkapelle, weil sie im Schloss besser geschützt sind.
Apropos Gangolf. Der Heimatverein beteiligt sich natürlich auch am jährlichen Gangolfritt. "Wir kümmern uns quasi um die weltliche Seite, laden Reiter ein und statten alle mit historischen Kostümen aus", erklärt Elisabeth Straßer, die einen enormen Fundus besitzt. Die können auch bei der Modenschau beim Herbstfest bewundert werden.
Die Neudenauer Heimatblätter erscheinen monatlich
Der Heimatverein ist Herausgeber der Neudenauer Heimatblätter, die monatlich als vierseitige Beilage im Mitteilungsblatt erscheinen. Seit 1983 sind bereits 445 erschienen. "Früher waren es über 20, die geschrieben haben, jetzt sind wir noch zu viert", erzählt Wilfried Straßer. Hier werden Geschichtsthemen, auch neueren Datums aufgegriffen. "Themen finden wir genug, wir haben ja das große Stadtarchiv", meint seine Frau. Ihr Steckenpferd ist zudem die Ahnenforschung, wozu ihr seit vorigem Jahr auch die Kirchenbücher zur Verfügung stehen. Privatleute können sich an den Heimatverein wenden: Elisabeth Straßer beginnt zu stöbern - unentgeltlich.
Der Heimatverein kümmert sich nicht nur um die Verstorbenen, sondern auch um den Nachwuchs. Mit einer sehr beliebten gruseligen Schlossnacht beteiligt man sich am Kinderferienprogramm. "Das machen unsere jüngeren Vorstandsmitglieder gemeinsam mit Leuten von der Theatergruppe, die schreiben jedes Jahr ein neues Stück dafür", erzählt der Vorsitzende Michael Fähndrich stolz und ergänzt: "Neudenau hat ein Museum und ein Freibad, weil es Ehrenamtliche gibt, die es machen."
Stimme.de