Altes Fachwerk und berühmte Stadtkinder
Entspannung, Kultur und florierendes Gewerbe zeichnen die durch Kriege gebrandmarkte Stadt aus. Auch einige alte Gebäude sind geblieben: Zum Beispiel das Rathaus, in dem Widerstandskämpferin Sophie Scholl zur Welt kam.

Pferdehufe, die über die Steine galoppieren, Menschen in langen Gewändern, die durch die engen Gassen schlendern, bewacht von Männern in edler Rüstung. Wer die Augen aufmacht und durch die Forchtenberger Innenstadt schlendert, kann seiner Fantasie freien Lauf lassen. Ein Spaziergang fühlt sich an wie eine Reise durchs Geschichtsbuch. Dabei hat Forchtenberg im Krieg einige herbe Schläge erleben müssen.
Einer von ihnen hat die herrschaftliche Burg getroffen, die über der Stadt thront. Wann genau sie entstanden ist, bleiben die Geschichtsbücher bis heute schuldig. Sicher ist nur, dass Konrad von Dürn sie gebaut hat. 1234 war die Burg fertig und die Stadt Forchtenberg gegründet. Heute ist – vermutlich nach einem Angriff der Schweden im Dreißigjährigen Krieg – nur noch die Ruine zu sehen. Lediglich der Keller blieb erhalten.
Auf einen Wiederaufbau der zerstörten Burg legte jahrzehntelang fast niemand Wert. Nach dem Ende des Fürstentums gelangte die Ruine in Privatbesitz, wo sie noch mehr verfiel. 1989 erwarb die Stadt sie zurück und schloss die Sanierung 1995 ab. Heute ist sie als malerische Kulisse für zahlreiche kulturelle Veranstaltungen nicht mehr wegzudenken.
Relikte der alten Zeit

Zu den bedeutenden Bauwerken zählt zudem das Geburtshaus von Leonhard Kern, einem berühmten Bildhauer, in der Hafenmarktgasse. Die Stadtmauer ist zum Teil erhalten oder wieder aufgebaut worden. Das Würzburger Tor, der Zugang vom Kocher aus zum Stadtkern, ist ein schmuckes Relikt der alten Zeit, ebenso wie das Backhaus und die Turmuhr. Fast versteckt, umrahmt vom Kocher, steht das Teehaus: ein Gartenhaus eines früheren Amtsmanns, das vor allem für standesamtliche Trauungen oder zur Repräsentation genutzt wird.
Sophie Scholls Geburtshaus
Forchtenberg ist geprägt von Kriegen. Die Altstadt, deren Gebäude zu einem Drittel im Zweiten Weltkrieg zerstört worden sind, und auch Ruinen und Friedhofskirche stehen unter Denkmalschutz. Hitlers Krieg spielt nicht nur wegen der Gebäude eine große Rolle im Stadtleben. Wo heute im Rathaus die politischen Geschicke gelenkt werden, kam Sophie Scholl zur Welt.

Mit ihrem Bruder Hans wurde sie zu einer der bekanntesten Figuren im Widerstand gegen Hitler und machte Forchtenberg berühmt. Ein Lehrpfad zeigt dort heute Stationen aus ihrem Leben in der Kocherstadt. Der Vater lebte das politische Engagement vor – er war unter anderem Forchtenberger Bürgermeister.
Ein großer Schritt war die Gemeindereform von 1972, als sich die heutigen fünf Teilorte zusammenschlossen: Sindringen, Ernsbach, Muthof und Wohlmuthausen. Die Kommune hat ihre Mittel genutzt und die Stadtsanierung vorangetrieben. Alleine von Anfang der 70er Jahre bis Ende der 90er sind 120 Millionen Mark für Kindergärten, Schulen, Dorfentwicklung oder Denkmalpflege geflossen.
Wirtschaftliche Entwicklung und Infrastruktur
Auch was Bauplätze und die Infrastruktur angeht, hat Forchtenberg investiert. Mit Einkaufsmöglichkeiten, wie etwa noch zwei Metzgern oder zwei Bäckern, ist die Versorgung gesichert. Derzeit läuft die Neugestaltung des Ernsbacher Rathausplatzes und auch der Breitbandausbau.
Wirtschaftlich steht die Stadt heute wie damals gut da. Der Personenverkehr der Kochertalbahn ist Anfang der 80er Jahre zwar eingestellt worden. Für die wirtschaftliche Entwicklung war das aber kein Hindernis. Im Industriegebiet Allmand sind in den vergangenen 30 Jahren hunderte von Arbeitsplätzen entstanden und es werden mehr. Die Firma Müller Co-Ax will in großem Umfang erweitern. Das kulturelle Leben wird mit Herzblut von Vereinen und Stadt auf die Beine gestellt. TG Forchtenberg, Kulturverein Fokus, Musikverein und der Gewerbeverein sind die Köpfe des Töpfermarkts, des Kino Open Airs, von Rock in the Ruins, der Kellernacht und dem Weihnachtsmarkt.
Kulinarisch kann Forchtenberg mit zahlreichen gastronomischen Schmankerln aufwarten. "Gerade in Corona-Zeiten weiß man das so richtig zu schätzen", sagt der Bürgermeister Michael Foss.