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Um 23 Uhr im Fitnessstudio: Schwitzen statt schlafen

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Während viele Menschen bereits im Land der Träume sind, wird im Mikro eins in Auenstein noch bis Mitternacht trainiert

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 Foto: Kunz, Christiana

Nur wenige Fahrzeuge sind kurz vor 23 Uhr noch auf der Hauptstraße in Ilsfeld-Auenstein unterwegs, nur in wenigen Fenstern brennt noch Licht. In der Ferne bellt ein Hund. Ron Hejna parkt sein Auto vor dem "Mikro eins" und eilt mit schnellen Schritten zum gläsernen Eingang des hell erleuchteten Fitnessstudios.

Die Schiebetüren öffnen sich, mit Hilfe des elektronischen Chips an seinem Arm passiert er das Drehkreuz und geht an Laufbändern vorbei, die starr in Reih und Glied aufgestellt sind. Im Hintergrund läuft House-Musik. Unaufdringlich. Nicht zu laut. In der nächsten Stunde wird der 30-Jährige aus Talheim hier zeitweise sogar alleine trainieren. Wahrscheinlich ist dies der Hitze geschuldet, die an diesem Tag das Land fest im Griff hat und auch in den Abendstunden noch immer spürbar ist. Da fällt es schwerer als sonst, den inneren Schweinehund an die Leine zu nehmen, vermutet mit einem breiten Lächeln auch Studioleiterin Mathea Maier, die noch kurz nach dem Rechten sieht. Allerdings außer der Reihe, wie sie betont. "Ab 19 Uhr bin ich normalerweise im Feierabend", sagt sie und setzt mit einem Knopfdruck den Geschirrspüler in Gang. Zur Musik gesellt sich nun ein leises Plätschern.

Milon-Zirkeltraining

Dass in Ilsfeld auch ohne Aufsicht durch Fachpersonal bis Mitternacht an Butterfly, Beinbeuger, Rudergerät und Co. trainiert werden kann, liegt an der Chipkartensteuerung, die für das Milon-Zirkeltraining typisch ist. Mit ihren Armbändern loggen sich die Mitglieder an den Geräten ein. Diese stellen sich auf die Anatomie ihrer Benutzer ein und zeigen den individuellen Trainingsplan an.

 Foto: Kunz, Christiana

"Alle Daten sind auf der Karte gespeichert, sodass die Bewegungsabläufe und Ergebnisse zwischendurch immer wieder kontrolliert werden können", erklärt Studioleiterin Mathea Maier. Ist für die Sicherheit gesorgt, sollte es zu einem medizinischen Notfall kommen und keine andere Person ist mehr anwesend? Die 20 Jahre alte Studentin der Fitnessökonomie nickt und zeigt mit dem Finger zur Decke. "Wir haben Überwachungskameras installiert. Deren Bilder werden zentral beobachtet und es gibt Notfalltelefone."

Nach Schichtende

Im Freihantelbereich im hinteren Teil des Fitnessstudios beginnt Ron Hejna mit seinem Training. Heute mit Bankdrücken. Er bläht ein wenig die Backen auf, während er Gewichte von 100 Kilogramm in die Höhe stemmt. Aber es kommt trotz Anstrengung kein Laut über seine Lippen. Dreimal die Woche komme er zum Training her, berichtet der 30-Jährige. Meist, wenn seine Schicht bei Audi zu Ende ist, meist auf dem Heimweg.

Dass zu dieser Zeit in dem 300 Quadratmeter großen Fitnessstudio in Ilsfeld-Auenstein nur noch wenig los ist, kommt dem 1,90 Meter großen Hünen entgegen. Es gebe keine Wartezeiten, man habe seine Ruhe, störe selbst niemanden und im Sommer sei es von den Temperaturen angenehmer, spät am Abend zu trainieren, zählt er die Vorzüge des nächtlichen Workouts auf. Ron Hejna wechselt zur Kabelzugstation. Gewichtsblöcke mit jeweils 40 Kilogramm sind daran beidseitig befestigt. Früher suchte der Talheimer, der vor rund eineinhalb Jahren mit dem Training begann, sogar bis zu sechsmal in der Woche das Fitnessstudio auf. "Aber dafür fehlt mir mittlerweile die Zeit", sagt er. Außerdem gehe er einmal in der Woche zudem noch Joggen. Das müsse reichen.

Ausdauer und Kraft

 Foto: Kunz, Christiana

"Die meisten Mitglieder kommen direkt nach Feierabend ins Mikro eins. Zwischen 17 und 19 Uhr ist die Nachfrage am größten", berichtet Mathea Maier. Aber auch, wenn das Fitnessstudio um 5 Uhr öffne, seien die ersten Sportbegeisterten bereits auf den Beinen. "Einige wollen noch vor der Arbeit Kraft und Ausdauer trainieren." Und es gebe die Gruppe der jungen Mütter. Diese nutze das Angebot zu früher Stunde auch gern, weil dann noch der Partner bei den kleinen Kindern bleiben könnte.

Es ist kurz vor Mitternacht. Ron Hejna setzt sich in sein Auto und macht sich auf den Heimweg. Zu Hause wird er kurz duschen, etwas essen und trinken - und sich dann ins Bett fallen lassen. So lautet sein Plan. Wenige Minuten später wird sich auch in dem Gebäude der Strom abschalten und die Lichter erlöschen. Zumindest für ein paar Stunden. Denn wie heißt es in Anlehnung an eine Fußballweisheit doch so schön: Nach dem Training ist vor dem Training.

Von Eulen und Lerchen

Die ersten Fitnessstudios in Deutschland, in denen rund um die Uhr Sport getrieben werden konnte,öffnen Mitte der 90er-Jahre vor allem in Großstädten. Schließlich hat sich für immer mehr Berufstätige der Feierabend nach hinten verschoben, Flexibilität von Seiten der Arbeitnehmer ist gefragt und das hat Folgen für die Freizeitgestaltung.

Zum "Mikro eins" gehören vier Fitnessstudios, die in Flein, Ilsfeld, Ilsfeld-Auenstein und in Neckarsulm zu finden sind. Diese sind zwar nicht 24 Stunden am Tag geöffnet, an drei der vier Standorte kann jedoch von 5 Uhr bis Mitternacht trainiert werden.

 
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