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Nordheim
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Präzisionsarbeit ohne Mitarbeiter in der Nordheimer Firma Eberhard

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Bei der Nordheimer Firma Eberhard laufen dank eines hohen Automatisierungsgrades in der Nacht nur Maschinen.

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In der Nitrieranlage werden Teile mit Stickstoff angereichert.
Foto: Eberhard
In der Nitrieranlage werden Teile mit Stickstoff angereichert. Foto: Eberhard  Foto: Paul, Jürgen

Die weitläufige Produktionshalle der Firma Eberhard in Nordheim ist verwaist. Die letzten der rund 350 Mitarbeiter in der Fertigung verlassen das Gelände nach dem Ende der Spätschicht um 22.30 Uhr, der Parkplatz vor der Halle hat sich geleert. Doch das rhythmische Rattern und Summen verschiedener Maschinen weist darauf hin, dass hier sehr wohl noch gearbeitet wird. Der Automatisierungsgrad ist hoch bei dem Spezialisten für Präzisionsteile.

Nachts geht es ganz ohne Personal

Geschäftsführer Fabian Eberhard, Fertigungsleiter Alexander Speitel und Abteilungsleiter Hasan Pekdemir sind in dieser Nacht extra in die Fabrik gekommen, um zu erklären, was sich hier normalerweise ganz ohne Personal abspielt.

Die Richtmaschine sorgt dafür, dass Auswerferstifte gerade rauskommen. Sie läuft 24 Stunden pro Tag und begradigt Metallstifte von 20 Zentimetern bis hin zu einem Meter Länge. "Die Stifte eignen sich für alles, wo Löcher rein müssen", erläutert Eberhard. Sie kommen in Spritzgießwerkzeugen zum Einsatz, als Schneidstempel oder als Perforierstifte. Das Material holt sich die Maschine selbst, nach dem Richten überprüft ein Sensor, ob die Stifte gerade sind - falls nicht, werden sie aussortiert. Und wenn es technische Probleme gibt? "Dann meldet sich die Maschine auf meinem Handy", sagt Hasan Pekdemir, der regelmäßig nach dem Rechten schaut. Das komme aber selten vor.

Nachfrage nach Metallstiften von Eberhard ist groß

 Foto: Eberhard

Die Nachfrage nach den vielseitig einsetzbaren Stiften ist laut Fabian Eberhard so groß, dass das Familienunternehmen demnächst noch zwei zusätzliche Richtmaschinen bekommt, die nach seinen Vorgaben konzipiert wurden. "Wir sind eins der wenigen Unternehmen, die diese Stifte noch selbst herstellen", sagt der Geschäftsführer.

Einige Meter weiter verrichten die Härtereiöfen rund um die Uhr unauffällig ihre Arbeit. In ihnen werden die Stifte und andere Teile auf bis zu 1250 Grad erhitzt und dann mit Stickstoff abgeschreckt. 20 verschiedene Härteprogramme kann der Ofen fahren, der bis zu einer Tonne Material aufnehmen kann. Ohne Mitarbeiter funktioniert auch das sogenannte Plasmanitrieren. Bei diesem Verfahren werden die Ränder der Werkstücke mit Stickstoff angereichert und dadurch härter und haltbarer gemacht.

Funkenerodieren im separaten Raum

Gleich fünf Maschinen summen in einem abgetrennten Raum mit stets konstanter Temperatur leise vor sich hin. Funkenerodieren nennt sich das Verfahren, das Eberhard hier vor allem für die Medizintechnik anwendet. Dabei werden Teile unter Wasser mit Hilfe von Strom und hauchdünnem Draht zugeschnitten. "Damit können wir alle nicht runden Löcher extrem genau einbringen", erläutert Fertigungsleiter Alexander Speitel. Die Teile werden beispielsweise in Röntgenapparaten oder Computertomographen verbaut.

So laufen die unterschiedlichen Maschinen bei Eberhard ohne Störungen rund um die Uhr, bis der Auftrag abgearbeitet ist und sie für den nächsten Auftrag vorbereitet werden müssen. Dann müssen auch wieder Mitarbeiter Hand anlegen - aber nicht mitten in der Nacht.

 


Das Unternehmen

Das 1933 in Nordheim gegründete Familienunternehmen Gebrüder Eberhard ist heute in drei Bereichen aktiv: In Nordheim und im thüringischen Ohrdruf ist der Geschäftsbereich Präzisionsteile angesiedelt, in Heilbronn-Böckingen der Elektrogroßhandel und das Küchenstudio. Das Unternehmen, das von Fabian Eberhard und dessen Cousin Manuel Eberhard geführt wird, beschäftigt aktuell mehr als 500 Mitarbeiter an fünf Standorten.

 

 
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