Mehr als Armdrücken
Im TSV Güglingen gibt es eine Armwrestling-Abteilung. In diesem Sport zählt vor allem technisches Geschick und das Gemeinschaftsgefühl.

Es war der Film Over the Top mit Sylvester Stallone, der Kevin Wolf in jungen Jahren nicht mehr loslässt und in dem er zum ersten Mal von Armwrestling erfährt - eine Sportart, "die bis heute nur wenige Vereine in Deutschland anbieten", so der 31-Jährige.
Fünf Jahre Vereinsgeschichte
Als er mit professionellem Armwrestling anfing, musste der Stettener rund 40 Kilometer nach Oberderdingen zum Training fahren. Aber das hat seit fünf Jahren ein Ende. Seit 2015 ist der Kraftsport des TSV Güglingen eine eigenständigen Abteilung. Wolf hatte damals Showkämpfe mit professionellen Armwrestling-Athleten organisiert und zum offenem Training eingeladen. Der Andrang war groß, und so kam eins zum anderen.
Zweimal die Woche ist Training
Heute zählt die Gruppe mit dem Namen Pulldogs 22 Mitglieder, die Wolf mittwochs und sonntags jeweils für zwei Stunden im Kraftraum des Vereinsheims in Güglingen unter seine Fittiche nimmt. Eine Frage kriegt der Trainer besonders oft gestellt: Wo liegt der Unterschied zum obligatorischen Armdrücken in Kneipen? Wolf muss nicht lange überlegen: "Armdrücken ist Bolzplatz, Armwrestling Bundesliga!". Der Kraftsport hat viel mit Technik zu tun, so der 31-Jährige.
Diese Regeln gibt es zu beachten
Der Ellenbogen muss während dem Zweikampf auf dem sogenannten Pad, einer quadratförmigen Unterlage, abgestützt sein. Ziel ist es, die Hand des Gegners ins Polster auf dem Tisch zu zwingen. Dabei gibt es verschiedene Taktiken seinen Kontrahenten zu bezwingen, zum Beispiel durch die Toproll, bei der man versucht die eigene Hand über die des Gegners zu bekommen. Oder mit der Haken-Technik, bei der man mit der Rückenkraft arbeitet und den Arm des Gegners zu sich heranzieht. "Je weiter der Arm meines Gegenübers vom Körper weg ist, desto geringer ist seine Kraft." Professionellen Zweikämpfen am Tisch gehen zudem eine gründliche Aufwärmphase des Handgelenks voraus. Wolf erklärt, warum: "Die Sehnen und Bänder der Hand müssen die Bewegungen des Gegners abfangen und deshalb innerhalb kürzester Zeit enorm viel Kraft anwenden."
Dennoch betont Wolf, der hauptberuflich im Maschinenbau tätig ist, dass es beim Armwrestling kaum bis gar keine Verletzungen gibt, "sofern man es richtig macht". Laien würden beim Armdrücken Bewegungen machen, die anatomisch gar nicht möglich sind und sich deshalb oft den Arm brechen. "So wie Bodybuilder mit dem Vorurteil Steroide zu kämpfen haben, schlagen wir Armwrestler uns mit dem gebrochenen Arm herum."
Professionnel betrieben, passieren keine Verletzungen

Dabei gab es in der fünfjährigen Vereinsgeschichte bis auf Zerrungen oder Muskelkater noch keine ernsthaften Verletzungen. Das ist ein Aspekt, weshalb der Stettener das Armwrestling so liebt: "Ich kann mich während dem Sport komplett auspowern ohne mein Gegenüber verletzen zu müssen." Außerdem resultiert seine Begeisterung für den Sport aus der Tatsache im Zweikampf Vollgas geben zu können, aber sich dennoch nicht um gesundheitliche Langzeitschäden sorgen zu müssen, so wie es bei professionellen Fußballspielern oft der Fall sei. "Auf dem Rasen habe ich keine Kontrolle, ob mir jemand hinten reingrätscht", betont Wolf.
In der Armwrestling-Abteilung gibt es zwei Frauen, Annette Speck aus Heilbronn ist eine von ihnen. Die 53-Jährige sucht nach Herausforderungen und die hat sie im Armwrestling gefunden. "Ich will fit bleiben, solange es geht. Man wird nicht jünger." Da die weiblichen Teilnehmerinnen deutlich in der Unterzahl sind, kämpft sie im Training, anders als in Wettkämpfen, gegen Männer. Ein Nachteil? "Im Gegenteil, dann muss ich mich mehr anstrengen."
Manuel Celdran aus Stuttgart liebt das Gemeinschaftsgefühl: "Alle Athleten haben unterschiedliche Charaktere, aber im Kampf sind wir gleich", so der 39-Jährige.