Kooperation statt Hierarchie zwischen Eppinger Schulen
Eppingen ist der größte Schulstandort in der Region, die Leiter der dortigen Bildungseinrichtungen legen viel Wert auf Kooperation. Günter Schimek, geschäftsführender Schulleiter und Leiter des Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrums, über das gute Miteinander der Eppinger Schulen und Aha-Erlebnisse der Kollegen.

Die Leiter der Eppinger Bildungseinrichtungen legen viel Wert auf Kooperation. Sie wollen sich gegenseitig stärken und vernetzt arbeiten. Wie gut das funktioniert, erklärt Günter Schimek, geschäftsführender Schulleiter der Eppinger Schulen und Leiter des SBBZ (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum) in Elsenz.
Herr Schimek, in Eppingen gibt es den größten Bildungscampus im Landkreis Heilbronn. Was ist, abgesehen von der Größe, hier besonders?
Schimek: Zum einen funktioniert das Zusammenspiel zwischen Schulleitung und Schulträger. Zum anderen läuft die Kooperation der Schulen untereinander gut, nicht nur auf dem Campus mit Hartmanni-Gymnasium, Hellbergschule und Selma-Rosenfeld-Realschule, sondern auch mit den Eppinger Grundschulen und uns als SBBZ.
Wie sieht das konkret aus?
Schimek: Wir Schulleiter treffen uns regelmäßig, um die Schulorganisation abzustimmen und die Schulentwicklung voranzutreiben. Der "Eppinger Weg" als Curriculum in den Fächern Deutsch, Mathe und Englisch baut sich in der Grundschule auf, damit alle die gleichen Inhalte lernen und wir Chancengleichheit herstellen können. Dazu kommt der gemeinsame Medienentwicklungsplan von Klasse drei bis sechs der Eppinger Schulen.
Hat diese gute Vernetzung auch in der Corona-Krise geholfen?
Schimek: Wir haben sehr schnell zusammengefunden. Natürlich hat uns die Schulschließung überrascht, wie alle anderen auch. Aber bei der Öffnung war durch die Teamzusammensetzung eine schnelle Ausstattung möglich, wir konnten mit unserem Hygienekonzept schnell reagieren. In den Oster- und Pfingstferien haben wir einen Plan erstellt, wie wir schulart-übergreifend die Notbetreuung regeln. Wir hatten etwa Kollegen vom Gymnasium in der Notbetreuung in der Grundschule im Rot. Die Schüler vom SBBZ wurden in anderen Schulen betreut.
Auf welches mittelfristige Ziel arbeiten Sie hin?
Schimek: Unser Ziel ist es, die Hierarchie zwischen den Schularten abzubauen. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen. Es muss in die Köpfe, dass wir alle an einem Strang ziehen, weil wir die Bildungswege für die Schüler optimieren wollen. Außerdem gehört die Durchlässigkeit der Schulen zu unserer Vision. Uns schwebt ein Drehtürmodell vor, bei dem Kinder und Jugendliche switchen können und ihrer Neigung entsprechend optimale Förderung bekommen.
In Ihrem Modell hospitieren auch Lehrer regelmäßig bei ihren Kollegen. Stoßen Sie da auch auf Widerstände?

Schimek: Es gibt solche und solche Lehrer. Viele öffnen sich dem Prozess. Die Idee ist, dass beispielsweise ein Kollege vom Gymnasium an einer Grundschule hospitiert und umgekehrt. So kann man als Lehrkraft auch einmal über seinen eigenen Tellerrand hinausschauen. Da gibt es viele Aha-Erlebnisse. Wichtig ist für alle der Perspektivwechsel. Die Kollegen sehen dann aus einem anderen Blickwinkel, wie die Kinder agieren. Unsere Vorstellung ist, dass die Erweiterung des Horizonts die Akzeptanz unter den Schulen weiter stärkt. Die gemeinsamen Veranstaltungen, wie etwa die Sportolympiade vom SBBZ bis zum Gymnasium, oder der Frankreich-Austausch, an dem alle drei weiterführenden Schulen auf dem Campus dabei waren, genauso wie die gemeinsame Skifreizeit lassen uns zusammenwachsen.
Sie arbeiten auch mit einem externen Berater zusammen. Was bringt das?
Schimek: Das stimmt, wir haben einen Berater für Campusschulentwicklung und im Jahr fünf ganztägige Sitzungen mit den Schulleitungen und der Stadt Eppingen als Träger. Der Prozess läuft seit Ende 2015. Jedes Jahr wird geprüft, ob die Arbeit noch notwendig ist. Wir hätten es ohne Berater etwa nie geschafft, den Medienentwicklungsplan auf den Weg zu bringen. Das geht von der Ausstattung bis zu methodisch-didaktischen Konzepten wie der medialen Erziehung in den Schulen. Wir wollen auch an den Wanka-Millionen teilhaben, dem Digitalpakt der früheren Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, und sind auf gutem Weg dahin.
Hat Ihr Weg auch Vorbildcharakter für andere?
Schimek: Das hängt immer von den Beteiligten ab. Man muss ein dickes Fell haben und keine Angst vor Konflikten. Wenn man das Interesse der eigenen Schule auch mal zurückstellt, kann es funktionieren.