Es ist nass. Pitschnass. Nicht ungewöhnlich für einen Besuch im Solebad, möchte man meinen. Doch statt warmem Salzwasser im Becken, kommt kühles Nass von oben, verwandelt das Gelände in ein Labyrinth aus Pfützen und ungeplanten Wasserläufen. Ein kleines Grüppchen hat sich in Regenjacken und Kapuzen gehüllt, versammelt. Immer montags um 13 Uhr treffen sich Verantwortliche der Stadt und der Baufirmen, um sich über Niedernhalls aktuell größte Baustelle auszutauschen: Wie laufen die Arbeiten? Gibt es Probleme? Wie ist man in der Zeit? Was steht als nächstes an?
Auf der Baustelle des Solebads dominiert grau
Die Stimmen hallen durch den leeren Raum. Wo einst die Umkleiden waren, dominiert grauer Beton an Wänden und auf dem Boden. Er fügt sich nahezu nahtlos ins schier endlose Grau des verregneten Himmels ein. Ein verlassener, schwarzer Rollstuhl steht verloren in der Ecke, verleiht der Szenerie eine kuriose Note von Einsamkeit.
Tristesse pur: Der Umkleidebereich ist abgebaut und nicht wiederzuerkennen, ein einsamer Rollstuhl wacht in der Ecke.
Foto: Ludwig, Tamara
Ein alles durchdringendes Dröhnen und Hämmern übertönt die Gespräche. Die Gruppe macht sich auf den Weg zu einem Rundgang über die Baustelle. Dem Hämmern entgegen geht es in die einstige Badehalle. Auch hier: Grauer Beton mischt sich mit dem grauen Baustaub der Abrissarbeiten. Ein Bagger mit Abbruchhammer rollt entlang, wo sich sonst Badegäste gemütlich auf Liegen tummelten. Nur die Kugelleuchten an den Decken sind noch unberührt, trotzen dem Abriss. Noch.
Direkt neben dem einstigen 36-Grad-Becken fährt der kleine Bagger mit Abbruchhammer durchs Bad zu seiner nächsten Mission.
Foto: Ludwig, Tamara
Anders das Becken: Weite Teile sind abgebrochen. Bauleiter Dennis Ott erklärt, es werde künftig aus einer maßgeschneiderten Edelstahlwanne bestehen, die über ein 3D-Verfahren ausgemessen und dann gefertigt werde. Bis zu dieser Bemessung müssen die Abbrucharbeiten am Becken abgeschlossen sein. „Es wird eng, aber wie kriegen das hin“, sagt er. Eine Herausforderung sei hingegen die besondere geometrische Form des Bestandsgebäudes. „Die Wände stützen sich gegenseitig“, erklärt Ott. Daher müsse man jede Wand, die man abreiße oder in ihrer Stabilität beeinträchtige, erst abfangen, um die Statik des Gebäudes nicht zu gefährden.
Untergeschoss der Baustelle gleicht einer Tropfsteinhöhle
Die Gruppe folgt Dennis Ott ins Untergeschoss. Auch dort zeugt ein Wummern und Dröhnen von den Sanierungsarbeiten. Bau-Strahler tauchen die ehemaligen Technikräume in schummriges Licht, eine dünne Wasserschicht überzieht den Boden. Der Regen hat sich auch hier seinen Weg gebahnt und macht den Keller klamm und feucht, einer Tropfsteinhöhle gleich. Mittendrin ein roter Bürostuhl.
Ein roter Bürostuhl sorgt im Untergeschoss für einen Farbtupfer.
Foto: Ludwig, Tamara
Hier unten wird nicht nur mit Menschenhand gearbeitet. Ein Roboter strahlt den Beton im nur 1,50 Meter hohen Gang ab, der sich einmal um das Becken darüber zieht. Das Abstrahlen ist Teil der Betonsanierung, wie Ott berichtet. Denn Chlorid sei an einigen Stellen in den Beton eingedrungen und sorge dafür, dass der Bewehrungsstahl darin korodiere. Dennis Ott nimmt ein bereits ausgetauschtes Stück Stahl in die Hand. Es ist dünn, wie angefressen. Das nicht zu ersetzen, würde die Stabilität des Betons und damit der Statik des Gebäudes gefährden.
Rohbau des Bades soll bis Weihnachten stehen
Zurück im Erdgeschoss geht es nach draußen, wo der Anbau zu erahnen, nicht jedoch zu erkennen ist. Noch immer regnet es ohne Unterlass. „Der Rohbau ist eigentlich weitgehend abgeschlossen, es fehlen nur Holz und Glas“, sagt Bürgermeister Achim Beck. Dabei sind einige Holzwände längst da. Sie liegen von einer Plane geschützt auf dem Boden und warten darauf, aufgestellt zu werden – so es die Witterung erlaubt. Zuletzt habe ein Sturm zudem ein Gerüst umgerissen, das neu gestellt werden musste, ergänzt Dennis Ott.
Bis Weihnachten, so Achim Beck, soll der Rohbau inklusive Dach fertig sein. Dann lasse sich das neue Gesicht des Solebads erkennen. Somit bleibt ein Jahr, um die geplante Wiedereröffnung Ende 2025 zu schaffen und vom Ort der verlassenen Stühle wieder zu einem Wohlfühlort zu werden.
Projekt Solebad-Sanierung
Seit 2. April 2024 ist das Niedernhaller Solebad geschlossen. Die Stadt investiert rund 11,2 Millionen Euro in das Großprojekt, das nicht nur eine Kernsanierung des Gesundheitsbades beinhaltet, sondern den Bau eines neuen Eingangsbereichs sowie einer Heizzentrale. Abzüglich aller genehmigten Fördermittel und der von Reinhold Würth zugesagten Spendensumme über zwei Millionen Euro, liegt der Eigenanteil der Stadt voraussichtlich bei rund 4,2 Millionen Euro.
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