Stimme+
Cleebronn
Lesezeichen setzen Merken

"Manches scheitert an Grundstücksfragen"

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Der Cleebronner Bürgermeister Thomas Vogl spricht im Stimme-Interview über zwei schwierige Jahre und die Zukunft der 3100-Einwohner-Gemeinde.

   | 
Lesezeit  3 Min
Ende 2018 wurde Bürgermeister Thomas Vogl für seine dritte Amtszeit bestätigt. Vom Arbeitsalltag erholt er sich gerne auf seiner Streuobstwiese.
Foto: Ralf Seidel
Ende 2018 wurde Bürgermeister Thomas Vogl für seine dritte Amtszeit bestätigt. Vom Arbeitsalltag erholt er sich gerne auf seiner Streuobstwiese. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Cleebronn hat zwei schwierige Jahre hinter sich. Zuerst das Aus für das geplante Neubaugebiet Steupperg. Dann die Standortdiskussion um die neue Kindertagesstätte, die für Unruhe im Ort gesorgt hat. Inzwischen haben sich die Wogen etwas geglättet. Über die Entwicklung der 3100-Einwohner-Kommune hat sich Claudia Kostner mit Bürgermeister Thomas Vogl unterhalten.

 

Herr Vogl, die Planung der neuen, dreigruppigen Kindertagesstätte bei der Grundschule zieht sich schon Jahre. Auch deswegen, weil der Neubau zunächst nicht wie vorgeschrieben europaweit ausgeschrieben wurde. Wann ist endlich Spatenstich?

Thomas Vogl: Sobald wir die Baugenehmigung haben.

 

Warum dauert das so lange?

Vogl: Ein Aspekt, der uns Wochen gekostet hat, ist das Thema Hochwasserschutz. Ein Teil der Außenanlagen lag angeblich im Bereich des hundertjährlichen Hochwassergebiets. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Festlegung dieser Linie seitens der Behörde fehlerhaft war. Jetzt haben wir mehr Gestaltungsspielraum und müssen auch keine Ausgleichsflächen schaffen.

 

Anfang 2019 waren Sie für Monate krankgeschrieben. Ausgerechnet da hat sich die Bürgerinitiative Pro Cleebronn gegründet, die sich massiv für einen Kita-Standort im evangelischen Gemeindehaus eingesetzt hat. Wäre die Debatte mit Ihnen im Rathaus anders verlaufen?

Vogl: Ich war tatsächlich komplett draußen, habe mich auch weder online noch in der Zeitung informiert. Das wäre meiner Gesundheit nicht zuträglich gewesen. Ich wusste, meine Stellvertreter machen einen sehr guten Job. Deshalb werde ich das Geschehen auch im Nachhinein niemals kommentieren.

 

Geht es Ihnen wieder gut?

Vogl: Ja. Und man bekommt wieder einen Blick auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben.

 

Für Entspannung im Bereich Kinderbetreuung sorgt jetzt erst mal eine zweite Übergangsgruppe in der Steuppergstraße.

Vogl: Nach den Sommerferien sind die Steuppergzwerge gestartet. Zusammen mit den Michaelszwergen und den vier Tagesmüttern nimmt das Druck raus.

 

Die Geburtenzahlen sind konstant hoch, und Cleebronn wird weiter wachsen: Statt des "Steuppergs" gibt es jetzt ein beschleunigtes Bebauungsplanverfahren für den "Lindenhof". Mit besseren Erfolgsaussichten?

Vogl: Der "Steupperg" ist an Grundstücksfragen gescheitert. Alle Eigentümer im "Lindenhof" haben ihr "Go" signalisiert. Aber erst, wenn feststeht, was der Quadratmeter Erschließung kostet, kommt es zum Schwur.

 

Der Siedlungsdruck ist enorm. Nicht nur Einheimische warten händeringend auf Bauplätze, auch für den Großraum Ludwigsburg/Stuttgart ist Cleebronn als Wohnort interessant. Wie viel Wachstum ist verträglich?

Vogl: Momentan sind wir knapp 3100 Einwohner. Wenn wir in 20 Jahren bei 3500 bis 3700 sind, dann ist das eine gesunde Größe.

 

Neben der Kita für vier Millionen Euro steht eine weitere Großinvestition an: die Erweiterung des Feuerwehrhauses. Kann die Gemeinde das, auch angesichts der Corona-Krise noch schultern?

Vogl: Alles einzustampfen und wie das Kaninchen gelähmt vor der Schlange zu sitzen, wäre falsch. Das Planungsverfahren haben wir im April zwar erst einmal auf Eis gelegt. Aber der Gemeinderat hat vor der Sommerpause ein Auswahlverfahren für Architektenleistungen beschlossen. Bisher hatten wir ja nur die Machbarkeitsstudie.

 

Eine Hausarztpraxis gibt es dank des Engagements der Kommune weiterhin. Bei Lebensmittel Kuch, in der Bäckerei Keppler und bei Getränke Mayr können die Cleebronner einkaufen. Was wäre für die Lebensqualität im Ort zudem wünschenswert?

Vogl: Ein Seniorenheim. Da standen wir schon kurz vor der Genehmigungsreife. Leider ging es mit dem Grundstückseigentümer nicht weiter. Wie so oft in Cleebronn. Auch ein zweiter Lebensmittelmarkt wäre eine schöne Ergänzung. Da standen wir ebenfalls vor konkreten Planungen, die letztlich am Grundstücksbesitzer gescheitert sind.

 

Der ÖPNV Richtung Heilbronn ist gut getaktet. Sie setzen sich aber auch für eine bessere ÖPNV-Anbindung an den Landkreis Ludwigsburg ein.

Vogl: Vor allem im Gebiet "Unter dem Schloss" gibt es viele Zugezogene aus dem Großraum Stuttgart. Auch einige Cleebronner arbeiten dort. Busse in den Stoßzeiten über Brackenheim, Cleebronn und Freudental bis zur S-Bahn nach Bietigheim wären da sinnvoll. Die Anbindung an Heilbronn dagegen ist gut, wenn man von der Reisezeit mal absieht. Was das betrifft, habe ich die Hoffnung auf die Zabergäubahn noch nicht aufgegeben.

 

Zur Person

Thomas Vogl stammt aus Gundelsheim. Sein Abitur absolvierte er in Neckarelz und studierte anschließend an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg. Nach dem Zivildienst arbeitete Vogl zwei Jahre im Bauverwaltungsamt der Stadt Neckarsulm. Ab 1998 war er Hauptamtsleiter in Eberstadt. 2002 wurde er als Nachfolger von Rolf Streicher zum Bürgermeister der Gemeinde Cleebronn gewählt und 2010 und 2018 im Amt bestätigt. Der 50-Jährige ist verheiratet und hat mit seiner Frau Heike drei Töchter: Constanze, Charlotte und Ann-Sophie. 

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben