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G9-Modellschule in Beilstein platzt aus allen Nähten

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Der Schulleiter des Herzog-Christoph-Gymnasiums muss voraussichtlich Schüler für das kommende Schuljahr ablehnen. Bis zu 160 Anmeldungen werden erwartet, doch die Kapazitäten reichen nur für vier fünfte Klassen.

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Übertritt: Das Wort und die damit verbundenen Entscheidungen bringen nicht nur Eltern und Kinder ins Schwitzen, sondern machen auch dem Schulleiter des Beilsteiner Herzog-Christoph-Gymnasiums (HCG), Jochen Bär, ein wenig zu schaffen. "Es herrscht angespannte Stimmung." Der Oberstudiendirektor rechnet damit, Schüler, die an seine G9-Modellschule möchten, abweisen zu müssen. Der Grund: Das Gymnasium platzt aus allen Nähten. Deshalb kann Bär im kommenden Schuljahr nur vier fünfte Klassen bilden. Bei erfahrungsgemäß 150 bis 160 Anmeldungen bedeutet das, dass ausgesiebt werden muss. Zum Vergleich: 2019/20 gab es fünf fünfte Klassen und im Rekordjahr davor sogar sieben.

Modellschulen dürfen nicht erweitert werden

Das Beilsteiner Gymnasium ist vor allem deshalb so beliebt, weil es das einzige in Stadt und Landkreis Heilbronn ist, in dem Schüler ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur haben. Grundsätzlich ist Bär natürlich stolz, dass sich so viele für das HCG interessieren. Doch gegen den Platzmangel kann er nichts tun. Modellschulen dürfen räumlich nicht erweitert werden, erläutert Bär. "Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau", weiß Bär. Er habe lieber eine volle Schule, als um Schüler kämpfen zu müssen. Trotzdem sei es schwierig, Schüler abzulehnen.

Durch frühzeitige Information hat Bär versucht, die Situation zu entschärfen. Bei Elternabenden in Grundschulen informierte er bereits im November darüber, dass der Platz knapp ist. In der Hoffnung, dass sich manche schon im Vorhinein ein anderes Gymnasium suchen.

Doch viele wollen unbedingt an die G9-Schule. So ist das Einzugsgebiet immer größer geworden, seit 2012/13 die neunjährige Gymnasialzeit im HCG wieder eingeführt wurde. Zu den Stammkunden aus Beilstein, Ilsfeld, Untergruppenbach und Oberstenfeld kamen Jungen und Mädchen aus Neckarwestheim, Wüstenrot oder Murr und Steinheim. Schulwege von über 40 Minuten sind inzwischen keine Seltenheit mehr, berichtet Bär.

G9 ist nicht leichter zu schaffen

Dabei würden 60 Prozent seiner Schüler auch ohne Probleme G8 schaffen, ist sich der Oberstudiendirektor sicher. Viele schätzten am HCG aber, dass die Kinder nachmittags zu Hause sind. Von der fünften bis zur neunten Klasse gehe der Unterricht nicht länger als bis 14 Uhr. So bleibe mehr Zeit für Sport, Musikschule oder um Freunde zu treffen. Leichter zu schaffen, sei das G9 aber nicht, sagt Bär. Ohne Frage komme es einigen seiner Schüler aber zugute, dass sie reifer sind, wenn die Abi-Prüfungen anstehen.

Grundsätzlich ist Bär kein Verfechter des G9. Was ihn stört, ist das Nebeneinander der beiden Schulformen. Dem Schulleiter wäre ein klares Bekenntnis zu G8 oder G9 am liebsten, sagt er.

Solange das HCG aber ein G9-Gymnasium ist, rechnet er mit anhaltend hohen Anmeldezahlen. Bereits für das laufende Schuljahr musste Bär sieben Schüler abweisen. Das sind keine leichten Entscheidungen. Es gibt zwar keinen Rechtsanspruch auf G9, erläutert der Schulleiter. Wohl aber Faktoren, die berücksichtigt werden müssen: etwa Wohnortnähe. In Randbezirken wie zum Beispiel Untergruppenbach-Unterheinriet werde deshalb geprüft, ob die Fahrt etwa nach Heilbronn zumutbar sei. Auch der Profilwunsch zähle und ob Geschwisterkinder bereits an der Schule sind. "Dann muss ich sie nehmen", sagt Bär.

Baustelle schreckt vielleicht ab

Eines könnte allerdings noch dafür sorgen, dass die Anmeldezahlen etwas geringer ausfallen als erwartet: die anstehende Sanierung des HCG im laufenden Betrieb. Eine Baustelle schreckt vielleicht manche ab.

Bär freut ich darauf, dass das marode Gebäude auf Vordermann gebracht wird. Zuerst stehen Arbeiten an der Fassade und auf dem Dach an. Dann hofft der Schulleiter, dass es schnell im "Innenleben" weitergehe. Vor allem die Sanitäranlagen seien stark in die Jahre gekommen.

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