Stimme+
Ilsfeld
Lesezeichen setzen Merken

Wellness für die wertvollen Pferde

   | 
Lesezeit  3 Min
Erfolgreich kopiert!

Dieter Melwitz hat im Ilsfelder Stall viel zu tun, um seine Sportpferde bestmöglich zu versorgen. Wenn die meisten Leute noch schlafen, legt er los.

   | 
Lesezeit  3 Min
Vor dem Füttern wurde der Pferde-Riese Woody auf die Koppel gebracht. Die Sonne geht gerade auf.
Vor dem Füttern wurde der Pferde-Riese Woody auf die Koppel gebracht. Die Sonne geht gerade auf.  Foto: Andreas Öhlschläger

Woody weiß, was kommt. Der Pferdekopf dreht sich erwartungsvoll. Dann ist auch Neugier erkennbar, denn Dieter Melwitz ist nicht alleine gekommen. Da ist ein Neuer dabei. Den Mann von der Zeitung schaut sich Woody allerdings nicht übermäßig lang an, der hat nur einen Block voller Papierzettel und einen Kugelschreiber in der Hand. Dieter Melwitz hingegen ist der Mann, der regelmäßig fürs Futter sorgt. Zu ihm hat sich Woody erwartungsfroh hingedreht.

Woody ist nicht irgendwer. Er ist ein Dressurpferd, ein Riesenkerl, eines der größten Sportpferde in Württemberg. Mit ihm hat Dagmar Melwitz schon viele Erfolge gefeiert. Woody steht zusammen mit anderen Sportpferden in Ilsfeld im Stall und hat Erwartungen. Seit jeher wird er umhegt und gepflegt, geliebt und getätschelt.

Erstmal dürfen alle Pferde raus auf die Koppel

Dieter Melwitz, bis 2020 viele Jahre lang Vorsitzender des Pferdesportkreises Franken, muss an diesem frühen Morgen als Dienstleister im Stall ordentlich was tun, um allen Charakteren auf vier Hufen gerecht zu werden. Raus, rein, raus, rein - ein Pferd nach dem anderen führt der 66-Jährige auf die Koppel.

Woody war der Erste. Der Riese ist der Chef. Da sind Hierarchien einzuhalten. "Die Reihenfolge ist ganz wichtig." Also: bloß keinen Fehler machen! Auch nicht beim Füttern. Jeder im Stall bekommt eine speziell abgewogene Menge Heu und extra portioniertes Kraftfutter. "Das sind nicht irgendwelche Pferde, die sind sehr wertvoll", sagt Melwitz. "Ihr Wohlbefinden steht an allererster Stelle."

Falls das Wetter mies ist: ein Laufband für die Pferde.
Falls das Wetter mies ist: ein Laufband für die Pferde.  Foto: Andreas Öhlschläger

Bevor es um Viertel vor 6 Uhr das erste Frühstück gibt, ist aber schon viel erledigt worden. "Das, was ich hier mache, würde man im Wellnesshotel den Roomservice nennen", sagt Dieter Melwitz und lacht. Im Pferdestall kommt keiner mit dem Staubwedel daher. Da wird mit Besen, Schaufel und Schubkarre ausgemistet, wenn alle draußen auf der Koppel sind. Kurz nach fünf hat Melwitz angefangen, ein bisschen früher als üblich, weil ein richtig heißer Tag bevorsteht. Und er hat gewiss nicht getrödelt. "Ich habe hier meinen Frühsport."

Der Job muss auch bei Nieselregen gemacht werden

Noch ist es angenehm kühl draußen. Dieter Melwitz blinzelt in die aufgehende Sonne. "Aber ich mache das natürlich auch bei Nieselregen. Die Pferde müssen bewegt werden. Das Schlimmste, was man machen könnte, wäre, solche Hochleistungssportler im Stall stehen zu lassen."

Wenn die Wetterbedingungen für die Koppel allzu schlecht sind, kommen die Pferde aufs Laufband. Das steht, überdacht, gleich neben dem Stallausgang. Man kann es auch so einstellen, dass die Pferde den Berg hoch laufen müssen. Schneller, langsamer, ganz nach Bedarf. Aber der Sommer 2023 ist ein Schönwettersommer. Die Pferde bewegen sich auf der Koppel.

Im Ilsfelder Stall zwitschern munter die Vögel. Unterm Dach sind viele Nester. Nicht nur die Sportpferde sind hier zu Hause. "Ganz wichtig ist auch der Kater", erzählt Melwitz. Auch er wird von ihm frühmorgens versorgt.

Dann schaut der Kater aufmerksam beim Ausmisten und beim Füttern der Pferde zu. Für ihn gibt es keinen präzisen Menüplan. Für die Sportpferde sehr wohl. Auf einer Tafel stehen die Fütterungszeiten. 6, 9, 12, 15, 18, 20 Uhr. Montags bis Sonntags. Was erledigt ist, wird abgehakt. Bloß nichts falsch machen!

Die Sportpferde sind auch Wertgegenstände

Es geht uns Wohl der Tiere, aber natürlich sind sie als Sportpferde auch Wertgegenstände. Einige Stallboxen werden per Video überwacht: Risikominimierung. "Man muss aber ganz klar sagen: Die emotionale Bindung hat überhaupt nichts mit dem finanziellen Wert oder dem Können zu tun." Dieter Melwitz achtet auf alle sehr genau. "Wenn man sich um Pferde kümmert, muss man schnell Verantwortungsbewusstsein lernen. Sie haben zum Beispiel kein Sättigungsgefühl. Sie würden alles auf einmal in sich hineinschlingen, wenn man ihnen zu viel gibt", sagt Melwitz, als er den ersten Heubeutel in der frisch gereinigten Stallbox ausschüttet.

Dieter Melwitz wiegt die Heumenge ab. Der Speiseplan seiner Pferde ist exakt festgelegt.
Dieter Melwitz wiegt die Heumenge ab. Der Speiseplan seiner Pferde ist exakt festgelegt.  Foto: Andreas Öhlschläger

Je seltener der Tierarzt kommen muss, umso besser. Koliken sind extrem gefährlich. Also wird präzise festgelegt, welche Mengen und welche Art Futter jedes Pferd bekommt. "Sie können ja nicht mit uns sprechen. Also müssen wir gut aufpassen." Wenn Dieter Melwitz frisches Heu verteilt, schaut er aufmerksam hin. Nicht jedes Kraut, das auf einer Wiese wachsen kann, ist gut für die Pferde. "Herbstzeitlose zum Beispiel dürfen auf gar keinen Fall im Heu sein. Und das Heu muss auch ganz locker auseinanderfallen. Wenn es nicht so ist, könnte Schimmel dran schuld sein. Auch das wäre absolut gefährlich." Dem geschulten Auge des 66-Jährigen entgeht nichts. Auch nicht am frühen Morgen, wenn viele Zeitgenossen noch schlafen.

Jetzt heim zum Frühstück!

Die Ilsfelder Kirchturmuhr schlägt sechs Mal. Woody zerkaut mit viel Genuss ein paar alte Laugenbrötchen, die Dieter Melwitz als Extra-Leckerei mitgebracht hat. Er hat als Wellnessbeauftragter für die Pferde erstmal Pause. "Ich fahre jetzt heim zum Frühstücken." Kraft tanken für den Rest des Tages. Es ist auch später noch sehr viel zu tun.

 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben