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Im Osten ist die Stadt Heilbronn am schönsten

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Heilbronn hat durch die Zerstörung im Krieg viel verloren. Doch in der Oststadt ist der Glanz früherer Tage noch gegenwärtig: von schönen Villen über Pfühlpark und Köpfertal durch den Stadtwald bis in die Rebenarena.

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Am Lerchenberg zeugen historische Villen von Alt-Heilbronn.
Foto: Archiv/Dirks
Am Lerchenberg zeugen historische Villen von Alt-Heilbronn. Foto: Archiv/Dirks  Foto: Dirks

Seit Generationen gilt die Heilbronner Oststadt als bevorzugtes Wohngebiet. "Nobler Osten" ist zum geflügelten Wort geworden, auch wenn dort längst nicht mehr alles fein ist. Durch und durch nobel und überwiegend grün war der Osten noch vor gut 100 Jahren. Ab Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich in den Gründerjahren zunächst am Lerchenberg gut betuchte Kaufleute und Industrielle an. Etliche teils traumhafte Villen zeugen bis heute vom einstigen Reichtum Heilbronns.

Schattenseiten: verbaute Grundstücke

Gegen Ende des 20. Jahrhunderts begannen Bauträger die großen Grundstücke zu entdecken. Wegen der großzügigen Ortsbausatzungen aus den Vorkriegsjahren waren der oft beklagten "Ausmostung" mit großen Wohnanlagen Tür und Tor geöffnet. Geld gemacht haben neben diversen Bauträgern auch die Erben. Die Kommunalpolitik schiebt überdimensionalen Profitprojekten inzwischen mit neuen Bebauungplänen unter dem Motto "Grüne Baulücken" einen Riegel vor. "Verdichtung" ist im Prinzip nur noch an bestimmten Punkten erlaubt. Manche reden auch von "urbaner Akupunktur" - die Anwohnern mitunter ganz schön weh tut.

Ein Ausflug im Heilbronner Osten

Nichts eingebüßt hat das Stadtviertel hinsichtlich seines Naherholungswerts: vom Pfühlpark übers Köpfertal bis weit in den Stadtwald hinein zieht sich ein Grünzug mit einzigartigen Stationen.

  • Das Trappensee-Schlösschen wird zum Literaturhaus.
Foto: Archiv/Schweizer
    Das Trappensee-Schlösschen wird zum Literaturhaus. Foto: Archiv/Schweizer  Foto: Schweizer

    Pfühlpark/Trappensee: Zwischen dem 1795 gefassten Pfühlbrunnen und dem schon 1575 grundgelegten Schlösschen bildet die 15 Hektar große Grünanlage mit zwei Seen die Mutter aller Heilbronner Parks. Die Wiesen und Spielgeräte, aber auch Trappensee-Gaststätte und -Biergarten machen ihn zum Magneten für Familien. 1996 brachte eine, zunächst umstrittene, später hochgelobte Parksanierung Naturschutz und Freizeit in Einklang. Der Kiosk ist aus der Zeit gefallen. Dafür wird das Schlösschen bald zum Literaturhaus.

  • Im Köpfertal wähnt man sich mitunter in einer anderen Welt.
Fotos: Archiv/Sattar
    Im Köpfertal wähnt man sich mitunter in einer anderen Welt. Fotos: Archiv/Sattar  Foto: Sattar

    Köpfertal: Der Pfühlbach heißt oberhalb der Jägerhausstraße Köpferbach, abgeleitet von Kopfweiden und einer Köpfersage. Über zwei Kilometer zieht sich das seit den 1980er Jahren von Kleingärten befreite Naturschutzgebiet: über 32 Hektar mit Wiesen, Tümpeln, allerhand seltenen Pflanzen und Tieren bis zum Köpferstausee und weiter zum Köpferbrunnen mit wildromantischer Mönchsklause und Pavillon. Ein in Holz geschnitztes Buch berichtet von Veit Imlin, der sich nach einem Kreuzzug zurückzog, weil seine Frau inzwischen einen anderen hatte. Als dieser später von Imlin erfuhr, ließ er ihn köpfen.

  • Ehrenfriedhof: Ein Teil des Köpfertals diente nach dem Bombenangriff vom 4. Dezember 1944 als Massengrab, das 1947 zum 1,4 Hektar großen Ehrenfriedhof gestaltet wurde. Hier liegen Tausende Tote, die genaue Zahl ist nicht bekannt.

  • Wie hier im Jägerhaussteinbruch geben vielerorts Tafeln Infos zur Umgebung.
    Wie hier im Jägerhaussteinbruch geben vielerorts Tafeln Infos zur Umgebung.  Foto: Sattar

    Stadtwald: Von 1100 Hektar Heilbronner Wald liegen zwei Drittel im Osten der Stadt und bilden oberhalb der Rebenarena eine Art Kranz. Der Forst ist Wirtschaftsfaktor und Freizeitwald: mit Naturlehrpfad, Kunstpfad und anderen spannenden Stationen.

  • Gaffenberg: Das vier Hektar große Gelände im südöstlichen Stadtwald gilt als Europas größtes Walderholungsheim für Kinder. Erstmals bespielt wurde es 1925, also vor 95 Jahren. Berühmtheit erlangte der Gaffenberg auch durch die Kulturtage Heilbronn, bei denen zwischen 1985 und 2015 Musikgruppen und Komödianten von internationalem Rang auftraten.

  • Jägerhaus: 1678 als Wohnhaus für zwei Stadtjäger gebaut, ließ es Bürgermeister Kornacher später erweitern. In seiner Tochter Lisette sehen manche ein Vorbild für Kleists Käthchen. In der Nähe liegt ein stillgelegter Sandsteinbruch, dessen überwachsene Abraumhalden die Umgebung bis heute prägen. 1777 bis 1782 entstand die Jägerhaussteige als Abfuhrstraße. So entwickelte sich das Jägerhaus schnell zum beliebten Ausflugsziel.

  • Waldheide: Einst als Acker und Weide genutzt, diente sie schon 1883 als Exerzierplatz. 1935 wurde sie zum Flugplatz für die Wehrmacht. 1985 ging hier ein Pershing-Motor hoch, die US-Festung wurde zum Mekka der Friedensbewegung. Nach dem Army-Abzug fand das 52-Hektar-Gelände zurück zur Natur. Zwischen Joggern, Hunden und Grillstellen ist im Sommer viel los.

  • Weinberge: Das schönste am Osten aber sind und bleiben die Weinberge mit etlichen Wegen, Häuschen, Bänken und Weingütern mit Besenwirtschaften, wo man fast lauter nette - und manchmal ziemlich wichtige - Leute trifft.


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