Essen, rauchen und quatschen mitten in der Nacht bei McDonald`s
Im Fast-Food-Restaurant neben der Autobahn ist auch in um drei Uhr viel los. Der Treffpunkt in Ilsfeld hat rund um die Uhr geöffnet.

Aussteigen wäre besser gewesen. Aber das geht nicht. Wahrscheinlich zu viel Alkohol intus. Also kotzt der junge Mann durchs offene Beifahrerfenster auf den McDonald"s-Parkplatz. Die stinkende Brühe läuft auch an der Autotüre herunter. Es ist 3.50 Uhr in der Nacht.
Eigentlich hätte der Kombi mit der Jungs-Clique schon wieder unterwegs sein sollen, irgendwohin in der allmählich zu Ende gehenden Sommernacht. Vier Kumpels, satt nach dem Burger-Pommes-Mahl, in großen Tüten auf dem Autodach platziert, haben sich auf die Rückbank gequetscht. Abfahrt! Aber dann ist es dem einen, der nichts gegessen hat, weil er zusammengesackt auf dem Autositz schlafen musste, ganz schnell ganz schlecht geworden.
Sie fahren gerne in der Gegend rum

Marvin, Marius und Manuel bekommen davon nichts mit. Sie sitzen drinnen und stillen ihren Hunger. Noch so eine Jungs-Clique, die in der Nacht zu McDonald"s nach Ilsfeld gekommen ist, ins Industriegebiet gleich neben der Autobahnausfahrt. Zwanzig Minuten nach drei ist es, als die Freunde den Parkplatz erreichen. Sie fahren gerne in der Gegend rum. "Und wenn wir dann Hunger kriegen, kommen wir hierher", erzählt Marvin. "Um diese Zeit hat ja nicht viel offen", ergänzt Marius. "Vorher waren wir im Fitnessstudio", sagt der Dritte im Bund, Manuel. "Wir kommen alle aus Obersulm." Auf dem Parkplatz stehen ziemliche viele Autos, rund 20. Alle mit Kennzeichen HN oder LB. Der McDonald"s in Ilsfeld ist eine bedeutsame nächtliche Versorgungsstelle für die Region. Rund um die Uhr geöffnet, 24 Stunden. Andere Autokennzeichen sieht man vor allem im Reiseverkehr, wenn in Baden-Württemberg Ferienzeit ist.
Das gelbe Werbe-M leuchtet in der schwarzen Dunkelheit. Obendrüber glitzern wunderbar die Sterne in dieser wolkenlosen Nacht von Freitag auf Samstag. Aber das sieht hier keiner. Zu hell ist der Parkplatz beleuchtet. Drinnen im Fast-Food-Restaurant sind fast alle Tische aufgestuhlt. Zwei Mitarbeiterinnen putzen. Die meisten Gäste sitzen eh draußen oder stehen zum Essen an ihren Autos. 18, 19 Grad warm ist es.
Steffen aus Heilbronn hat sich mit Freunden getroffen. "Ich hab gezockt. Mir war langweilig." Also auf nach Ilsfeld zu McDonald"s. Kumpel Domenic aus Lauffen war auf einem Geburtstag. "Der war vorbei. Aber ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen." Auch Lukas aus Heilbronn setzt sich um 3.10 Uhr mit an den Tisch im Außenbereich. Die Jungs essen und quatschten. Andere rauchen auch. In einem Auto wird wild geknutscht. Die Nacht ist nicht mehr jung.
"Wir sind hier auch schon auf die Idee gekommen: Komm, lass uns an den Bodensee fahren!", erzählt Domenic. "Da war es kurz nach Mitternacht." Lukas hat es schön gefunden. "Wir waren einfach dort, sind in der Dunkelheit spazieren gegangen. Hatte ja alles zu." Jetzt schmeckt das McChicken-Menü.
Gibt es Situationen, die aus dem Ruder laufen?

Die Stimmung ist entspannt. Bei den drei Jungs. Und drumherum. Auf dem Parkplatz sammelt ein Mitarbeiter Müll ein. Ein Mädchen lacht irgendwo. Keine Konflikte. Aber das könnte auch anders sein. Zu viel Alkohol, üppiger Drogenkonsum, sexuelle Übergriffigkeit - man kann sich allerlei Szenarien vorstellen, die schnell aus dem Ruder laufen könnten. Kommt es also vor, dass in der Nacht kritische Situationen entstehen, weil Kunden Grenzen überschreiten? Gibt es Randale? Vandalismus? Die Deutschland-Zentrale von McDonald"s teilt über die Situation in Ilsfeld schriftlich mit: "Es kommt ab und an vor, dass Gäste etwas zu laut sind, glücklicherweise ist es aber bisher zu keinem Problemfall gekommen." Es gebe "Schulungen für unser Personal für kritische Situationen und eine Hotline, bei der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich melden können, wenn es zu Problemen kommt".
Bei McDonald"s würde man es bevorzugen, wenn jemand seinen Suff oder auch nur extreme Müdigkeit im Auto auf dem Parkplatz wegschläft. In Ilsfeld ist das offenbar noch nicht vorgekommen. "Aber natürlich ist es uns lieber, dass die Autofahrer sich gegebenenfalls bei uns ausruhen, bevor sie übermüdet weiterfahren."
Erstmal muss geputzt werden
Der übervolle Kombi mit dem Übelkeits-Opfer auf dem Beifahrersitz sollte jetzt dringend seinen Stellplatz verlassen. Ein großer LKW mit frischem Nahrungsmittel-Nachschub für den Ilsfelder McDonald"s ist kurz vor 4 Uhr in der Früh angekommen und braucht Raum. Aber noch muss geputzt werden. Die Kotze muss weg. Vom Auto und vom Boden. Am Horizont wird es ein kleines bisschen hell. Die Nacht weicht allmählich dem Tag.