Die Saarlandstraße ist und bleibt vorerst unvollendet
Ausbau und Verlängerung der Saarlandstraße im Heilbronner Westen sind wenig realisitisch, obwohl die Pläne in der Schublade liegen und die Stadt den verkehrliche Nutzen für unbestritten hält. Woran es hakt? Ein Überblick.

Die Überlegungen, die Saarlandstraße über die Felder bis zur B293 bei Leingarten zu verlängern, gibt es seit Jahrzehnten. Wilfried Hajek hat zur Illustration jene Schritte im Planungsverfahren zusammenstellen lassen, die von 2006 bis 2011 reichen. Das sind stattliche sechs Seiten, eng beschrieben. "Ich könnte ein Buch darüber schreiben", sagt Heilbronns Baubürgermeister. Das jüngste Kapitel würde vielleicht heißen: auf Eis.
Erster Bauabschnitt ist realisiert
Realisiert ist nur der erste, 8,9 Millionen Euro teure Bauabschnitt zwischen Neckartal- und Römerstraße, der Saarlandkreisel. Von hier sollte die Trasse tiefergelegt bis zur Heidelberger Straße verlaufen. Mittel aus diesem zweiten Bauabschnitt hat das Land in Abstimmung mit der Stadt zwischenzeitlich für die Nordumfahrung Frankenbach-Neckargartach und die neue Verkehrslösung am Sonnenbrunnen umgeschichtet.
Abschnitt drei des Saarlandstraßen-Projekts war nie finanziert. Vorgesehen ist die Verlängerung bis zur B293, wo die Trasse zur Südostumfahrung Leingartens weiterführen soll. Im Gegenzug würde die viel befahrene Leintalstraße zwischen Frankenbach und B293 zum Feldweg zurückgebaut.
Verknüpft mit Leingartens Umfahrung
Beim Land genießt das Vorhaben längst keine Priorität mehr. Im Falle eines Gesinnungswandels in Stuttgart könnte es zügig losgehen, unterstreicht Baubürgermeister Hajek die Entschlossenheit der Stadt. "An der verkehrlichen Wirkung", sagt er, "gibt es keine Zweifel." Prognosen zufolge brächte das Paket Saarlandstraße/Südostumfahrung Leingarten beträchtliche Entlastungen: Rund 12.000 Autos weniger rollten täglich durch Frankenbach, 11.000 weniger wären es demnach in Klingenberg. In Böckingen, Neckargartach und Leingarten läge das Minus jeweils bei über 3000 Fahrzeugen.
Trotzdem gab und gibt es Widerstände. Eine Bürgerinitiative wollte im Bereich Kreuzgrund eine Tunnellösung erzwingen, scheiterte aber vor dem Verwaltungsgerichtshof in Mannheim. Die noch ausstehenden Bauaschnitte zwei und drei waren einmal mit 44,4 Millionen Euro kalkuliert. Davon sollten Bund und Land 25,8 Millionen Euro übernehmen, die Stadt wollte 18,6 Millionen Euro beisteuern. Mittlerweile lägen die Kosten wohl deutlich höher. Zuletzt war für den Bau der Saarlandstraße kein Geld im städtischen Haushalt eingestellt.
Bei unserer Aktion 50 Wochen - 50 Orte kommen Stimme-Redakteure vor Ort mit Lesern ins Gespräch: am Donnerstag ab 19 Uhr im Bürgerhaus Böckingen. Hier geht's zur Facebook-Veranstaltung.
Baurecht verfällt nicht
Das könne man aber beim nächsten Etat ändern, stellt Hajek in Aussicht - "um zu demonstrieren, dass wir an das Projekt glauben", zerstreut der Baubürgermeister Mutmaßungen, die Stadt wolle sich klammheimlich von dem Vorhaben verabschieden. Grundstücke seien im Besitz der Stadt, dem Artenschutz sei Genüge getan, Planungsrecht geschaffen. Dabei hat Heilbronn einen "planungsfeststellungsersetzenden Bebauungsplan" in der Tasche. Dieses Konstrukt ist quasi unbegrenzt haltbar, wohingegen ein Planfeststellungsbeschluss nach spätestens zehn Jahren obsolet ist.
Dieser Verjährungsfall wäre bei der Saarlandstraße im kommenden Jahr eingetreten. Das Planungsrecht besteht durch den Schachzug der Stadt dauerhaft, die Realisierung steht in den Sternen. "Ich glaube nicht, dass ich das noch baue", mutmaßt Hajek. Seine Amtszeit endet 2022.
Das sind die Kapitel der unvollendeten Geschichte im Überblick
1950er-Jahre
Kommunalpolitik befasst sich seit Jahrzehnten mit der Straße

Schon 1950 beschäftigte die Saarlandstraße die Kommunalpolitik. Da hieß sie noch gar nicht so, die Taufe erfolgte erst 1958. Acht Jahre vorher ist in der Heilbronner Stimme zu lesen: „Die Verbreiterung der Straße nach Frankenbach ist längst fällig.“ Ihr Zustand sei „beängstigend“. Das historische Foto zeigt die Straße in gutem Zustand im Jahr 1967. (Foto: Horst Wendt)
24.3.2011
Bebauungsplan rechtskräftig

Der Bebauungsplan für das Gesamtprojekt ist rechtskräftig. Weil es sich dabei um einen sogenannten „planfeststellungsersetzenden Bebauungsplan“ handelt, hat er kein Verfallsdatum, wie es bei einem Planfeststellungsbeschluss der Fall wäre. (Foto: Werner Kuhnle)
Sommer 2012
Südostumfahrung nicht mehr im Maßnahmenplan

Die Südostumfahrung Leingartens, eng mit der Saarlandstraße verknüpft, taucht nicht mehr im Maßnahmenplan für den Bau und Ausbau von Landesstraßen auf. Die Umfahrung würde auf dem Foto an den Strommasten im Vordergrund vorbeiführen. (Foto: Mario Berger)
November 2015
Bürgerinitiative für Tunnellösung

2015 Die Bürgerinitiative (BI, hier bei einer Aktion 2007) „Tunnel für die Saarlandstraße“hat nach einem dreijährigen Verfahren den Prozess gegen die Stadt Heilbronn vor dem Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden- Württemberg verloren. Die Bürger wollten erreichen, dass die Trasse im zweiten Bauabschnitt im Tunnel verläuft. (Foto: Andreas Veigel)
November 2016
Andere Projekte profitieren

Die Landesregierung schichtet Finanzmittel, die für den Ausbau der Saarlandstraße gedacht waren, auf zwei andere drängende Projekte in Heilbronn um: Die Nordumfahrung Frankenbach-Neckargartach und die Kreuzung Sonnenbrunnen. (Foto: Mario Berger)