Rote Bete ist der Klassiker in der Gemüsesaftfabrik in Neuenstadt
Während der Erntesaison von September bis März wird bei der GESA Gemüsesaft GmbH in Neuenstadt Saft aus Gemüse hergestellt. Es kommt vorrangig von Landwirten aus ganz Süddeutschland.

Von außen sieht das weiße Gebäude der GESA Gemüsesaft GmbH recht unscheinbar aus. Aus dem Inneren dringt ein leises, monotones Brummen von Maschinen. Im Gewerbegebiet Mäurich im Neuenstadter Ortsteil Stein ist es um 1 Uhr nachts ansonsten sehr still. Die Straßenlaternen sind aus, aber in der Gemüsesaftfabrik brennt noch Licht. Michael Seltenreich und Christopher Draxler kontrollieren hier in der Nachtschicht die Verarbeitung der Säfte.
Seltenreich freut sich über den Besuch und darüber, dass er zeigen darf, was sich hinter den Fassaden des Gebäudes verbirgt. Er findet: "Das ist alles sehr spannend und die Arbeit abwechslungsreich". Nur: "Das wissen sogar viele Menschen, die hier leben, nicht", bemerkt er. Der 39-Jährige ist eigentlich gelernter Bäcker und hat unter anderem in einem Hotel in Saudi-Arabien gearbeitet, bevor es ihn wieder in die Heimat zurückzog. Bei GESA arbeitet Seltenreich als Fachkraft für Lebensmitteltechnik.
GESA Gemüsesaft GmbH mit perfekter Rezeptur
Während sich sein Kollege Christoph Draxler im vorderen Gebäudeteil um die Maschinenanlage kümmert, die das Gemüse verarbeitet, liegt Michael Seltenreichs Wirkungsort im hinteren Bereich, wo mehr als 200 große Tanks zur Verarbeitung und Lagerung der Säfte stehen. Bevor es dorthin geht, prüft er im Labor einen kleinen Behälter mit Rote-Bete-Saft auf dessen Qualität. "Die Kontrolle ist wichtig, damit die Säfte eine gleichbleibend hohe Qualität behalten", erklärt er. Extraktgehalt, pH-Wert, Gesamtsäure - das alles muss den vorgeschriebenen Werten entsprechen und wird regelmäßig von der Qualitätssicherung überprüft.
Seltenreich fügt dem Gemisch etwas Zitronensaft hinzu und prüft dann erneut. In dem kleinen Behälter hat er nun die perfekte Rezeptur geschaffen, deren Mischverhältnis er dann auf das jeweilige Fassungsvermögen des Tanks umrechnet, in dem der Saft verarbeitet wird. Anschließend fließt er in einen der zahlreichen Lagertanks. Die größten davon fassen 70 000 Liter.
18.000 Tonnen Gemüse werden pro Jahr angeliefert und verarbeitet

Doch bevor es so weit ist, muss das angelieferte Gemüse erst einmal zu Saft verarbeitet werden. Die Klassiker aus Karotten und Roter Bete kennt jeder. "Die machen auch 90 Prozent unserer Produktion aus", erklärt Geschäftsführer Torsten Fischer. "Der Rest wird meistens als Zutat für eine Saftmischung hergestellt." Säfte aus Kartoffeln, Fenchel, Ingwer, Gurken, Pastinaken oder Sellerie. Das Gemüse kommt vorrangig von Landwirten aus ganz Süddeutschland - pro Jahr rund 18 000 Tonnen. Circa 200 Tonnen Rote Bete und 150 Tonnen Karotten werden pro Tag angeliefert und verarbeitet.
Das per Hand vorsortierte Gemüse kommt über ein Förderband in einen großen Raspler und wird dann erhitzt. In einer sogenannten Dekanter Zentrifuge wird der feste Bestandteil vom flüssigen getrennt und letzterer abschließend zweimal pasteurisiert. Über große Rohre und Schläuche gelangt die Flüssigkeit in den hinteren Teil des Gebäudes in die jeweiligen Tanks. Diese sind mit Buchstaben-Zahlen-Kombinationen gekennzeichnet. Sie stehen für die Funktion (Produktions- oder Lagertank) und das Volumen. Außerdem geben sie Auskunft zum Inhalt. "D37 SES (Sellerie) ms-verg., ök. (milchsauer vergoren, ökologischer Anbau)."
Kein Standardprodukt: Gemüsesaft ist anspruchsvoller als Fruchtsaft
"Gemüsesaft ist kein Standardprodukt. Die Produktion ist etwas anspruchsvoller als die von Fruchtsäften", erklärt Torsten Fischer. Als Spezialist für Premiumsäfte verarbeitet das Unternehmen ausschließlich ökologisch angebaute Ware. Das bringe hohe Anforderungen mit sich. "Jede Tagesproduktion wird auf Pestizide oder sonstige Rückstände geprüft." Die fertigen Säfte werden überwiegend im Tankwagen, teilweise in Containern mit rund 1200 Liter Volumen an die Kunden ausgeliefert, die bei GESA ihre gewünschte Rezeptur ordern. Die Abfüllung in kleinere Gebinde erfolgt beim Kunden.
Ein Geräusch klingt durch das Brummen der Maschinen. Michael Seltenreich unterbricht das Gespräch und schaut auf dem Display der Technikzentrale, was es bedeutet und ob er eingreifen muss. "Die Arbeit bringt auch Verantwortung mit sich", erklärt sein Chef Torsten Fischer. "Wenn bei der Einlagerung in den Tank etwas nicht stimmt, dann ist im Zweifelsfall eine große Menge Saft dahin."