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Künzelsau
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Schneefangzäune trotzen Wind und Wehen

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Schneefangzäune helfen, Landstraßen im Winter von der weißen Pracht freizuhalten. Die Straßenmeisterei des Landratsamts stellt sie auf - eine Tätigkeit, die neben Muskelkraft auch ein gutes Auge verlangt

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Mit Muskelkraft prüfen die Straßenwärter ihr Werk. Der Fangzaun muss kräftigen Stürmen und Schneefällen standhalten können.
Fotos: Torsten Büchele
Mit Muskelkraft prüfen die Straßenwärter ihr Werk. Der Fangzaun muss kräftigen Stürmen und Schneefällen standhalten können. Fotos: Torsten Büchele  Foto: Büchele, Torsten

Eine steife Brise weht über die Höhen zwischen Kocher und Jagst. Ohne Hindernis pfeift der Wind über die Felder zwischen Mäusdorf und Laßbach. Noch macht er Trockenübungen, doch im Winter, wenn Schnee fällt, weht er diesen bis auf die Landstraße und macht sie unpassierbar. Damit das nicht passiert, stellt die Straßenmeisterei Künzelsau im Herbst Schneefangzäune auf. "An neuralgischen Punkten", erklärt Straßenmeister Günter Thürauf - also an wichtigen Kreuzungen und Ampeln, und wo wie bei Laßbach kräftige Schneeverwehungen drohen.

Seit 7 Uhr ist er mit einer Kolonne unterwegs zu diesen Punkten. Nicht nur an diesem trüben Morgen im Spätherbst, sondern vier Wochen lang fast täglich. Rund 20 Kilometer Zäune stellt die Straßenmeisterei vor jedem Winter auf, an weit über 100 Punkten; genau gezählt hat sie Günter Thürauf nicht. "Vor vielen Jahren", als noch mehr Schnee fiel, waren es bis zu 30 Kilometer dieser Plastiknetze. "Die B19 ist unsere wichtigste Strecke", sie ist die Verbindung zwischen Schwäbisch Hall, Künzelsau und Bad Mergentheim. Doch so wie hier über dem Kocher, werden auch die Höhenzüge jenseits des Jagsttals bei Schöntal und Krautheim jedes Jahr gut benetzt.

Private Landbesitzer müssen die Schneezäune auf ihrem Grundstück dulden

Gut draufhauen auf die Heringe, damit sie nicht rausfliegen bis auf die Straße.
Gut draufhauen auf die Heringe, damit sie nicht rausfliegen bis auf die Straße.  Foto: Büchele, Torsten

So ziehen sie los, fünf Männer um Kolonnenführer Werner Dittenhöfer, mitten aufs Feld, direkt in den Wind, der heute aus West weht, wie so oft. In orangenen Arbeitsanzügen bilden sie bunte Punkte zwischen den dunkelgrünen Plastiknetzen, der matschigen Wiese und dem grauen Himmel. Dass sie sich auf Privatgrund eines Landwirts befinden, hält sie nicht ab. Alle Zäune werden auf privaten Äckern und Wiesen aufgestellt. Die Besitzer sind laut Straßengesetz verpflichtet, die Schneezäune zu dulden.

Die etwa 1,20 Meter hohen Plastikbahnen dürfen nämlich nicht zu weit weg und auch nicht zu nah dran am Straßenrand stehen. Quer zur vorherrschenden Windrichtung aufgestellt, brechen die auf der Hälfte der Fläche durchlässigen Maschen den Wind so, dass sich eine Schneewehe vor und eine hinter dem Zaun bildet - Stauwehe und Sogwehe. Würde man die Zäune direkt an die Straße stellen, dann lagere sich der Schnee erst recht auf der Fahrbahn ab. Das 12- bis 15-Fache der Höhe eines Zauns ist die übliche Entfernung zur Straße. Dass die Zäune durchlässig sind, auch 30 Zentimeter untenrum, ist wichtig, damit sie nicht unter der Schneelast umstürzen.

Leichter Frost wäre ideal für diese Tätigkeit - doch wenn man dann erst beginnt, ist es zu spät

Die Männer entrollen die Plastikbahnen, drei Stück zu je 24 Meter, an dieser Stelle insgesamt 72 Meter Zaun. Einer bringt mit seiner Schubkarre Werkzeug und Drähte, Stangen, Füße und Heringe aus Metall. Zwei montieren Stangen und Füße an die Zäune, stellen sie auf, stecken sie zusammen und ins Feld. Einer klopft mit dem Hammer die Heringe in den Boden. Man müht sich, denn es hat kräftig geregnet und der Boden ist Matsch. Das Metall muss tief ins Erdreich getrieben werden, damit es hält. Ideal wäre leichter Frost, aber wenn man dann erst anfängt, ist es zu spät, der Winter schon da.

Wenn die Bauern auf ihre Felder drängen, kann der Abbau der Zäune ungemütlich werden

Zwei weitere Männer spannen Drähte vom Zaun zu den Heringen und zurren ihn zu beiden Seiten fest. Denn wenn es einmal richtig stürmt, muss der Zaun immer noch stehen. Klappt er zusammen, "fliegen die Heringe schon mal bis auf die Straße", erklärt Kolonnenführer Werner Dittenhöfer. Deshalb werden alle Schneefangzäune noch mal auf Standfestigkeit überprüft, wenn es erstmals kräftig schneit. Wenn die Zäune dann noch stehen, halten sie bis zum Ende des Winters - oder bis die Landwirte auf ihre Felder drängen. Mitte bis Ende Februar gehe es schon los mit der Feldarbeit; und wenn dann der Wetterbericht noch Schneefall ankündigt, muss Günter Thürauf die Bauern mitunter ausbremsen, damit sie ihm nicht voller Elan die Gülle auf den Zaun spritzen. Spätestens dann ist der Winter vorbei.

Straßenwärter haben vielfältige Aufgaben

Zunächst wird der Zaun sauber ausgelegt, bevor er aufgestellt werden kann.
Zunächst wird der Zaun sauber ausgelegt, bevor er aufgestellt werden kann.  Foto: Büchele, Torsten

"Wir haben immer volles Programm", sagt Straßenmeister Günter Thürauf. Seine Straßenmeisterei sorgt für die Verkehrssicherheit auf allen Bundes-, Landes- und Kreisstraßen außerhalb geschlossener Ortschaften im Altkreis Künzelsau, das sind rund 365 Kilometer. Dazu kommt die Straßenmeisterei Öhringen mit weiteren rund 300 Kilometern Strecke. Beide Einrichtungen haben jeweils rund 30 Beschäftigte und unterstehen dem Straßenbauamt des Landratsamts Hohenlohekreis.

Die meisten Menschen kennen die Straßenmeisterei vom Winterdienst: Mit großen Schneepflügen räumen und streuen sie bei Schneefall und Glätte. Doch erledigen die Straßenwärter das ganze Jahr über Reparaturen und Markierungsarbeiten an der Fahrbahn. Sie machen die Grünpflege und pflegen die Entwässerungsgräben entlang der Straßen, kümmern sich um die Ampeln, richten Straßensperrungen und Umleitungen ein. Auf Kontrollfahrten prüfen sie, ob alles in Ordnung ist auf den Straßen. Sie erneuern kaputte Straßenschilder und reinigen die Fahrbahn, etwa nach Unfällen - rund um die Uhr, wenn es sein muss.

 
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