Royal Rangers Obersulm: Hier sind nicht nur Natur und Action geboten
Kinder und Teens sitzen nur zu Hause vorm Smartphone? Nicht überall. Die Pfadfindergruppe Royal Rangers in Obersulm bietet eine Outdoor-Alternative an, die offenbar ankommt.

Es ist stockfinster rund um den Unterstand des Eschenauer Grillplatzes an der Kirschenallee. Aber nicht mehr lange. Pfadfinder-Stammleiter Tim Reinert und einige Helfer sind gerade dabei, die großzügige Hütte mit mehreren Lichterketten zum Leuchten zu bringen. Felipe Rojas Moreno und seine Frau Keimis sind zwei davon. Die beiden Kolumbianer, die in Gellmersbach wohnen, gehören zum Team der Obersulmer Royal Rangers. „Wir finden es toll, hier in der Natur zu sein, das ist wie in unserer Heimat“, sagt Keimis. „Nur ein bisschen kälter“, ergänzt Ehemann Felipe und lacht. Jetzt noch die Fahne mit dem Logo der Rangers aufgehängt, und es ist angerichtet.
Weitere Helfer laden die restlichen Utensilien aus, die für die Treffen gebraucht werden, die alle zwei Wochen donnerstags hier stattfinden. Schon trudeln auch nach und nach begeistert die ein, für die der ganze Aufwand betrieben wird: die Pfadfinder, auch Ranger genannt. In diesem Fall sogar royale, also königliche Pfadfinder. Welchem König sie dienen, wird dann beim Rangerruf deutlich, mit dem Tim Reinert den Startpunkt setzt: „Ranger, seid ihr bereit?“ Die Antwort kommt prompt und unisono: „Allzeit bereit für Jesus!“.
Im Zentrum steht bei den Pfadfindern nicht nur das Lagerfeuer
Zum Warmwerden im wahrsten Sinne des Wortes bei Temperaturen um den Gefrierpunkt spielen die Kinder zwischen sechs und 14 Jahren zusammen das Bewegungsspiel „Reise nach China“. Als alle auf Betriebstemperatur sind, kommt ein Handzeichen mit drei Fingern, und es wird still. Jetzt werden die Kinder und Teens, mittlerweile sind es so um die 25, nach Alter in drei Gruppen aufgeteilt. Die „Kundschafter“ sind zwischen acht und zehn Jahre alt und haben heute die Aufgabe, aus Holzstämmen Dreibeine zu bauen, die für das Kochen über dem Lagerfeuer benötigt werden. Zunächst einmal wird das Material inspiziert. „Was meint ihr, welches Holz ist das?“, fragt Mitarbeiter Simon Fauser. Gemeinsam werden Gewicht, Rinde und Farbe betrachtet, und die Kinder lernen, welches Holz wie beschaffen ist. Um aus den Stämmen nun ein Dreibein zu machen, braucht es Seile aus Sisal, die zugeschnitten werden müssen. Man einigt sich auf neun Armlängen, das dürfte reichen. Mit dem Messer darf hier nur hantieren, wer schon die Werkerprüfung bestanden hat. Bei Elia ist dies der Fall, und er hat sogar ein eigenes Messer dabei. Er darf die Seile auf Länge bringen.

In der Zwischenzeit bereiten die ältesten Gruppen „Pizza-Panther“ und „Erdmännchen“ das Lagerfeuer vor. Bernd Göppele zeigt Oliver (12), Levin (13) und Valentina (14), wie man Holz mit einem Beil spaltet. Gar nicht so einfach, aber der Erfahrenste unter den Mitarbeitern ist sehr geduldig. Das zahlt sich aus, es geht voran. Bernd Göppele hat früher schon einige Jahre lang Pfadfinderarbeit gemacht und ist jetzt nach einer Pause wieder „Feuer und Flamme“. Bevor das Lagerfeuer später angefacht wird, bleibt noch Zeit für einen Blick in die Bibel. Die Royal Ranger bieten mehr als nur Lagerfeuerromantik, sie haben einen klaren christlichen Hintergrund und möchten auf die Verbindung zwischen der Natur und ihrem Schöpfer hinweisen.
Bei den Royal Rangers werden christliche Werte vermittelt
„Wir geben hier auch unseren Glauben und christliche Werte weiter“, erzählt Stammleiter Tim Reinert, der auch zur Gemeindeleitung der Lifepoint Kirche Obersulm gehört, die hinter dem Pfadfinderstamm steht. „Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen auch!" aus Matthäus 7,12 lautet die sogenannte goldene Regel. Die Royal Rangers sind aber keine rein lokale Angelegenheit, sondern gehören zu einem internationalen Bund. Deutschlandweit gehören nach eigenen Angaben mehr als 400 Stämme und 26.000 Pfadfinder mit dazu. Diese treffen sich auch regelmäßig zu gemeinsamen Camps, bei denen riesige Zeltstädte entstehen. Die Obersulmer Gruppe wurde 2023 als Unterstamm des Stamms 29 gegründet, der in Bretzfeld-Schwabbach angesiedelt ist und mittlerweile auch einen Unterstamm in Neckarsulm hat.
Während der Suppentopf an dem fertigen Dreibein über dem Feuer befestigt wird, kommen nach und nach die Jüngsten, die „Forscher“ und „Kundschafter“ von ihrer Nachtwanderung aus dem Wald zurück. „Es war toll“, meint Naomi (8). „Es war stockdunkel, aber ich hatte keine Angst.“ Grund zur Freue hat an diesem Tag Elisabeth. Sie hat ihre Aufnahmeprüfung geschafft, ist nun offiziell ein Ranger und bekommt ihre Kluft, sozusagen die Uniform der Ranger. Sie hat bewiesen, dass sie die Regeln und vor allem auch die Knoten beherrscht, die sie bei den vergangenen Treffen gelernt hat. Und hat das Ranger-Versprechen abgegeben.
Auch Tanja Klingler hat sich dazugesellt. Ihre Kinder Oliver, Jonatan und Valentina gehören zu den Rangern, was ihre Mutter sehr freut. „So haben sie Spaß und Abenteuer in der Natur“, sagt sie und hofft, auch noch etwas von dem Punsch und der leckeren Kartoffelsuppe abzubekommen, die zum gemeinsamen Abschied aufgetischt werden. Mit Erfolg.