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Auf Spuren von Sophie Scholl durch Forchtenberg

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In Forchtenberg verbrachte Widerstandskämpferin Sophie Scholl ihre ersten zehn Lebensjahre. Zwei Menschen halten die Erinnerung hoch.

Von Renate Väisänen
Vier Geschwister Scholl an ihrer Volksschule in Forchtenberg: Hans Scholl (zweite Reihe Vierter von rechts), Sophie Scholl (dritte Reihe, Siebte von links), Inge Scholl (vierte Reihe, Achte von links) und Elisabeth Scholl (sechste Reihe, Vierte von links).
Foto: Stadtarchiv Forchtenberg
Vier Geschwister Scholl an ihrer Volksschule in Forchtenberg: Hans Scholl (zweite Reihe Vierter von rechts), Sophie Scholl (dritte Reihe, Siebte von links), Inge Scholl (vierte Reihe, Achte von links) und Elisabeth Scholl (sechste Reihe, Vierte von links). Foto: Stadtarchiv Forchtenberg  Foto: Stadtarchiv Forchtenberg

Pittoresk liegt die Altstadt Forchtenbergs über dem Kochertal da: mit seinen schmucken, alten Fachwerkbauten, engen Gassen und den steilen Steinstiegen, die sich hoch in Richtung der ehrwürdigen Michaelskirche schlängeln. Umgeben ist Forchtenberg von historischen Stadtmauern. Zwei imposante Tore machen die mittelalterliche Wehranlage der Stadt bis heute Fußgängern zugänglich. Eines davon ist das Würzburger Tor aus dem Jahr 1604. In dessen Turm oberhalb des Torbogens befindet sich das Atelier der Künstlerin Renate S. Deck. Und mit ihm die Gedenk- und Denkstätte für die berühmte Tochter der Stadt, die ihren Rang mit einem bekannten Bildhauermeister des Frühbarocks teilt.

Die Rede ist von Sophie Scholl (1921 bis 1943), die ihren Mut und ihre Standhaftigkeit, die sie zusammen mit den weiteren Mitgliedern der Widerstandsgruppe "Die weiße Rose" an den Tag legte, mit ihrem jungen Leben bezahlen musste. Der Name der Widerstandsgruppe war es auch, der die Initiatorin der Gedenkstätte vor 30 Jahren auf die Spuren von Sophie Scholl gebracht hat. Bei einem Fest rund um das Thema Rose, welches Deck in ihrer damaligen Schwäbisch Haller Galerie organisierte, durfte auch die Geschichte der mutigen Widerständler nicht fehlen. Seitdem ist die Forschungs- und Erinnerungsarbeit zu den Widerstandskämpfern um Sophie Scholl und ihrem älteren Bruder Hans ein fester Bestandteil im Leben der gebürtigen Vellbergerin geworden.

Vater war früher Bürgermeister am Kocher

Sophie Scholl
Foto: dpa/lby
Sophie Scholl Foto: dpa/lby

Ein Weggefährte auf diesem Weg ist Uwe Gysin, der von 2004 bis 2016 Bürgermeister von Forchtenberg war. Auf einem Spaziergang durch Forchtenberg führt der erste Gang der beiden ins Rathaus, in dessen Ratsstube Sophie Scholl vor 99 Jahren als viertes Kind des damaligen Forchtenberger Bürgermeisters Robert Scholl und seiner Frau Lina das Licht der Welt erblickte. Eine Gedenktafel und eine Bronze-Büste von Nikolai Tregor erinnert im Foyer an die junge Frau, deren tragisches Schicksal weltweit bekannt ist.

"Das ist übrigens das Original der Büste, die im Lichthof der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu finden ist", weiß Deck. Dort wurde sie 2005 an der Außenwand zur ehemaligen Professoren-Garderobe angebracht. 2004 sei das Original in Forchtenberg enthüllt worden, nachdem Gysins Amtsvorgänger Martin Tuffentsammer sie mit Hilfe von Spenden auf den Weg gebracht hatte.

Pfad mit Rosenstöcken

Tafel und Bronze-Büste im Geburtshaus von Sophie Scholl: Erste Station für Gedenkstättenleiterin Renate S. Deck und des früheren Bürgermeisters Uwe Gysin im Rathaus bei ihrem Spaziergang durch Forchtenberg.
Fotos: Renate Väisänen
Tafel und Bronze-Büste im Geburtshaus von Sophie Scholl: Erste Station für Gedenkstättenleiterin Renate S. Deck und des früheren Bürgermeisters Uwe Gysin im Rathaus bei ihrem Spaziergang durch Forchtenberg. Fotos: Renate Väisänen  Foto: Renate Väisänen

Ein weiteres Projekt, das Deck und Gysin verbindet, ist der Hans-und-Sophie-Scholl-Pfad, der mit dafür extra angepflanzten Rosenstöcken die Forchtenberger Stationen der beiden Kinder Hans und Sophie in Erinnerung ruft. Wie die Michaelskirche, in der Sophie, die ihre ersten Lebensjahre in Forchtenberg verbrachte, am 10. Juli 1921 getauft wurde oder der Fischbrunnen an der ehemaligen Kleinkinderschule in der Hauptstraße, wo sie einst mit anderen Kindern herumtollte.

Rosenstöcke zur steten Erinnerung schmücken die einzelnen Stationen des Hans-und-Sophie-Scholl-Pfads.
Rosenstöcke zur steten Erinnerung schmücken die einzelnen Stationen des Hans-und-Sophie-Scholl-Pfads.  Foto: Renate Väisänen

Früh hat Gysin sich mit Sophie Scholls Schicksal befasst: Weit vor seiner Amtszeit als Bürgermeister spielte seine Ehefrau bei der Uraufführung eines Theaterstücks über Sophie Scholl mit. Er war es, der den offiziellen Briefkopf der Stadt Forchtenberg mit den Vermerk "Geburtsstadt von Sophie Scholl" neu gestalten ließ. "Man kann wirklich stolz darauf sein, dass eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Welt in Forchtenberg geboren ist", meint Gysin. "Und darauf, dass Sophie Scholl zusammen mit ihrem Bruder so mutig für Freiheit und Menschenwürde eingetreten ist."

Gysin war einer der wenigen, der Ende Februar dieses Jahres Sophies Schwester Elisabeth Hartnagl kurz nach deren 100. Geburtstag getroffen und ihr einen Strauß weißer Rosen überreicht hat. Kurz darauf sei sie gestorben. "Elisabeth Hartnagl hat es ihr Leben lang als äußerst schmerzvoll empfunden, dass die Familie 1930 aus Forchtenberg wegziehen musste, da der Vater nicht mehr wiedergewählt wurde", weiß Gysin.

 
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