Lauffener Kartoffelbauer Günther Schmid: "Es fehlt an fairen Wettbewerbsbedingungen"
Im Interview spricht Günther Schmid über Süßkartoffeln aus Lauffen, die Vermarktung seiner Produkte und Herausforderungen für die Landwirtschaft.

Der Kartoffelhof Schmid wird in vierter Generation von Günther Schmid und seinem Vater Ernst Schmid bewirtschaftet. Neben unterschiedlichen Kartoffelsorten pflanzen sie auch Kürbisse, Süßkartoffeln und Wassermelonen an.
Was macht ein Kartoffelbauer üblicherweise gegen 17 Uhr an einem Wintertag?
Günther Schmid: Feierabend. Denn unser Arbeitstag ist im Winter um die Zeit kürzer, die er im Sommer länger ist.
Haben Sie eine liebste Kartoffelsorte?
Günther Schmid: Nein, es gibt zu jeder Jahreszeit hervorragende Kartoffelsorten. Die passende Sorte für das Gericht ist viel wichtiger. Für den Kartoffelsalat eine festkochende Salatkartoffel und für den Kartoffelbrei die mehlige Speisekartoffel.
Sie bauen auf Ihrem Hof auch Süßkartoffeln an, die ursprünglich aus Südamerika stammen. Wie verträgt diese Sorte das Klima hierzulande?
Schmid: Die Süßkartoffel ist eigentlich gar keine Kartoffel. Sie wird so genannt, da man sie ähnlich wie Kartoffeln verwendet, also Pommes oder Brei daraus macht. Die Süßkartoffel mag keine Kälte. Deshalb pflanzen wir sie erst Ende Mai und ernten im Oktober oder November vor dem ersten Frost. Auch bei der Lagerung mag sie es warm und trocken. Bei den Kunden ist die Süßkartoffel noch nicht angekommen. Das wird sicher noch einige Zeit dauern. Süßkartoffeln bauen wir bisher noch aus Idealismus an.
In Lauffen gibt es viele Kartoffelhöfe. Wie kommt das?
Schmid: Wir haben gute Böden und sind hier mit der Vegetation ein paar Tage früher dran als anderswo. Deshalb hat sich hier die Frühkartoffel durchgesetzt. Wenn einer erfolgreich ist mit dem Anbau von Kartoffeln, fangen immer mehr damit an. Das nennt sich Agglomerationsvorteil. Bei uns im Ort wurde auch eine Kartoffelberatung initiiert. Und das Wissen wurde weitergegeben.
Ihre Familie lebt seit vier Generationen vom Kartoffelanbau. Wie hat sich die Arbeit verändert?
Schmid: Eigentlich gar nicht. Im Mittelpunkt steht noch immer die Liebe zum Produkt. Natürlich hat sich die Technik verbessert, was uns die Arbeit erleichtert. Und wir wissen heute mehr. Aber eigentlich ist die Arbeit noch dieselbe.
Wie vermarkten Sie Ihre Produkte?
Schmid: Unsere Kartoffeln gibt es bei gut sortierten Einzelhändlern in der Region, im Umkreis von ungefähr 20 Kilometern. Mit unserem Namen drauf, jede Woche frisch und direkt geliefert. Wir stehen für gleichbleibende Qualität und Kontinuität, das ist uns wichtig.
Schwingt da Kritik am Handel mit?
Schmid: Das kann man so nicht sagen: Der Handel tut nichts Unmoralisches. Er handelt mit der Ware, die der Kunde haben will. Bei Erdbeeren im Winter für vier Euro aus Spanien können wir regionalen Erzeuger nicht mithalten. Es fehlt an fairen Wettbewerbsbedingungen. Produkte aus anderen Ländern müssen nur den dortigen Standard erfüllen. Als würde man ein Auto ohne Anschnallgurt nach Deutschland importieren, weil man sich im Produktionsland nicht anschnallen muss.
Was sind die größten Herausforderungen für die Landwirtschaft?
Schmid: Die Unsicherheit. Was wird zukünftig von uns erwartet? Können wir das leisten? Und wollen wir das überhaupt? Es ist nur schwer greifbar, wo die Reise hingeht. Dauernd gibt es neue Verordnungen zu Pflanzenschutzmitteln, Düngung und Ökologisierung der Landwirtschaft durch die Politik und die Gesellschaft. Ich kann meinen Betrieb zwar entwickeln, aber ich weiß nicht, ob das Bestand hat.
Wie stehen Sie dann zu einer Übernahme des Hofs?
Schmid: Meinen Söhnen will ich offenlassen, ob sie den Hof irgendwann übernehmen. Ich wünsche ihnen, dass sie einen Beruf finden, der sie glücklich macht. Da halte ich es wie mein Vater. Er wollte, dass ich mir die Welt anschaue, Erfahrungen sammle und mich dann bewusst dafür entscheide. Wenn sich jemand gegen den Familienbetrieb entscheidet - egal ob Hof, Metzgerei oder Bäckerei - und es nicht bereut, habe ich größten Respekt. Für mich selbst war es die richtige Entscheidung, den Hof weiterzuführen.
Zur Person
Günther Schmid ist 38 Jahre alt. Seit sechs Jahren bewirtschaftet er die Hälfte des Familienbetriebs in eigener Verantwortung. Zuvor studierte Schmid Gartenbau mit Fachrichtung Obstbau in Geisenheim. In einem Auslandssemester in Wien bildete er sich in der Agrarwissenschaft weiter. Einige Zeit war Günther Schmid im Vertrieb neuer Sorten für ein niederländisches Unternehmen tätig. Dabei war er nicht nur für das Produktmanagement, sondern auch für die Anbauberatung zuständig. Eine Beratertätigkeit übernahm er ebenfalls beim Aufbau eines Kartoffelhofs in Kasachstan.