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Als Fahrlehrer braucht man vor allem Geduld und ein offenes Ohr

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Zwischen Versagensängsten vor der Prüfung und Stoßgebeten beim Anfahren auf dem Berg: Fahrlehrer Mario Schörk aus Lauffen gibt einen Einblick in seinen Beruf.

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Mario Schörk, der seit über 25 Jahren als Fahrlehrer arbeitet und in Lauffen eine Fahrschule betreibt, erklärt Elena Kleschtschew die Kontrollleuchten, ehe es in einer Fahrstunde quer durch Lauffen geht.
Foto: Mario Berger
Mario Schörk, der seit über 25 Jahren als Fahrlehrer arbeitet und in Lauffen eine Fahrschule betreibt, erklärt Elena Kleschtschew die Kontrollleuchten, ehe es in einer Fahrstunde quer durch Lauffen geht. Foto: Mario Berger  Foto: Berger, Mario

Kupplung treten, rechter Fuß auf die Bremse und Fahrzeug starten", sagt Mario Schörk zu seiner Fahrschulschülerin Elena Kleschtschew. Die Stimmung im leuchtend gelben Golf 7 GTD mit 185 PS ist ruhig, von Aufregung keine Spur, und das obwohl Elena Kleschtschew an diesem Morgen um acht Uhr früh ihre gerade mal dritte Fahrt absolviert. Ohne den Motor abzuwürgen, gleitet die 32-Jährige das Auto aus der Parklücke heraus. Los geht die Fahrstunde quer durch Lauffen am Neckar.

Fahrschüler öffnen sich

Mario Schörk, der die Business Class Fahrschule Schörk in Lauffen betreibt, hat in 25 Jahren Berufserfahrung viel erlebt. Sein Job geht über die klassische Arbeit eines Fahrlehrers hinaus, sagt er. Oftmals öffnen sich Fahrschüler ihm gegenüber, erzählen von Problemen zu Hause oder mit dem Freund. "Das ist wie beim Friseur", sagt der 54-Jährige und lacht.

"Die Angst zu versagen ist groß"

Aber nicht nur ein offenes Ohr muss man haben, sondern auch "unwahrscheinlich viel Geduld" und "zwischenmenschliches Feingefühl". Der Druck bei seinen Schützlingen vor Prüfungen sei enorm. Ein Fahrschüler habe einmal so gezittert, dass er auf dem Gaspedal regelrecht gesteppt habe. Manch einer bekomme einen Weinanfall. "Dann kommt alles hoch. Die Angst zu versagen, ist groß", weiß der Fahrlehrer.

Oftmals helfe es, rechts ranzufahren, seine Schüler daran zu erinnern, tief durchzuatmen, oder sie an der frischen Luft einmal ums Auto laufen zu lassen. Irgendwo seien alle Idealisten - manche mehr, manche weniger - die sich entweder selbst großen Druck machten oder aber von ihrer Familie unter Druck gesetzt würden, die Prüfung zu bestehen.

Die Versagensangst kann der Fahrschullehrer nachvollziehen, findet sie aber unbegründet. "Meine Theorie ist: Jeder besteht irgendwann die Prüfung, ähnlich wie beim Abitur. Man kann sich nicht blamieren, nur dazulernen."

Während der Prüfung ans Handy

Einmal, erinnert sich Schörk zurück, sei ein Fahrschüler während der Prüfung an sein klingelndes Handy gegangen. "Wie das ausgegangen ist, muss ich nicht weiter erklären", sagt der 54-Jährige und lacht. Von dieser Anekdote erzähle er noch heute im Theorieunterricht.

Mittlerweile ist Elena Kleschtschew in ein Wohngebiet eingebogen, in dem sie auf einem Berg Anfahren üben soll, eine Übung, die nicht mehr Pflicht in der Prüfung ist und einige Fahrschüler Nerven kostet: Die meisten schicken Stoßgebete in den Himmel, wenn sie auf einem Berg geradewegs auf eine Ampel zusteuern, weiß Mario Schörk. "Bleib grün", ist dann zu hören. Keiner wolle den Motor abwürgen.

Zu viele Anweisungen überfordern

Der Grundstein in seiner Arbeit liege darin, Fahrschülern beizubringen, wie sie sich im Straßenverkehr richtig verhalten, betont Schörk. Kleinigkeiten anzusprechen, reiche aus. "Wenn man zu viel redet, überfordert das." Befindet man sich in einer kniffligen Situation, schaut er seinem Fahrschüler auf die Füße. Wenn sie nicht da sind, wo sie sein sollen, ist der 54-Jährige bremsbereit und schreitet ein. Fünf Überland-, vier Autobahn- und drei Nachtfahrten gehören zum Pflichtprogramm genauso wie der Theorieunterricht. Die eigentliche Erfahrung sammeln die Fahrschüler aber nach der Prüfung, wenn sie alleine im Auto sitzen.

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