Sport im Wald - im Wandel der Zeit
Der Trimm-dich-Pfad unterhalb des Heuchelbergs bietet das ganze Jahr Gelegenheit zum Laufen und für Übungen.

An heißen Sommertagen sorgt der Schatten hier im Wald unterhalb des Heuchelbergs für angenehme Abkühlung. Jetzt im Herbst freut man sich über jeden Sonnenstrahl, der durch die restlichen bunten Blätter an den Bäumen blinzelt. Der Leingartener Trimm-dich-Pfad hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz.
Verwittertes Infoschild
Das etwas verwitterte Infoschild am Start beim "Waldparkplatz Heuchelberg" lässt erkennen, dass die Laufrunde samt Übungsplatz schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Es lassen sich Anleitungen entziffern, wie vor allem der ungeübte Hobbysportler die Anlage nutzen soll. "Laufen ohne zu schnaufen" - also ohne Atemnot - ist das Motto. Es gibt genaue Vorgaben, wie der Läufer atmen und den Puls messen soll.
Die Modernisierung der Laufrunde war eines der ersten Projekte der Lokalen Agenda 21, erinnert sich Roland Dietz, der Leiter der Leingartener Agenda-Gruppe. 2002 wurde aus dem alten Trimm-dich-Pfad eine "Lauf - und Fitnessanlage" mit einem zentralen Übungsplatz direkt am archäologischen Denkmal an der "Frankenschanze". Das alte Konzept mit einzelnen Stationen entlang der Laufstrecke "war nicht mehr zeitgemäß", erzählt der 71-Jährige. Die Agenda-Projektgruppe tüftelte die Übungen fürs Dehnen und für Krafttraining am Übungsplatz aus, der Bauhof setzte es um.
Trimm-Dich-Kampagnen in den 70er Jahren
In den 70er Jahren sprossen die Trimm-dich-Pfade nach Schweizer Vorbild allerorten wie Pilze aus dem Waldboden. Der Deutsche Sportbund förderte mit Kampagnen den Volkssport, unterstützt von Krankenkassen und Politik. Werbespots wie "Ein Schlauer trimmt die Ausdauer" liefen im Fernsehen, Showmaster Rudi Carrell trällerte "Den Finger, den Daumen, den Arm, das Bein bewegen, ja trimm dich und halte dich fit", Jogginganzüge waren angesagt. Dahinter stand die Erkenntnis, dass der Wohlstand nach den Wirtschaftswunderjahren einige Zivilisationskrankheiten hervorgebracht hatte. Übergewicht, Herzinfarkt und Kreislaufkrankheiten sollte vorgebeugt werden.
Auch in Leingarten sind noch ein paar Überreste der alten Übungsstationen zu sehen. Die Strecke führt zunächst über einen breiten Forstweg und nach dem Wendepunkt über schmalere Waldpfade oberhalb des Eichbottgrabens wieder zurück. Die leicht hügelige Topographie und ein kurzer, aber knackiger Anstieg zum Ausgangspunkt zurück sorgen für Abwechslung auf der rund 1,7 Kilometer langen Strecke.
Trimm-Dich-Anlagen sind verfallen
Im Laufe der Jahrzehnte kam die Kombination aus Laufen und Gymnastik aus der Mode, es boomten Spezialisierungen wie Jogging und Aerobic, Sport wurde oft in Hallen und Fitnessstudios getrieben - ein Großteil der rund 1500 Trimm-dich-Anlagen in den deutschen Wäldern verfiel. In den 2000er Jahren wurde Bewegung an der frischen Luft wieder beliebter, einige Laufrunden wie in Leingarten aus dem Dornröschen-Schlaf geweckt.
Neue Sportart Calisthenics
Auch Krafttraining im Freien ist wieder in - in neuer Form. Die neue Sportart heißt Calisthenics und enthält turnerische Elemente. In Leingarten wurde dieser Trend aufgegriffen. Den von der Agenda-Gruppe initiierten Calisthenics-Park am Eichbottzentrum gibt es seit 2017.