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Neckarsulm
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Prime Time bei der Bäckerei Härdtner

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Am frühen Morgen läuft die Auslieferung in die 60 Filialen auf Hochtouren. 33000 Backwaren müssen "just in Time" an den richtigen Ort gebracht werden. 

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Beim Verteilen der Backwaren in die gelben Kisten herrscht Hochbetrieb. Dejan (l.) und Adrian verladen gerade frisch gebackene Focaccia.
Beim Verteilen der Backwaren in die gelben Kisten herrscht Hochbetrieb. Dejan (l.) und Adrian verladen gerade frisch gebackene Focaccia.  Foto: Wittmer, Frank

In der Zentrale der Bäckerei Härdtner herrscht Hochbetrieb. Gebacken wird schon die ganze Nacht. "Wir beginnen um 1 Uhr, am Samstag schon um 0 Uhr", erklärt Daniel Feuchter, der den Versand koordiniert. Wie kommen aber die fertigen Brötchen, Brezeln und süßen Stückle zu den insgesamt 60 Filialen? 

33.000 Backwaren werden allein in Neckarsulm ausgeliefert. Dazu kommt der Shuttle-Service mit der Mitterer-Zentrale in Heilbronn, die seit 1986 von der Bäckerei Härdtner weitergeführt wird. Bekannt ist hier vor allem die Heilbronner Spezialität, das Holzofenbrot.

Aus den großen Stikkenöfen werden in Neckarsulm die Backwaren direkt in Körbe umverteilt. Dejan und Adrian packen gerade italienisches Focaccia mit Kräutern. Alles wird im Computer registriert, damit jede Filiale genau die richtige Menge bekommt. "Die Verteilung ist software-gestützt", erklärt Vertriebschef Feuchter. 

Mit einem Handheld wird die Ware registriert, die Kiste bekommt einen Aufdruck mit einem Barcode. Damit können die Focaccia-Kisten später dem richtigen Stapel für die jeweilige Filiale zugeordnet werden.

Auslieferung bei der Bäckerei Härdtner: Jede Minute zählt

"Jede Minute zählt", sagt Raymond Hemmrich, der als Fahrer angefangen hat und mittlerweile stellvertretend den Vertrieb koordiniert. Um 5 Uhr beginnt die "Prime Time" bei der Bäckerei Härdtner. Die Fahrer kommen, packen bei der Verteilung mit an und laden ihre Sprinter mit den bereitgestellten Körben.

Die Plätze an der Rampe sind zum Laden begehrt. "Bei Regen oder Schnee müssen wir die Körbe mit Decken abdecken", erklärt Feuchter einen der vielen Gründe für den geplanten Neubau in den Straßenäckern Richtung Erlenbach. Aber trotz der räumlichen Enge und der Hitze geht es konzentriert zur Sache. "Ich finde es spannend zu sehen, dass das System funktioniert", sagt der Wirtschaftsingenieur nicht ohne Stolz. 

Ist alles sicher verstaut, geht es los. Hemmrich muss die Rampe schnell wieder freigeben, der nächste Kollege wartet schon. "Das ist wie ein Getriebe, da greift jedes Zahnrad ineinander. " Die "VIP-Filiale" in Bad Rappenau öffnet schon um 5.30 Uhr und ist gleichzeitig eine der längeren Strecken. Deshalb steht die Babstadter Straße als eine der ersten Adressen auf der Route. Die Schokoladen-U-Boote, die Härdtner extra zur "U17-Zeit" gebacken hat, waren hier der Renner.

"Manche Filialen beliefern wir dreimal am Tag", erklärt Feuchter. Das Geheimnis ist "just in time": "Wann brauche ich die Backwaren in der Filiale, damit ich sie auch verkaufen kann? Dahinter stecke auch "viel Expertise durch unser erfahrenes Personal". 

Schließlich wolle man die Retouren so gering wie möglich halten, auch diese muss Raymond Hemmrich wieder mitnehmen. Das gesamte Ab- und Aufladen dauert nicht mal zehn Minuten und geht möglichst geräuschlos vonstatten, um die Anwohner wenig zu stören. 

Etwas lauter darf es dann bei den Böllinger Höfen zugehen. Das recht neue Bäckereicafé bekommt mehrere Lieferungen am Tag, sprich: Der nächste Fahrer ist schon auf dem Weg.  Also braucht Hemmrich auf der Frühtour nur das zu bringen, was "auf die Hand" gerne mitgenommen wird: Frische Brezeln und süße Leckereien. Auch die belegte Riesenbrezel ist beliebt. Alles aus der zentralen Belegstation und auch die Teiglinge zum frisch Fertigbacken in der Filiale werden in der separaten Kühlung transportiert. "Brote sind dann eher Nachmittags gefragt." 

Im Umkreis von 50 Kilometern werden von Sinsheim bis Künzelsau und Mosbach bis Gemmrigheim auf elf Touren alle Filialen bedient. "Wir wollen, dass die Leute glücklich sind", beschreibt Hemmrich das "Wohlfühl-Konzept". "Zum Beispiel, wenn sie morgens ihr Frühstück bekommen." Seit zehn Jahren ist er bei Härdtner. Früher sei er im Paketdienst bis zu 1000 Kilometer auf einer Tour gefahren. Deshalb weiß er: "Der Versand ist die Wirbelsäule, da können die Backwaren noch so gut sein, wenn sie nicht zum Kunden kommen, funktioniert das ganze System nicht."

Es wird langsam hell. Ein Hase hoppelt über die Wiese. Der Frühaufsteher genießt "die Ruhe auf den Straßen. Das ist eine tolle Atmosphäre, wenn alles noch schläft."

Die rund 1000 Mitarbeiter stammen "aus aller Herren Länder", wie Vertriebsleiter Daniel Feuchter erklärt. Dementsprechend werden auch viele Sprachen gesprochen. "Mit Englisch kommt man weit, und die Kollegen lernen schnell Deutsch." Das Unternehmen bezuschusst Sprachkurse und bildet breit aus, vom Verkaufspersonal über die Bäckerei bis hin zur Fachkraft für Lagerlogistik. 

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