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Bad Friedrichshall
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"Gute Entwicklung ist das Ziel"

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Bürgermeister Timo Frey spricht im Interview über das Wachstum von Bad Friedrichshall, über Großprojekte und seine Arbeit in Pandemie-Zeiten. Große Kreisstadt zu werden, hat für ihn keine Priorität.

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In Timo Freys Amtszeit als Bürgermeister ist die Einwohnerzahl deutlich gestiegen, so dass in zwei Jahren die 20.000er-Grenze überschritten sein könnte.
Foto: Ralf Seidel
In Timo Freys Amtszeit als Bürgermeister ist die Einwohnerzahl deutlich gestiegen, so dass in zwei Jahren die 20.000er-Grenze überschritten sein könnte. Foto: Ralf Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Seit fünf Jahren sitzt Timo Frey auf dem Chefsessel im Bad Friedrichshaller Rathaus. Warum ihm der Job auch in Corona-Zeiten viel Spaß macht und wie sich die Stadt entwickeln soll, erzählt er im Interview.

Herr Frey, Bad Friedrichshall ist auf dem Weg, Große Kreisstadt zu werden. War das immer Ihr Ziel?

Timo Frey: Mein Ziel war und ist eine gute Entwicklung der Stadt mit allen Infrastruktureinrichtungen. Wenn es dann von der Einwohnerzahl und den sonstigen Bedingungen mit der Großen Kreisstadt klappt, freuen wir uns. Das ist aber nicht unser primäres Ziel. Wenn die 20.000-Einwohner-Grenze geknackt ist, werden wir das Thema Große Kreisstadt im Gemeinderat diskutieren.

Wann ist es voraussichtlich soweit?

Frey: Wir gehen von 2022 aus.

Was ändert sich für den einzelnen Bürger, wenn er in einer Großen Kreisstadt wohnt?

Frey: Er merkt es dann, wenn man bereit ist, weitere Zuständigkeiten zu übernehmen wie zum Beispiel die Themen Wohngeldstelle oder Ausländerbehörde. Auch ein eigenes Kennzeichen wäre möglich, und ein Rechnungsprüfungsamt wird es geben. Ob es einen Imagegewinn für Bad Friedrichshall bedeutet, mag jeder für sich selbst bewerten.

Bewerten Sie es als Imagegewinn?

Frey: Ja, in jedem Falle.

In Bad Friedrichshall sind viele Bauprojekte geplant oder entstehen bereits. Kritiker sagen, dass dabei zu wenig Wert auf die Natur gelegt wird. Was sagen Sie dazu?

Frey: Es gibt bei der Entwicklung einer Stadt immer sehr unterschiedliche Positionen zu berücksichtigen. Ich bin ein Fan von Nachhaltigkeit und davon, dass Wachstum maßvoll sein muss. Auch müssen genügend Freiräume für Natur, Landwirtschaft und Naherholung bestehen. Aber natürlich ist es so, dass Bad Friedrichshall im Verdichtungsraum liegt, im direkten Einzugsbereich vom Oberzentrum Heilbronn, und deswegen der Druck auf die Flächen sehr groß ist. Nicht umsonst geht auch der Regionalverband davon aus, dass Bad Friedrichshall im Bereich Wohnbau ein Entwicklungsschwerpunkt ist. Darauf richten wir unsere Flächennutzungsplanung aus.

Eines der größten Projekte ist derzeit die Entwicklung des Gebiets "Obere Fundel". Welche Effekte erhoffen Sie sich von der Ansiedlung des Schwarz-Projekt-Campus?

Frey: Ich erhoffe mir auf jeden Fall die Stärkung von Bad Friedrichshall als Arbeitsort. Vor allem weil es auf die Zukunft ausgerichtete Arbeitsplätze sind, die dort entstehen. Ein weiterer Effekt ist, dass ein gewisser wirtschaftlicher Mehrwert für die Stadt entsteht und dass wir für das sensible Gebiet "Obere Fundel" eine städtebaulich attraktive Lösung gefunden haben.

Viele befürchten ein Verkehrschaos. Der Bedarf der B27-Erweiterung wurde zwar festgestellt, die Umsetzung wird aber noch einige Jahre dauern. Was wird in der Zwischenzeit unternommen?

Frey: Ziel von Stadt und Schwarz-Gruppe gemeinsam ist es, die Verkehrsverbindungen so aufzustellen, dass es keine Staus gibt. Dazu gehören verschiedene Aspekte: Die Stärkung des ÖPNV, ein Radwegekonzept sowie ein betriebliches Mobilitätskonzept.

Und was ist mit der Straße?

Frey: Der Umbau des Verkehrsnetzes ist natürlich dringend notwendig. Vor allem am Knotenpunkt B27/K2000/K2117neu. Jetzt bietet sich mit Unterstützung der Schwarz-Gruppe die Möglichkeit, den seit Jahrzehnten bestehenden Schwachpunkt zu entschärfen. Nachdem das eine sehr große Baumaßnahme geben wird, gehen wir von einer mehrjährigen Umbauphase aus. Aber bis der Campus 2025 in Betrieb geht, müssen die Verkehrsanschlüsse soweit passen und der Stadtbahnhaltepunkt Süd muss realisiert sein. Wir sind sehr zuversichtlich, dass das gelingt.

Zur Person

Timo Frey, der in Bad Wimpfen aufwuchs, wurde im Juli 2015 mit 95,2 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister von Bad Friedrichshall gewählt. Zuvor war Timo Frey 13 Jahre lang Rathauschef in Eberstadt. Der 49-Jährige ist verheiratet und hat zwei Söhne, zu seiner Familie gehören aber auch die zwei Töchter seiner Frau.

In der Friedrichshaller Straße in Kochendorf hat sich viel getan und wird sich noch viel tun. Ist eine Belebung spürbar?

Frey: Aus meiner Sicht eindeutig Ja. Wir haben bestehende Gebäude ersetzt. Das Ziel war ja, ab dem Rathaus bis zum Friedrichsplatz Wohn- und Geschäftshäuser zu platzieren. So schaffen wir es, die Stadtmitte weiterzuentwickeln. Es ist aber mitunter auch ein mühsames Unterfangen. Gerade die Gastronomie erfährt immer wieder Rückschläge, weshalb die Ansiedlung neuer Gastro-Betriebe nicht ganz einfach ist.

Gleichzeitig läuft in Alt-Kochendorf das zweite Sanierungsprogramm, fühlen sich andere Stadtteile abgehängt?

Frey: Das kann man so nicht sagen. Zum Beispiel Untergriesheim ist durch das Baugebiet Rabenäcker bedient worden, in Duttenberg ist ein Dorfentwicklungskonzept mit einem Stadtplanungsbüro auf den Weg gebracht worden. So soll nach und nach in allen Stadtteilen marode Bausubstanz durch neue Baukörper ersetzt werden.

Macht es in Corona-Zeiten noch genauso viel Spaß wie früher, Bürgermeister zu sein?

Frey: Mir macht es nach wie vor riesig Spaß. Wenn auch die Corona-Krise einige Situationen mit sich gebracht hat, auf die man gut und gerne verzichten könnte. Man kann sagen, dass die Arbeit nicht weniger geworden ist, sie hat sich auch komplett verändert durch die Beschränkungen.

Was ist derzeit Ihre größte Sorge im Bezug auf die Stadt?

Frey: Meine größte Sorge ist, dass durch die weitere Ausbreitung des Coronavirus wieder harte Einschränkungen notwendig sind. Was mir momentan sehr fehlt und auch den Bürgern, sind Veranstaltungen, bei denen man sich trifft. Da fürchte ich, dass das Miteinander leidet und dauerhaft Schaden nehmen könnte. Mich beschäftigen auch die wirtschaftlichen Folgen. Der Nachtragshaushalt sieht alles andere als rosig aus. Wir befürchten, dass Spielräume für andere Projekte, die dringend notwendig wären, fehlen. Mein größter Wunsch ist aber, dass wir alle gesund bleiben.

 
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