Forchtenbergs Bürgermeister Michael Foss über seinen "Sechser im Lotto"
Seit vier Jahren ist der Kochertaler Michael Foss Bürgermeister in Forchtenberg. In dieser Zeit hat sich vieles verändert - sowohl im Städtle, als auch in seinem Privatleben. Im Interview spricht Foss nicht nur über Breitbandausbau und Zusammenhalt, sondern auch über seine Visionen.

Genau vier Jahre ist es her, dass Michael Foss in Forchtenberg seine ersten Schritte als Bürgermeister machte. Seither hat er viel Wegstrecke zurückgelegt. Ein Blick zurück auf die spannenden vier Jahre und damit die Hälfte seiner Amtszeit.
Herr Foss, wissen Sie noch, wie Sie sich im Mai 2016 fühlten?
Michael Foss: Der Starkregen kam erst Ende Mai, von daher ging es mir anfangs gut. Es war ein geordneter Amtsantritt. Wohl mit der Schule, in der es gebrannt hatte. Aber da liefen die Arbeiten schon.
Und wie hat sich das Gefühl, Bürgermeister zu sein, von damals zu heute verändert?
Foss: Ich habe mich schon erst mal einfinden und an die Mitarbeiter im Rathaus, die Gemeinderäte und die Akteure vor Ort gewöhnen müssen.Ich war voller Tatendrang. Aber auch ein bisschen aufgeregt, ob es menschlich passt.
Und wie waren die Rückmeldungen?
Foss: Ich kann jetzt nach vier Jahren sagen, das passt. Ich habe eine gute Basis mit den Mitarbeitern, mit den Menschen, mit den Räten. Ich weiß nun, wie ich was erreichen kann. Das gibt Zufriedenheit und ist eine gute Basis. Wir haben schon recht viel erreicht.
Hört sich an, als ob Sie sich richtig entschieden hätten?
Foss: Ja, die Bewerbung in Forchtenberg war die richtige Entscheidung. Kämmerer in Waldenburg war auch eine gute Zeit. Aber die Aufgaben in Forchtenberg sind sehr reizvoll und es hat sich bestätigt, dass das der richtige Schritt war.
Was macht es besser?
Foss: Als Bürgermeister kann man noch mehr gestalten. Außerdem sind die Aufgaben sehr vielseitig.
Und dass Sie Bürgermeister in Forchtenberg sind?
Foss: Dass macht es noch besser. Ich wusste schon im Studium, dass ich Bürgermeister werden will und hatte dann irgendwann mal Sorge, dass keine passende Stelle frei werden würde. Ich hätte mich nicht gegen einen Amtsinhaber beworben. Doch ich bin ein echtes Kind des Kochertals und hätte mich nur ungern für eine andere Region entscheiden können.
Also hat alles gepasst?
Foss: Kann man so sagen. Das ist wie ein Sechser im Lotto. Allein für die Identifikation.

Was hat sich in der Zeit nach der Wahl verändert?
Foss: Klar steht man als Bürgermeister mehr in der Öffentlichkeit. Doch das wusste ich. Das habe ich bei Markus Knobel in Waldenburg gesehen und während meines Praktikums in Obersulm bei Tilmann Schmidt. Er hat mir gut gezeigt, was es als Person bedeutet.
Inwiefern?
Foss: Dass es eben ganz klar ist, dass man auf der Straße angesprochen wird. Selbst wenn es sich nach einem kleinen Problem anhört, dann ist es doch so wichtig für die Bürger, dass es sie umtreibt. Man muss die Sorgen der Bürger maximal ernst nehmen und versuchen, Lösungen zu finden. Und das eben auch nach Feierabend. Tilmann Schmidt war schon so was wie ein Mentor für mich und hat meine Entscheidung mit beeinflusst.
Was darf ein Bürgermeister nicht tun, zumal wenn er mitten im Städtle wohnt?
Foss: Es gibt keinen Dienst von 8 bis 17 Uhr. Aber das gilt insgesamt für das Bürgermeisteramt.
Wie beurteilen Sie im Rückblick die vergangenen vier Jahre?
Foss: Es waren wohl die aufregendsten in meinem Leben seither. Da war die Wahl. Dann habe ich meine Frau Larissa geheiratet, unsere Tochter ist jetzt dann ein Jahr alt. Es hat sich sehr viel verändert. Ich habe das Gefühl, dass wir hier super aufgenommen worden sind. Und bin motiviert, auch die nächsten vier Jahre und hoffentlich auch darüber hinaus das Beste zu geben.
Was waren die wichtigen Themen?
Foss: Das ist schwer zu priorisieren. Aber klar, der Breitbandausbau in den unterversorgten Gebieten unserer Stadt ist schon sehr wichtig. Das Thema hat gedauert. Daran hat bereits mein Vorgänger gearbeitet. Jetzt konnten wir im Februar endlich anfangen. Und es wird nochmal zwei Jahre dauern, bis überall schnelles Internet ist. Wir hab viele Teilorte und Höfe, allein 150 Leute in Schleierhof, die nur sehr erschwert das Internet nutzen können, beispielsweise beim Online-Banking. Da herrscht schon große Zufriedenheit, dass wir das jetzt machen können und hoffentlich bis 2022 fertig sind. Dann ist da noch die Innen- und Außenentwicklung beim Wohnbau wichtiges Thema. Allein im neuen Abschnitt im Waldfeld entstehen 50 neue Wohnungen. Und wir haben hoffentlich nun Erfolg mit der Erweiterung des Gewerbegebiets, um Müller Co-ax die Möglichkeit des Wachstums zu bieten.
Ihre drei Visionen für Forchtenberg?
Foss: Auf jeden Fall, dass der Zusammenhalt in der Kommune weiterhin so hoch ist, dass die Menschen so zusammenhalten, gemeinsam anpacken. Das große ehrenamtliche Engagement zeigt sich allein daran, wie viele Feste hier auf die Beine gestellt werden. Auch ist es wichtig, langfristig eine gute Infrastruktur zu halten mit Sportanlagen, Gastronomie und allem. Und dass wir dem Klimawandel bestmöglich begegnen, das ist eine ganz große Aufgabe unserer Generation.
Ihr Lieblingsplatz?
Foss: Der Kocherberg. Dort hat man den Wein im Rücken und den Blick auf die Altstadt und die Ruine.